Harburg. Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg erfreut über Neuansiedlungen und anhaltend hohe Nachfrage

Ähnlich wie in Hamburg, wo 2021 gerade als Rekordjahr der Wirtschaftsförderung gefeiert wurde, sind auch im Landkreis Harburg Gewerbeflächen heiß begehrt.

„Wir haben eine sehr hohe Nachfrage“, sagt Jens Wrede, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Landkreis Harburg GmbH (WLH), ein Tochterunternehmen des Landkreises. „Der Süden der Metropolregion Hamburg bildet den technologischen Schwerpunkt der Unternehmensansiedlungen. Das haben wir vor allem der guten Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Hamburg und dem HIT-Technopark in Harburg, der Leuphana Universität in Lüneburg und der Hochschule 21 in Buxtehude zu verdanken.“

30 neue Unternehmen mit 390 Arbeitsplätzen investieren in Landkreis

Auch für die WLH sei 2021 mit der Ansiedlung von 30 neuen Unternehmen, die 390 Arbeitsplätze mitbringen und 36 Millionen Euro allein baulich investieren, ein Rekordjahr gewesen, so Wrede. Die Zahlen beziehen sich auf die eigenen Flächen, die die WLH vermarktet. Hinzu kommen Privatverkäufe und Gewerbeflächen, die direkt von den Kommunen angeboten werden.

Etwa durch die Stadt Winsen. „Wir haben zwei Neuansiedlungen“, sagt Markus Trettin, Leiter der Winsener Wirtschaftsförderung. „Das klingt wenig, aber es waren die zwei letzten Flächen, die wir anbieten konnten. Die Nachfrage ist riesig, trotz Corona.“ Die beiden Flächen im Gewerbegebiet Luhdorf haben die Unternehmen Clean Logistics und Ankerkraut übernommen. Die Stadt hat nun weitere Flächen im Gewerbegebiet Boschstraße entwickelt, die gerade in die Vermarktung gehen.

Dagegen sei im Bezirk Harburg das Vorjahr – jenseits der Logistikfläche an der A1-Anschlussstelle Harburg (Neuland 23) – eher ruhig verlaufen, sagt Andreas Köpke, Sprecher von Hamburg Invest. Die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft hat in Harburg drei Grundstücke vermittelt, „an DHL, einen Lebensmittelgroßhändler und einen Handwerker“, so Köpke. Ein potenzieller „Kunde“ von Hamburg Invest ist nach Buchholz abgewandert: das Unternehmen Mayr & Wilhelm, Hersteller von Rohrbündel-Wärmetauschern für Raffinerien und die chemische Großindustrie. Es wird im Frühjahr von seinem aktuellen Standort in Neuland in den TIP Innovationspark Nordheide wechseln.

Innovationspark in Buchholz ist das Vorzeige-Projekt der WLH

Der Innovationspark ist das Vorzeige-Projekt der WLH. Auf rund 25 Hektar entstehen, eingebettet in ein Konzept für angewandte Forschung und Technologietransfer, „Gewerbegrundstücke mit hoher Aufenthaltsqualität für die Arbeitswelt von morgen“. Dazu gehört die Ausstattung mit dem derzeit schnellstmöglichen Internet (5G-Standard) als Campusnetz – 2021 hat das Land Niedersachsen eine Förderung in Höhe von 1,2 Millionen Euro zugesagt. „2022 wird für uns das Jahr, in dem wir das Campusnetz in Betrieb nehmen wollen und erste Projekte, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Hochschulpartnern und Unternehmen planen, konkret werden“, sagt Jens Wrede.

Über Mayr & Wilhelm freut er sich sehr: „Das ist ein spannendes Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen, viel Ausbildung und qualifizierten Anlagetechnikern.“ Hier gab es also eine Umsiedlung von Harburg/Stadt nach Harburg/Land. Andere, sehr junge Unternehmen haben ihren ersten Firmenstandort gleich im Landkreis gegründet, weil es für sie in Hamburg keine passenden Angebote gab. Wie LignoPure und traceless materials, die beide aus der Technischen Universität hervorgegangen sind.

Startup siedelte sich 2021 im Buchholzer ISI-Gründungszentrum an

LignoPure kommt aus dem Startup Dock an der Harburger Schlossstraße und nutzt den Holzabfallstoff Lignin als Rohstoff für Kosmetika. Aus ihm lassen sich auch vielseitige Bio-Kunststoffe herstellen. Das Jungunternehmen fand in der näheren Umgebung keine Bleibe und ist nun im Sirius Business Park in Buxtehude untergekommen. Auch traceless setzt auf Bio-Kunststoffe, hat eine Technologie entwickelt, durch die sich erstmals Nebenprodukte der Landwirtschaft zur Herstellung von stabilen Folien, festen Materialien und hauchdünnen Beschichtungen verwenden lassen. Das Startup siedelte sich 2021 als eines von fünf jungen Unternehmen im Buchholzer ISI-Gründungszentrum an.

Generell sei die regionale Wirtschaft jedoch eher holprig ins neue Jahr gestartet, stellt die IHK Lüneburg Wolfsburg fest, die auch für die Unternehmen im Landkreis Harburg zuständig ist. Der Hauptgrund seien anhaltende Störungen in den Lieferketten. Doch die Auftragsbücher seien gut gefüllt. „Wenn sich die gegenwärtigen Störungen auflösen, kann für unseren Wirtschaftsraum mit einem deutlichen Wachstumsschub gerechnet werden“, so Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHKLW. Allerdings werde dann der Fachkräftemangel wieder bedeutender.