Harburg. Lions-Damen aus Buchholz überreichen Spende in Höhe von 6000 Euro an Harburger Tafel
6000 Euro: Eine so hohe Einzel-Geldspende ist auch für die Tafel Harburg selten. Überbracht wurde sie von Vertreterinnen des Lions Clubs Buchholzer Löwen und der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Brauchen kann die Tafel das Geld gut.
Zwar sind die Lebensmittel, die ausgegeben werden, ebenfalls gespendet, aber der Kühlraum, die Büros, die Sozialräume und nicht zuletzt die Lieferwagen der Tafel brauchen Energie. Und die Kosten für steigen und steigen. Gleichzeitig verzeichnen die Tafeln einen Ansturm auf ihre Ausgabestellen und einen Rückgang der Lebensmittelspenden. Es wird eng.
Corona, Krieg in der Ukraine und Inflation wirken sich aus
„Heute war Gemüse knapp“, berichtet Jens-Peter Polzien den Damen. Er ist an diesem Tag der Schichtleiter. „Eine Zeitlang konnten wir nur noch Zwiebeln und Lauch in die Kisten tun, bis der erste Wagen von der Sammeltour wiederkam. Der hatte zum Glück einiges Gemüse dabei.“
Direkt von Wagenpritsche in die Ausgabeluke zu verladen, quasi von der Hand in den Mund, ist bei der Tafel ungewöhnlich. Üblicherweise werden die Spenden des einen Tages sortiert und dann für den nächsten Tag vorkonfektioniert oder für die kommenden Tage eingelagert. Heute war das Lager so gut wie leer. 148 Kunden waren an diesem Vormittag da. Am Vortag waren es gar 208. Vor Corona, dem Krieg in der Ukraine und der Inflation waren es im Schnitt 80 Menschen am Tag, die sich Hilfe holten.
- Armut wächst in Harburg Stadt und Landkreis
- Tafeln – Rettung aus der Mülltonne
- Harburger Tafel und Drogenhilfe: Streit um Zusammenlegung
Tafel-Kunden müssen ihre Bedürftigkeit nachweisen – in der Regel mit einem Bescheid über staatliche Transferleistungen – bevor sie registriert werden. Einmal pro Woche könne sie dann Lebensmittel abholen, für einen psychologischen Preis von ein paar Euro. Polzien hat allein an diesem Tag acht neue Kunden in die Liste aufgenommen. „Viele Menschen, die bis jetzt gerade eben mit geringer Rente, ALG2 oder Niedriglohn ausgekommen sind, merken jetzt wegen der Inflation, dass das Geld nicht mehr reicht. Sie überwinden ihren Stolz und kommen zu uns“, sagt Polzien.
Spende wird nicht zum Einkauf von Lebensmitteln genutzt
Kurz vor der Spendenübergabe kommt Ansbert Kneip auf den Hof gerollt. Das Vorstandsmitglied der Tafel Harburg ist zugleich Sammelfahrer und Pressesprecher. Er fährt rückwärts bis kurz vor das Lagertor und öffnet den Laderaum. Die Kisten stapeln sich hoch. Zwischen Laderaumkante und erster Kistenreihe sind allerdings eineinhalb Meter Platz. Viel zu viel. „Normalerweise müsste der Wagen ganz voll sein“, sagt Kneip und spricht immerhin von einem Crafter mit 16-Kubikmeter-Frachtkoffer-Aufbau.
Drei davon hat die Tafel, dazu zwei Vitos. „Die Supermärkte kalkulieren knapper und es bleibt weniger übrig“, erklärt Kneip. „Dazu kommt, dass immer mehr Märkte eigene Bereiche einrichten, in denen sie bald ablaufende Waren günstig verkaufen. Diese Waren sind bislang bei uns gelandet.“
So schön die Geldspende der Löwinnen auch ist: Zum Einkauf von Lebensmitteln will die Tafel Harburg das Geld nicht verwenden. „Das würde dem Prinzip der Tafeln widersprechen“, sagt Kneip. „Unser Grundsatz ist es, Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen, die ohne unseren ehrenamtlichen Einsatz ihren Weg nicht zu Menschen, sondern auf den Müll gefunden hätten. Selbst Lebensmittel zu kaufen und wie Almosen zu verteilen, ist nicht unsere Sache. Aber die Arbeit verursacht auch so noch genügend Kosten. Allein der Sprit für die Sammelfahrzeuge ist im Preis enorm gestiegen.“
Buchholzer Löwen sind in Lions-Landschaft eine Rarität
Lions-Präsidentin Ulrike Peschau und ihre designierte Nachfolgerin Imke Rathmann zeigten sich beeindruckt von dem, was die Tafel leistet. Bislang kannten sie nur die Ausgabestelle in Buchholz. Das Geld hatten sie mit ihrer Ostereier-Lotterie eingesammelt. Der Lions-Club Buchholzer Löwen ist ein Damen-Club. Das ist in der bundesweiten Lions-Landschaft immer noch eine Rarität. 18 Frauen aus dem Landkreis treffen sich alle zwei Wochen, hören Vorträge und planen gemeinsam gute Taten. Neue Mitglieder sind willkommen.
Der letzte Sammelwagen fährt auf den Hof. Er war beim Zentrallager einer großen Supermarktkette. Auf der Ladefläche: zwei Europaletten mannshoch gestapelt mit Ananas in stabilen Kartons. An frischem Obst wird es morgen und übermorgen erst einmal nicht mangeln.