Harburg. Garage der TUHH soll als Quartiersparkplatz dienen: Hürden sollen beseitigt und oberirdisch Platz gewonnen werden
Wie verteilt man den Freiraum in Hamburg? Angesichts von angestrebten Klimazielen und Mobilitätswende einerseits, gestiegenen Anforderungen an die Flexibilität – und damit Mobilität - von Arbeitnehmern andererseits, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie dichterer Wohnbebauung ist der Platz vor der Haustür mancherorts zur Kampfzone geworden.
Die einen verteidigen ihr gefühltes Recht auf einen Parkplatz vor der Haustür, die anderen wollen möglichst wenig Autos vor der Hecke haben. Die Poller in der Zimmermannstraße (das Abendblatt berichtete) oder gestrichene Parkplätze an einer neuen Fahrradstraße waren zuletzt Aufregerthemen im Bezirk Harburg.
Harburger Bezirkspolitik will neue Wege ausprobieren
In einem besonders betroffenen Quartier, dem rund um die Technische Universität (TUHH) will die Bezirkspolitik neue Wege ausprobieren, bei denen gleichzeitig mehr Platz für alle auf den Straßen ist und dennoch kein Anwohner auf einen Parkplatz in Wohnortnähe verzichten muss. Der Versuch soll Modellcharakter für andere Quartiere haben. Allerdings hat das Viertel rund um die TUHH etwas, was andere Wohngebiete nicht haben: Eine zentrale Tiefgarage mit vielen freien Plätzen.
Eng definiert, befindet sich das TUHH-Viertel innerhalb des Dreiecks Eißendorfer Straße, Schwarzenbergstraße und Gazertstraße. Der Parkdruck ist seit Jahrzehnten hoch. Das liegt nicht nur an der wachsenden Hochschule. Neue Wohnungen in der Nähe, das Personal der Stadtteilschule, mehr Autos pro Haushalt und Großveranstaltungen in der Sporthalle oder der Freikirche tragen auch dazu bei. Allerdings ist die Belastung erkennbar gestiegen, seit die TUHH vor vier Jahren begann, Gebühren für ihre Tiefgarage und ihre oberirdischen Stellplätze zu nehmen.
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Das machte die Hochschule nicht von sich aus: Der Rechnungshof hatte das verlangt. Die Argumente des damaligen TUHH-Kanzlers Klaus-Joachim Scheunert, das Verwalten der Gebühren sei teurer als die Einnahmen daraus, ließen den Rechnungshof kalt. Schon vor den Gebühren war die Garage nur zu 60 Prozent ausgelastet. Danach herrschte auf mehreren Parkebenen Leere. In den umliegenden Straßen hingegen wurde es enger – und nicht nur im eigentlichen TUHH-Quartier, sondern auch in Richtung Heimfeld oder Hastedtplatz. Schon damals kam von Anwohnern und Bezirkspolitikern der Vorschlag, man könne die freien Garagenkapazitäten doch Anwohnern anbieten.
Uni-Tiefgarage wird normalerweise abends verschlossen
Das geschah auch. Allerdings hat die Nutzung der Tiefgarage unter der TUHH für Betriebsfremde einen Haken: Wie alle TUHH-Gebäude wird auch die Tiefgarage abends ab- und erst morgens wieder aufgeschlossen. Alle Ausgänge außer der großen Einfahrt münden in Uni-Gebäude, auch die Notausgänge. In diesen Gebäuden möchte aber keine Hochschule außerhalb der Dienstzeiten betriebsfremde Personen herumlaufen lassen. Umbauten, die dieses Dilemma beseitigt hätten, wollte Kanzler Scheunert nicht bezahlen, weil dies weder Forschung noch Lehre dienen würde. Inzwischen allerdings kommt Bewegung in die Angelegenheit: Die Verkehrsbehörde und das Bezirksamt verhandeln mit der TUHH über eine Lösung, sagt ein TUHH-Sprecher.
Die Grünen und die SPD in der Harburger Bezirksversammlung nahmen diese Steilvorlage an: „Dadurch, dass der unterirdische Parkraum besser verfügbar wird, kann man an der Oberfläche Platz für andere Verkehrsteilnehmer schaffen“, sagt Michael Sander (Grüne), Vorsitzender des Mobilitätsausschusses. Der Antrag der Koalition sieht vor, oberirdisch Haltezonen für Liefer- und Handwerkerfahrzeuge, mehr E-Auto-Ladestellen und mehr Behindertenparkplätze zu schaffen. Fahrräder und Fußgänger sollen mehr Raum erhalten und es soll mehr Grün entstehen – und das alles ohne Parkplatzverlust. Mit Fußmärschen ist das Parken dann allerdings doch verbunden, denn die Garage liegt am Rande des Quartiers. Und kostenlos sind die Parkplätze schon jetzt nicht. Später werden sie es erst recht nicht sein. Die bessere Öffnung der Uni-Garage ist auch eine Handreichung des Bezirksamts an die Bewohner der Neubauten an der Denickestraße. Als diese zur Fahrradstraße umgebaut wurde, waren dort weiterhin Stellplätze für Anwohnerautos geplant. Allerdings intervenierte die Polizei im letzten Moment und ordnete Halteverbote an. „Das wurde den Anwohnern aber nicht mitgeteilt, sondern einfach umgesetzt – wie auch die Poller an der Zimmermannstraße in Wilstorf“, sagt Michael Sander. „Für beides gibt es sicher gute Argumente, aber diese hätte die Polizei den Anwohnern auch mitteilen können.“