Hamburg. Der Arzt hatte die 59-Jährige beim Hereinfahren in die Garage überfahren: “Habe sie nicht gesehen“. Die Frau kam in eine Klinik.

In der Straße Am Soldatenfriedhof in Hamburg-Harburg hat sich am Dienstagmorgen ein schrecklicher Unfall ereignet. Eine schlafende Obdachlose ist in einer Garageneinfahrt überfahren worden. Die 59-Jährige schwebt nun in Lebensgefahr.

Um kurz vor 8 Uhr hatte der Fahrer eines Volvo Kombi seinen Wagen in die dunkle Tiefgarageneinfahrt gelenkt. Die Wohnungslose hatte dort nach ersten Erkenntnissen ihr Nachtlager aufgeschlagen, am Unglücksort lagen Plastiktüten und Decken. Als der Mann mit seinem Volvo am Morgen zur Arbeit fahren wollte und an das in der Wand verbaute Schloss heranfuhr, habe er die Frau einfach nicht gesehen, sagte er vor Ort. Die Frau lag offenbar einige Meter in der steil abfallenden Einfahrt zur Tiefgarage.

Mann überfährt schlafende Obdachlose: "Habe sie nicht gesehen"

Zunächst vernahm der Fahrer nur das Klirren einer kaputtgefahrenen Wodka-Flasche, erst einige Meter später wunderte er sich über ein undefinierbares Ruckeln des Fahrzeuges. Nachdem er ausstieg, so sagte der Fahrer zum Abendblatt, habe er die Frau gesehen und war schockiert.

Sanitäter schieben die lebensgefährlich Verletzte in einen Rettungswagen.
Sanitäter schieben die lebensgefährlich Verletzte in einen Rettungswagen. © Andre Lenthe Fotografie | Andre Lenthe Fotografie

Der praktizierende Arzt rief den Notruf und kümmerte sich um das Opfer. Als wenige Minuten später die ersten Feuerwehrleute und Polizisten eintrafen, wurde die Frau zunächst befreit und mit Notarztbegleitung in ein Krankenhaus gebracht.

Autofahrer schleift Obdachlose mit: „Zutiefst erschüttert!“

Es besteht weiterhin Lebensgefahr. „Ich bin zutiefst erschüttert, der Verursacher zu sein, aber ich bin nicht schuld an dem Unfall“, beteuerte der Volvo-Fahrer vor Ort. „Ich habe die Frau einfach nicht sehen können.“ Eine Erklärung, die auf den ersten Blick plausibel klingt, wie auch die Retter vor Ort bestätigten.

Warum die Frau knapp 15 Meter mitgeschleift und erst dann bemerkt wurde, muss die Polizei ermitteln. Ein Unfallsachverständiger und geschulte Beamte sicherten vor Ort Spuren. Ein Abschlepper hob den Wagen an, um unter das Fahrzeug zu schauen und Spuren zu sichern.