Harburg. 1804 Abc-Schützen wollen im Sommer in die erste Klasse starten. Welche Schulen besonders beliebt sind – und wo gerade gebaut wird
Während sich die meisten Grundschüler seit heute über die Ferien freuen, können es 2470 Kinder im Hamburger Süden kaum abwarten, endlich in die Schule zu kommen. So viele Erstklässler sind im Bezirk Harburg, in Wilhelmsburg und Finkenwerder für das Schuljahr 2022/23 angemeldet.
Ein absoluter Rekord – mal wieder. Allein im Bezirk Harburg gab es 1804 Anmeldungen – 134 mehr als im Vorjahr. Harburg liegt damit in absoluten Zahlen auf zweiter Position hinter Hamburg-Mitte mit einem Zuwachs von 198.
Rückläufige Anmeldezahlen haben nur wenige Schulen
Bedenkt man allerdings, dass Mitte nahezu dreimal so viele Einwohner hat wie Harburg, ist der Zuwachs in Harburg am größten: Auf 10.000 Harburger kommt eine Steigerung von knapp acht Abc-Schützen, während die Bürger von Mitte ihre Kinderzahl in diesem Jahrgang nur um 4,5 auf 10.000 erhöhen konnten – von den anderen Bezirken ganz zu schweigen. Eimsbüttel hat sogar rückläufige Zahlen. Bei weniger als einem Zehntel der Gesamtbevölkerung der Stadt stellt Harburg ein Fünftel des Schülerzuwachses.
Das stellt die Schulen vor Herausforderungen. Im Süden wird angebaut, umorganisiert und neu gegründet. Rückläufige Anmeldezahlen haben nur wenige Schulen. Es sind sehr häufig die, deren ursprünglicher Einzugsbereich jetzt zu Teilen von neu eingerichteten Schulen abgedeckt wird.
So haben beispielsweise die Schulen Dempwolffstraße, Maretstraße, Georg-Kerschensteiner-Schule und Grumbrechtstraße alle leichte Rückgänge – zusammen 18 – dafür aber wächst die im vergangenen Jahr eröffnete Grundschule am Park, die am Schnittpunkt der vier Einzugsbereiche liegt, gleich um 41 Schüler – 32 mehr als im Startjahr. Die Grumbrechtstraße ist mit 118 Anmeldungen immer noch stark angewählt und bleibt mit 681 Schülern von Jahrgang 1 bis 6 die größte Grundschule Hamburgs.
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Den Anmelderekord im Süden hält die Wilhelmsburger Elbinselschule mit 142, gefolgt von der Schule in der Alten Forst (Eißendorf) mit 140. Den Zuwachsrekord teilen sich die Schule am Park und die Ganztagsgrundschule Am Johannisland mit je 32. Besonders beliebt sind auch: Kirchdorf (103), Kiefernberg (121), Kapellenweg (117), Neugraben (123) und Schnuckendrift (105) – Zahlen, die beinahe an die der 1960er-Jahre heranreichen.
Nicht alle Schulleiter können sich so richtig freuen
Nicht alle Schulleiter können sich so richtig über die Beliebtheit ihrer Schulen freuen: Peter Böckstiegel, „Direx“ der Schule Schnuckendrift etwa, muss einen frisch eingerichteten Fachraum umnutzen und seine Einrichtung einmotten um die zusätzliche Klasse, die sich aus seinen Anmeldungen ergibt, unterzubringen. „Ich hoffe, den Raum auch wieder einrichten zu können“, sagt er.
Nach Jahren der steigenden Anmeldungen und damit der zunehmenden Enge an der Schule bekommt Martin Nölkenbockhoff, Leiter der Grundschule Marmstorf jetzt etwas Luft: Die Zahl der Neuanmeldungen ging leicht zurück, wohl auch, weil nicht wenige Marmstorfer Kinder nun an der neuen Grundschule am Sinstorfer Weg eingeschult werden.
Außerdem kann er mit seinen Schülern und Lehrern jetzt schon zwei neue Gebäude beziehen: Auf dem rund 6600 Quadratmeter großen Areal, das früher der Sportplatz war, entstehen zwei „Hamburger Klassenhäuser“ in Modulbauweise sowie eine individuell geplante neue Sporthalle mit Mensa. Die Klassenhäuser sind schon so gut wie fertig. Damit gehören die Behelfsklassenräume in Containern der Vergangenheit an. „Wir nutzen die Ferien für den Umzug in die neuen Räume“, sagt Nölkenbockhoff. „Darauf freuen wir uns schon sehr.“
Ende März werden die Bescheide verschickt
Über die Ferien wird in der Schulbehörde entschieden, welche Schüler wohin gehen sollen. Das geht in erster Linie nach den Wünschen der Eltern: Kann eine Schule alle Erstklässler annehmen, die dort angemeldet sind, gibt es keinen Handlungsbedarf. 96 Prozent der Eltern-Erstwünsche konnten in den vergangenen Jahren erfüllt werden.
Das klingt gut, bedeutet aber auch, dass auf 25 Anmeldungen durchschnittlich eine kommt, die abgelehnt wird – fast ein Schüler pro Klasse. Außerdem verteilen sich die Anmeldungen unterschiedlich: An den Schulen, die besonders stark angewählt sind, müssen eventuell mehr, als vier Prozent außen vor bleiben und mit der Zweitwahl vorliebnehmen.
Bei diesen „überangewählten“ Schulen werden zuerst die Kinder aufgenommen, deren Geschwister bereits die Schule besuchen. Danach entscheidet die Schulweglänge über die Aufnahme in der Wunschschule: Wer am nächsten wohnt, bekommt den Schulplatz. Ende März werden die Bescheide verschickt.