Harburg. Fünf Bewerbungen sind für den Betrieb des zukünftigen Bürgerhauses eingegangen. Doch die meisten Namen bleiben unter Verschluss.
Am Freitag tagt zum ersten Mal die Auswahljury für die Neuvergabe des bisherigen Kultur- und Bürgerzentrums „Rieckhof“ als „Bürger:innenhaus Harburg“ an einen neuen Trägerverein. Das Gremium aus Beamten, Politikern und Vertretern einiger vom Bezirksamt bestimmten Institutionen soll die eingegangenen Bewerbungen sichten und nach einem vorgegebenen Bewertungssystem einordnen.
Insgesamt sind das fünf, wir Bezirksamts-Pressesprecherin Wrenda Kapoor auf Anfrage erklärt. Wie berichtet, hatten sich sechs Interessenten Mitarbeiter zur Begehung und Begutachtung des Gebäudes geschickt. Der DRK-Kreisverband Harburg war einer, teilte aber mit, keine Bewerbung abzugeben.
Bezirksamt Harburg behandelt Bewerberliste wie Staatsgeheimnis
Zwei Bewerber haben sich zudem öffentlich erklärt: die Elbe-Werkstätten, deren Beschäftigte schon jetzt im täglichen Betrieb des Rieckhof eine wichtige Rolle spielen, und die Harburger Kulturgenossenschaft „Dreifalt“ (das Abendblatt berichtete). Und die Restlichen? Das Bezirksamt Harburg behandelt die Bewerberliste wie ein Staatsgeheimnis. „Die Namen der Bewerbenden werden nach Abschluss des Verfahrens veröffentlicht“, sagt Wrenda Kapoor. Also erst, wenn der erfolgreiche Bewerber feststeht – und auch dann nur „sofern die nicht zum Zuge gekommenen Beteiligten damit einverstanden sind“, betont Kapoor.
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Detailfragen, wie die, ob wenigstens einer der drei anderen Bewerber bereits einen Harburg-Bezug hätte, beantwortet das Bezirksamt ebenfalls nicht. Ganz aus dem Rennen ist das DRK übrigens nicht: Der neue Träger soll kulturelle und soziale Angebote vereinen. Das DRK zog seine Bewerbung zurück, da es bei sich wenig Expertise im kulturellen Bereich sah; stellt sich aber ausdrücklich als Kooperationspartner für einen möglichen kulturellen Träger zur Verfügung, der Verstärkung und Erfahrung in der sozialen Arbeit benötigt. Der so eingeschränkte Rückzug des DRK und die Bewerbung der Kulturgenossenschaft „Dreifalt“ erfolgten kurz nacheinander.
Jahresetat für neuen Träger umfasst 450.000-Euro
Auch die Jury wird noch auf die Vertraulichkeit im Verfahren eingeschworen, heißt es aus dem Bezirksamt. Wirklich über die Trägerschaft entscheiden wird das Gremium allerdings nicht. Nach der Bewertung soll die Jury dem Bezirksamt lediglich eine Empfehlung aussprechen. Die abschließende Entscheidung trifft die Verwaltung. In einem letzten Schritt muss das Bezirksamt noch Einvernehmen mit der Bezirksversammlung herstellen – da Details erst bekannt gegeben werden dürfen, wenn der Gewinner des 450.000-Euro-Jahresetats für das Bürger:innenhaus festgestellt wurde; wohl in nicht öffentlicher Sitzung. Die Bekanntgabe ist für den Sommer vorgesehen. Danach beginnt die notwendige Gebäudesanierung und ein eventuell durch den Wettbewerbssieger gewünschter Umbau des Hauses. Je nach Umfang der Baumaßnahmen bedeutet das bis zu einem Jahr Schließung.
Bis dahin macht der Rieckhof als Rieckhof weiter. Der Saal wird regelmäßig für Bühnenveranstaltungen genutzt, bei denen das Publikum sitzen bleibt und auch die Tagungsräume werden unter 2G-Plus-Bedingungen vergeben. Es sind dort derzeit Termine frei, heißt es aus dem Haus.