Wilhelmsburg. Organisationsteam des Elbinsel-Musikfestivals steht kurz vor dem Start unter Volldampf. Das erwartet die Besucher diesmal.

Wenn man abgedroschene Phrasen mag, dann fällt am Freitag um 18 Uhr der Startschuss für 48 Stunden Wilhelmsburg – nur, dass eben niemand schießt. Vielmehr wird an neun Spielorten gleichzeitig angezählt, zumeist wohl im Viervierteltakt. Bis Sonntagnachmittag kommen noch 39 weitere Spielstätten hinzu – vom Parkdeck bis zur Schwimmbühne; von der grünen Wiese bis zum rotgeklinkerten Bürgerhaus. 48 Orte sind es, die in den 48 Stunden bespielt werden. Viele mehrfach.

Insgesamt sind es 136 Konzerte, DJ-Sets oder musikalische Mitmach-Aktionen, welche die Wilhelmsburger und auswärtige Bewunderer des Hamburger Stadtteils vor die Tür locken wollen. Die Elbinseln sind im Ausnahmezustand, zumal dies der erste Sommer seit zwei Jahren ist, in dem das Festival wieder so gut wie ohne Corona-Einschränkungen ablaufen kann. Darüber freuen sich nicht nur die Wilhelmsburger, sondern auch das Organisations-Team von „Musik von den Elbinseln“, obwohl die Macherinnen gerade alle Hände voll zu tun haben.

48 Stunden Wilhelmsburg: Organisatoren hatten weniger Zeit

Ein Festival dauert 48 Stunden und nach dem Festival ist vor dem Festival: Die Kerncrew bei „Musik von den Elbinseln“, etwa ein Dutzend Helfer, ist eigentlich 363 Tage im Jahr mit der Vorbereitung der nächsten 48 Stunden Wilhelmsburg beschäftigt. „Dies Mal ist eine Ausnahme“, sagt Projektleiterin Alena Kruse. „Denn wegen der Corona-Auflagen fand das Festival 2021 erst im September statt, so dass wir für dieses Jahr, am angestammten Wochenende, drei Monate weniger zum Vorbereiten hatten.“

Öffentlichkeitsarbeiterin Elinor Lüdde und Projektleiterin Alena Krause gehören zum Kernteam des Festivals und freuen sich auf das Wochenende.
Öffentlichkeitsarbeiterin Elinor Lüdde und Projektleiterin Alena Krause gehören zum Kernteam des Festivals und freuen sich auf das Wochenende. © Lars Hansen

Beim Aufholen dieses Rückstands half neben der eigenen Energie auch die entspannte Lage, was die Corona-Auflagen angeht. Im Zeitplan für die letzten zwei Wochen war unter anderem die Anpassung der Auftrittsbedingungen an Corona-Auflagen eingepreist, bei 48 Locations kein Pappenstiel. Weil es aber keine nennenswerten Auflagen gibt, entfällt das. Zu tun gibt es trotzdem reichlich.

„Die Social-Media-Arbeit kommt jetzt auf Hochtouren, die Programm-Pressekonferenz ist gerade gelaufen und die Dokumentation des Festivals muss noch vorbereitet und koordiniert werden“, berichtet Elinor Lüdde, die für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Die über 100 ehrenamtlichen Helfer für das Wochenende werden jetzt eingewiesen und natürlich kommen jetzt immer mehr Detailfragen von Musikern und Veranstaltungsorten“, ergänzt Alena Kruse.

Bei 48 Stunden Wilhelmsburg ist 2022 wieder alles beim Alten? So ist es nun auch nicht. Es gibt Neuerungen und Entwicklungen: Nahtlos ins 48-Stunden-Programm eingebunden ist beispielsweise das Südwärts-Festival, bei dem sich Wilhelmsburger Teenager im Festivalmachen ausprobieren, als Künstler, Produzenten und Techniker. Außerdem wächst die Elbinsel weiter zusammen, auch über die ehemalige Landesgrenze hinaus. „Wir freuen uns, dass in diesem Jahr deutlich mehr auf der Veddel stattfindet“, sagt Alena Kruse. „Ganz besonders, dass wir dort die Fischbratküche unter den Veranstaltern begrüßen dürfen und dass sie uns wohl auch länger erhalten bleibt.“

In dem Kult-Imbiss auf dem ehemaligen Zollparkplatz spielt am Sonnabend, 11. Juni, die Musik – unter anderem die Plattdeutsch-Pop-Combo „Tüdelband“. Wer dann gleich auf der Veddel bleiben möchte, kann auf dem Oberdeck des Park-and-Ride-Hauses schicke Musik und eine hervorragende Aussicht auf den Hafen und die Veddel genießen.

Alltagsgeräusche aus der Gartenkolonie Teil des Konzerts

An einem Ort zu bleiben, ist allerdings zwar bequem, aber nicht im Sinne des Festivals, denn es geht um die gesamte Elbinsel mit ihrer ganzen Vielfalt. Elinor Lüdde hat deshalb ein anderes persönliches Highlight: „Beim Soundwalk im Kleingartenverein Georgswerder am Sonnabendnachmittag sammeln die Teilnehmer zusammen mit dem Musiker Manuel Scuzzo Alltagsgeräusche aus der Gartenkolonie und Manuel Scuzzo baut diese später in ein Konzert mit seiner Band ein.“ Alena Kruse freut sich besonders auf den Auftritt des Vokaltrios Curcuma am Freitag, 10. Juni, in der Emmaus-Kirche. „Was die drei Sängerinnen an Klangbildern erschaffen, ist beeindruckend“, sagt sie.

Mit dem Kern-Team, den freiwilligen Helfern, den Veranstaltern und ihren Crews, sowie den Künstlern, sind an diesem Wochenende gut 500 Leute dabei, dem Publikum ein schönes Festival zu bescheren. Nach dem Festival geht die Arbeit für Alena Kruse und ihre Leute gleich weiter: Einmal im Monat sind Netzwerktreffen mit kleinen 48-Minuten-Konzerten zu organisieren, das Festival muss abgerechnet und für die Förderer dokumentiert werden, und das nächste Festival vorbereitet werden, vielleicht mit noch mehr neuen Spielorten, denn: Ein Festival dauert 48 Stunden – und die Wahrheit liegt auf dem Platz!

Das ganze Programm gibt es online unter 48h.mvde.de/48h-wilhelmsburg/programm und gedruckt in Einrichtungen auf der Insel. Für den Eintritt zum Festival wird um eine Spende gebeten.