Harburg. Eigentümer Arne Weber möchte aus dem Denkmal an der Harburger Schloßstraße eine Kulturstätte machen
Der Binnenhafen könnte noch in diesem Jahr ein weiteres kulturelles Highlight bekommen. Investor Arne Weber hat sich von seinem Plan verabschiedet, im denkmalgeschützten Bornemannschen Haus an der Harburger Schloßstraße Studentenwohnungen zu bauen.
Statt dessen möchte der Harburger Bauunternehmer (HC Hagemann) einen Beitrag dazu leisten, den Binnenhafen für Bewohner und Besucher noch attraktiver zu machen: In der „Arne Weber Galerie“ sollen Bilder aus seiner privaten Sammlung sowie zusätzlich Auftragswerke ausgestellt werden. Viele werden käuflich erhältlich sein.
Investor: Wohl einzigartige Galerie in Deutschland
„Das wird eine tolle Galerie, wohl einzigartig in Deutschland“, schwärmt Weber. „Denn die Bilder werden nicht an weißen Wänden präsentiert, sondern inmitten des historischen Gemäuers. Wer hier herkommt, kann sich nicht nur ausdrucksstarke Bilder, sondern auch ein Denkmal anschauen.“ Damit die Räumlichkeiten mit den nackten Backsteinwänden des uralten Fachwerkhauses einladend wirken, will Weber sie mit ausgefeilter Lichttechnik in Szene setzen lassen. Zusätzlich plant er, einen edlen Fußboden einzubauen. Weber verspricht: „Jeder kann hereinkommen, ohne Eintritt. Wir zeigen den Leuten, wie das Haus von innen aussieht. Sie werden staunen, wenn sie die Galerie betreten.“
Noch fehlen die behördlichen Genehmigungen seitens des Denkmalschutzamts und des Bezirks. Doch offenbar ist dies nur noch eine Formsache: „Das Bornemannsche Haus ist ein ganz besonderes Gebäude. Es finden sich darin bauliche Zeugnisse, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Das Denkmalschutzamt begrüßt eine denkmalverträgliche Nutzung und steht dem Eigentümer beratend zur Seite. Eine öffentliche Nutzung bietet zudem die Möglichkeit, das Gebäude vielen zugänglich zu machen“, kommentiert Anna Joss, Leiterin des Hamburger Denkmalschutzamts, Webers Pläne.
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Sehr ähnlich sieht es Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen: „Das unter Denkmalschutz gestellte Bornemannsche Haus ist prägend für das Stadtbild. Die denkmalgerechte Sanierung sowie Nutzung des Gebäudes stehen für mich im Vordergrund. Das Bezirksamt begrüßt jede kulturelle Bereicherung für die Bürgerinnen und Bürger und freut sich über einen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellten Kulturort.“
Happy End für ein quälend langes Bauprojekt
Damit bekäme ein aus Webers Sicht langes, quälendes Bauprojekt ein Happy End. Als der Unternehmer Ende 2006 Haus und Grundstück kaufte, dachte er, das marode Fachwerkhaus abreißen zu können. Doch es steht seit 1941 unter Denkmalschutz, und daran war nicht zu rütteln. Also galt es, das Haus in Wert zu setzen. Weber wollte zunächst ein Boardinghouse einrichten, eine Herberge mit Zimmern für das Wohnen auf Zeit. Doch diese Pläne scheiterten 2013 (dem Jahr, als die letzte Bewohnerin auszog) am Veto der Denkmalschützer.
Im November 2016 bewilligte der Bund zwei Millionen Euro aus seinem Denkmalschutz-Sonderprogramm, damit das alte Bürgerhaus saniert und zu neuem Leben erweckt werden kann. Nach langen Verhandlungen mit dem Hamburger Denkmalschutzamt, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und dem Bezirksamt Harburg gab es im Juni 2018 grünes Licht für das Vorhaben, mindestens 20 Wohnungen für Studierende im Bornemannschen Haus unterzubringen. Sie sollten schon 2019 einziehen können.
Doch dann wurde das alte Fachwerkhaus ein Fass ohne Boden, das deutlich mehr Geld verschlang als erwartet. „Die Kosten liegen mehr als doppelt so hoch wie die Förderung“, sagt Weber. Als im Jahr 2020 die Arbeiten Fahrt aufnahmen, kamen immer mehr Schäden zum Vorschein. „Von innen war die Bausubstanz verrottet. Die Fassade sah auf den ersten Blick ordentlich aus. Aber dahinter war alles marode.“ Der Bauherr verlor die Lust am Projekt. „Ich hatte keine Beziehung zu dem Gebäude. Wenn man schon beschließt, ohne Gewinn zu arbeiten, dann sollte man das Projekt lieben. Aber das war nicht der Fall.“
Anstatt Wohnungen entsteht 500 Quadratmeter große Galerie
Vor einigen Wochen wurde das alte Fachwerkhaus plötzlich zur Herzensangelegenheit: Arne Weber hatte die Idee, dort keine 20-Quadratmeter-Wohnungen errichten zu lassen, sondern die historische Bausubstanz zu belassen und zur Kulisse von Kunstwerken zu machen. Das Galerie-Projekt tue auch dem Gebäude gut, sagt der Bauunternehmer: „Für Wohnungen wären die Wände überwiegend verkleidet worden. Bis auf vereinzelte Lehmwände wäre die historische Bausubstanz verdeckt und nur noch außen am Gebäude sichtbar. Außerdem hätten wir viele Sanitär- und sonstige Installationen einbauen müssen.“
In der 500 Quadratmeter großen Galerie werden, nach Themen sortiert, Motive gezeigt, die zunächst einmal dem Bauherren gefallen. „Es werden ganz tolle Bilder sein, abstrakt und gegenständlich. Sie tragen keine großen Namen, sondern stammen von eher unbekannten Künstlern, auch von erstklassigen Hobbymalern. Mir geht es um die Ausdruckskraft der Bilder, nicht um den Preis.“ Weber hofft darauf, dass der Verkauf mancher Bilder dennoch die Betriebskosten der Galerie einspielt. Dazu könnte nach Webers Plänen auch der Hauptraum beitragen, den er ab und an als Konferenzraum vermieten möchte. Aber vor allem geht es dem Unternehmer und Investor um eines: „Ich möchte eine Kulturstätte für den Harburger Binnenhafen schaffen, in dem ich so viel gewirkt habe.“