Landkreis Harburg. In zentraler Einrichtung sollen täglich bis zu 50 Menschen erfasst und erstversorgt werden, bevor es in Privatunterkünfte geht
Um die Ankunft und Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine so schnell und unbürokratisch wie möglich zu organisieren, plant der Landkreis Harburg die Einrichtung eines „Lokalen Ankunftszentrums“ (LAZ). Das Zentrum wird zurzeit in der Stadthalle Winsen hergerichtet und soll die Erstversorgung von bis zu 50 Geflüchteten täglich ermöglichen.
Vor Ort sollen mit Unterstützung von Dolmetschern soziale, gesundheitliche und rechtliche Fragen geklärt, Daten und Dokumente der Geflüchteten erfasst und ein erster Corona-Schnelltest vorgenommen werden. Darüber wird das mobile Impfteam der Johanniter vor Ort ein Impfangebot gegen Covid-19 sicherstellen. Die Pläne des Landkreises sehen zudem vor, die im LAZ versorgten Menschen anschließend direkt in private Unterkünfte zu vermitteln.
„Mit dem Lokalen Ankunftszentrum sollen die Abläufe bei der Erstaufnahme verschlankt und eine großräumigere Planung ermöglicht werden“, sagt Landrat Rainer Rempe. Die Aufnahme der vielen Geflüchteten aus der Ukraine sei eine riesige Herausforderung. „Wir haben es hier mit der größten Flüchtlingswelle seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu tun“, so Rempe. „Unsere Aufgabe und Verantwortung ist es, den vom Krieg betroffenen Menschen eine Zufluchtsstätte zu bieten – und zwar so professionell, wie es uns möglich ist.“
4000 Personen aus der Ukraine im Landkreis Harburg
Aktuell sind beim Landkreis Harburg 610 Menschen aus der Ukraine ausländerrechtlich erfasst. Weitere 800 Termine, bei denen im Schnitt fünf Personen pro Familie registriert werden, hat die Verwaltung für die kommenden vier Wochen vergeben. „Damit halten sich nach unseren Berechnungen aktuell etwa 4000 Personen aus der Ukraine im Landkreis Harburg auf“, sagt Reiner Kaminski, Fachbereichsleiter Soziales.
Und es werden täglich mehr. Für diese Woche hat das Land Niedersachsen dem Landkreis täglich 34 Geflüchtete zugewiesen, das sind pro Woche 170 Personen, die versorgt und untergebracht werden müssen. Die Zahl kann sich jederzeit erhöhen, dass wissen auch Kreis und Kommunen. Auch deshalb wollen sie bestmöglich vorbereitet sein.
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„Wir wollen, dass diese Menschen so schnell wie möglich aufgenommen werden“, sagt Rainer Rempe. Dafür habe der Landkreis inzwischen an drei Standorten Sammelunterkünfte eingerichtet. In der Buchholzer Schützenhalle ist eine Notunterkunft der Johanniter-Unfall-Hilfe bereits seit dem 11. März in Betrieb. Hier können 120 Personen untergebracht werden. In der Gemeinde Seevetal wurde das Helbach-Haus in Meckelfeld zur Sammelunterkunft umfunktioniert. Die Einrichtung bietet ebenfalls Platz für 120 Menschen und kann jederzeit starten. In Wohlesbostel (Samtgemeinde Hollenstedt) steht eine weitere Unterkunft für 44 Flüchtlinge aus der Ukraine bereit.
Kapazitäten in Pflege- und Seniorenheimen, Tagungsstätten und Jugendherbergen
Weil davon auszugehen ist, dass die Zahl der Geflüchteten in den kommenden Wochen stetig steigen wird, prüft der Landkreis weitere Standorte für Sammelunterkünfte. Im Fokus ist aktuell die Sporthalle der Berufsbildenden Schule Winsen (BBS Winsen), die vorsorglich für die sportliche Nutzung gesperrt worden ist. „Wir prüfen aber auch Kapazitäten in Pflege- und Seniorenheimen, Tagungsstätten und Jugendherbergen“, so Rempe. Ziel sei es, jeden Neuankömmling innerhalb von zwei Tagen von einer Sammelunterkunft in eine private Unterkunft zu vermitteln.
Davon gibt es noch jede Menge im Landkreis. Dem DRK, das hier als zentrale Anlauf- und Vermittlungsstelle fungiert, liegen 1896 private Wohnraumangebote vor, von denen 252 bereits genutzt werden. Damit stehen aktuell noch 1644 offene Plätze zur Verfügung. „Die Aufnahme in den Sammelunterkünften stellt uns vor immens große Herausforderungen“, sagt Jan Bauer, Vizepräsident des DRK-Kreisverbandes Harburg-Land e.V.. „Wir befinden uns aktuell in der Start- und Chaosphase, brauchen noch zwei Wochen, bis eine gewisse Struktur geschaffen worden ist und die Abläufe reibungslos klappen werden.“ Die Einrichtung eines LAZ in der Stadthalle Winsen sei dabei ein zentraler Baustein, um eine gewisse Grundordnung in diesem Prozess herzustellen.“
Kommunen haben ihre Unterstützung zugesagt
Bei den Johannitern, die die Sammelunterkunft in der Buchholzer Schützenhalle ertüchtigt haben und betreuen, ist knapp zwei Wochen nach Betriebsbeginn eine gewisse Routine eingekehrt. „Aktuell haben wir 60 Personen untergebracht“, sagt Tobias Könecke, Zugführer des Johanniter Einsatztrupps im Regionalverband Harburg. „Die Abläufe klappen reibungslos, so dass wir uns nun mehr den menschlichen Bedürfnissen zuwenden können.“ So gehe es jetzt darum, in Zusammenarbeit mit den Sozialkaufhäusern der Region, die Geflüchteten unter anderem mit Kleidung zu versorgen und weitere Ehrenamtliche zu akquirieren, die bei der Betreuung und beim Übersetzen helfen.
Auch die Kommunen haben ihre Unterstützung zugesagt. „Wir werden vor Ort das Ehrenamt ermuntern mit uns diese Aufgabe anzupacken“, sagt Buchholz’ Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse. „Vor allem für die Betreuung der Kinder müssen wir sorgen.“ Das sieht auch Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede so. „Die Betreuung der Kleinsten ist eine große Aufgabe. Das müssen wir schaffen - und das werden wir auch.“