Harburg. Durch umgestürzte Bäume blieb in Buchholz ein Metronom stehen und musste evakuiert werden. Feuerwehr im Dauereinsatz.
Ein kurzes, aber kräftiges Sommergewitter hat am Donnerstagabend den Zugverkehr zwischen Hamburg und Bremen für zehn Stunden lahmgelegt. Rettungskräfte evakuierten einen Regionalzug und betreuten bis in die Nacht Hunderte gestrandete Reisende. Ab 17 Uhr war das Gewitter vom Süden über den Landkreis Harburg gezogen. Nur wenige Minuten später gingen die ersten Notrufe bei der Feuerwehr ein und sie hörten für mehr als 90 Minuten kaum auf.
Landkreis Harburg: Regionalzug nach Stromausfall stehengeblieben
Dutzende Bäume stürzten auf Straßen, Häuser und Autos. Mehrere Bäume und Äste fielen auch auf die Oberleitungen der Bahnstrecke Hamburg - Bremen und auf die Güterzugtrasse bei Jesteburg.
In der Folge fiel der Strom streckenweise aus. Ohne Stromversorgung blieb gegen 17.15 Uhr ein Regionalzug der Metronom 200 Meter vor dem Bahnhof Buchholz auf der Strecke stehen. Da die Klimaanlage bei Temperaturen von um die 30 Grad Celsius ohne Strom nicht funktionierte, entschieden sich die Rettungskräfte, den Zug zu evakuieren.
“Der Zug steht hier in einer Senke mit einer Böschung auf beiden Seiten. Das macht die Evakuierung nicht ganz einfach”, sagte Feuerwehrsprecher Mathias Wille. Die 230 Reisenden stiegen über Leitern und mithilfe von Feuerwehrleuten einen etwa fünf Meter hohen Abhang hinauf zur Straße. Rettungssanitäter versorgten vor Ort drei Personen wegen Kreislaufproblemen.
Bahnverkehr nach Gewitter vorübergehend eingestellt
Sie konnten wie die anderen Reisenden nach kurzer Zeit mit Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr weiter zum Buchholzer Bahnhof gefahren werden. Doch auch dort ging es für sie nicht mehr weiter. Denn kurz nach 17.15 Uhr stellte die Bahn den Zugverkehr auf der Strecke Hamburg - Bremen aus Sicherheitsgründen ein. Es lagen zu viele Bäume und Äste im Gleisbett.
Außerdem waren Züge von herabstürzenden Ästen getroffen worden. Am Tostedter Bahnhof strandeten ein Metronom nach Bremen und ein IC nach Frankfurt am Main mit insgesamt etwa 2000 Reisenden.
Während die Feuerwehren einen Baum nach dem nächsten zersägten, kam ein Lastwagenfahrer auf der Autobahn 1 im Buchholzer Dreieck durch Aquaplaning von der Fahrbahn ab und durchbrach eine Leitplanke. Der Lkw-Fahrer wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. In Neu Wulmstorf sollte gleichzeitig das Sportzentrum nach einem Blitzeinschlag brennen.
Schnell konnte die Feuerwehr Entwarnung geben: Der Blitz hatte nur einen Baum und ein Feld in Brand gesetzt. Durch den Regen und die Feuerwehrleute waren die Flammen schnell gelöscht. In Bendestorf hörten Anwohner einen lauten Knall. Ein Teil einer Eiche stürzte nach einem Blitzeinschlag auf ein Wohn- und Geschäftshaus an der Kleckerwaldstraße.
Mehr als 150 Einsätze im Landkreis Harburg
Insgesamt rückten die Feuerwehren im Landkreis Harburg innerhalb von zwei Stunden zu mehr als 150 Einsätzen aus. Besonders betroffen waren die Stadt Buchholz und die Gemeinde Jesteburg. Am Tostedter Bahnhof war am Abend noch nicht absehbar, wann die Bahnstrecke wieder befahrbar sein würde. Aufgrund der lang anhaltenden Sperrung wurden ab 20 Uhr Rettungskräfte vom Deutschen Roten Kreuz und den Johannitern zum Bahnhof geschickt.
Die Einsatzkräfte kümmerten sich um die Reisenden und verteilten Wasser, nachdem die Wasservorräte in den beiden Zügen zu Neige gingen. Als auch nach sieben Stunden weder vom Metronom noch von der Deutschen Bahn Busse organisiert werden konnten, schaltete sich das Ordnungsamt in Tostedt ein.
Landkreis Harburg: Bus-und Taxiunternehmen halfen
Ein lokales Busunternehmen stellte zwei Reisebusse zur Verfügung, so dass ab Mitternacht Familien mit Kindern nach Bremen fahren konnten. Etwa die Hälfte der Fahrgäste war zu diesem Zeitpunkt schon von Freunden und Verwandten abgeholt worden. Auch Taxiunternehmen aus der Region und Bremen fuhren fast im Minutentakt am Bahnhof vor. „Die Taxikosten müssen wir selbst auslegen, um nach Bremen zu kommen“, sagte eine Reisender. Ob die Bahn die Kosten übernehmen, wisse er nicht.
- Vier Wochen nach Sperrwerk-Panne: Noch viele Fragen offen
- Sturmfluten nagen an Elbstränden – zwei im Sommer gesperrt
- Behörde sucht intensiv nach Ursache für Telefonpanne
Eine lange Schlange bildete sich gegen 1 Uhr vor der mobilen Suppenküche der Rettungskräfte. Nach acht Stunden Warten waren die Gestrandeten hungrig und müde. Viele Reisende legten sich in den Zügen zum Schlafen hin. Mit zehn Stunden Verspätung rollte gegen 3.30 Uhr der erste Zug wieder in Richtung Bremen. Beim Metronom gab es Verspätungen bis in die Morgenstunden.