Harburg. Baustart ist im Herbst. Verkehrsministerium fördert den ersten Teilabschnitt, fünf Brücken werden gebaut. Wie hoch die Kosten sind.

Kreuzungsfrei von Nord nach Süd durch Wilhelmsburg? Das war bislang Autofahrern vorbehalten, auf der Autobahn oder der B 75. Demnächst sollen auch die Radfahrer die Elbinsel auf einer autobahnähnlichen Trasse durchqueren können. Ein so genannter Radschnellweg soll auf den 8,2 Kilometern zwischen Harburg und HafenCity mit nur einem einzigen Ampelstopp auskommen. Baubeginn für den ersten Teil könnte bereits in diesem Jahr sein, denn das Bundesverkehrsministerium fördert den südlichen Wilhelmsburger Abschnitt mit einer kräftigen Finanzspritze. Der zweite Teil soll ab 2025 begonnen werden.

Die Trasse ist bekannt: Sie folgt im Wesentlichen dem einstigen Verlauf der Wilhelmsburger Reichsstraße. Die ist mittlerweile fast restlos zurückgebaut. Der Neubau als Fahrradschnellstraße erfordert zahlreiche neue Brücken über Straßen und Kanäle. Das Geld aus Berlin kommt da ganz recht.

Verkehr Hamburg: Startpunkte aus dem Süden

Eigentlich sind die Radschnellwege immer noch verkehrspolitische Zukunftsmusik: Auf insgesamt 300 Kilometern sollen sie auf neun Routen in alle Himmelsrichtungen von den Rändern der Metropolregion in die Stadt führen und damit die Mobilitätswende unterstützen. Die Startpunkte der drei aus dem Süden auf Hamburg zulaufenden Radschnellwege liegen in Lüneburg, Stade und Tostedt.

Radschnellwege sollen sich durch eine besondere Breite auszeichnen, die ein sicheres Überholen auch bei Gegenverkehr ermöglicht und auch durch nur sehr wenige Kreuzungen und Ampeln. Dadurch sollen Radfahrende von unterschiedlicher Geschwindigkeit jeweils deutlich schneller und komfortabler als bisher auch mittellange Strecken bewältigen können.

Fahrradschnellwege als Alternative zum Auto

Den ganzen Weg beispielsweise zwischen Stade und Hamburg mit dem Fahrrad zurückzulegen, erwarten die Verkehrspolitiker nur von den wenigsten Pendlern, aber auch auf Teilstrecken könnten die Fahrradschnellwege eine Alternative zum Auto sein, beispielsweise beim Pendeln zwischen Buxtehude und Stade, oder um schnell von Neukloster nach Neu Wulmstorf zu radeln, von wo aus die HVV-Karte erheblich günstiger ist.

Bislang sind die Radschnellwege aber zumeist mehr theoretische Projekte als handfeste Fahrradstraßen. Lediglich in Hamburg sind einige Velorouten schon im Radschnellwegstandard ausgebaut. Vielerorts wird aber noch um die Trassen verhandelt.

Ministerium gibt 8,6 Millionen Euro

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert die Wilhelmsburger Strecke als Teilabschnitt des Radschnellwegs von Hamburg nach Lüneburg mit 8,6 Millionen Euro. „Wir wollen klimaneutrale Mobilität für alle. Dafür brauchen die Menschen überzeugende Angebote“, sagt Verkehrsminister Volker Wissing (FDP).

„Das Ministerium unterstützt die Länder und Kommunen dabei, die Radverkehrsinfrastruktur vor Ort auszubauen und zu modernisieren. So unterstützen wir nun die Stadt Hamburg beim Bau eines mehr als 50 Kilometer langen Radschnellwegs. Für die ersten drei Teilmaßnahmen dieses großen Projektes stellen wir über 8,6 Millionen Euro zur Verfügung. Das sind nicht nur gute Nachrichten für die Radfahrer und Pendler in der Region, sondern überzeugt hoffentlich auch viele weitere Menschen vom klimafreundlichen Fahrrad.“

Breite von mindestens vier Metern

Das 1,9 Kilometer lange Stück benötigt fünf Brückenbauwerke, was zu Gesamtkosten von 11,5 Millionen Euro für diesen Teilbereich führt. Der Radschnellweg wird durchweg in höchstem Standard mit einer Breite von mindestens vier Metern gebaut und die neuen IBA-Quartiere Wilhelmsburger Rathausviertel und Inselparkquartier erschließen.

Der Baubeginn ist noch für 2022 geplant, fertiggestellt werden soll der Streckenabschnitt im Jahr 2026. Weil der nördliche Abschnitt auch die IBA-Quartiere Spreehafenviertel und Elbinselquartier erschließt, beginnt sein Bau erst mit dem Baubeginn dieser Quartiere. Erste Erschließungen sind für 2025 geplant.

Verkehr Hamburg: Verbindung vom Süden ins Zentrum

Auf dem Südabschnitt knüpft die Veloroute 11 vom alten Elbtunnel her kommend, an den Schnellweg an und verlässt ihn auf Höhe des Harburger Bahnhofs wieder, um über den Harburger Ring in Richtung Eißendorf zu führen. Der Schnellweg nach Lüneburg biegt nördlich des Harburger Bahnhofs nach Osten ab und soll am Seevekanal entlangführen.

„Der Radschnellweg in Richtung Lüneburg hat eine zentrale Netzfunktion auch für Hamburg selbst, denn er sorgt für eine höchst attraktive Fahrradverbindung vom Hamburger Süden ins Zentrum“, sagt Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). „Dadurch wird dieser Weg auch mit dem Fahrrad in 20 bis 25 Minuten zu fahren sein.“