Harburg . Zum Jahresanfang wollen die Koalitionsfraktionen von SPD und Grünen die Marschroute ihrer Verkehrspolitik verdeutlichen

Mehr Buslinien, mehr Fahrradstraßen, weniger parkende Autos: Zum Jahresanfang wollen die Koalitionsfraktionen von SPD und Grünen die Marschroute ihrer Verkehrspolitik verdeutlichen: Die Anträge, die sie zur virtuellen Sitzung der Harburger Bezirksversammlung am Dienstag einbringen sowie einige, die bereits im Voraus beschlossen wurden, haben alle das Thema „Verkehrswende“ zum Inhalt.

Auch die Sitzung am Dienstag ist eine Online-Hauptausschusssitzung. Angesichts der Pandemielage wollten die Abgeordneten der Bezirksversammlung keine volle Präsenzsitzung mit 51 Teilnehmern plus Verwaltung und Gästen riskieren. Kurios daran: Zur Debatte kommen auch zwei Anträge der AfD-Abgeordneten Mathias Arft und Ulf Bischoff. Weil die aber nicht der AfD-Fraktion angehören, sind sie als Einzelabgeordnete im Hauptausschuss gar nicht vertreten.

Göhlbachtal zur Fahrradstraße werden

Nach dem Umbau der Denickestraße zur Fahrradstraße soll als nächstes das Göhlbachtal zur Fahrradstraße erklärt und umgestaltet werden. Der grundsätzliche Beschluss ist schon mehrere Jahre alt, jetzt aber fordert die Koalition, ihn zügig umzusetzen. Außerdem soll das Bezirksamt prüfen, ob man die Fahrradstraße nicht bereits ab der Asbeckstraße einrichten könnte, so dass es eine durchgehende Route vom Harburger Ring bis in den alten Eißendorfer Dorfkern gäbe.

Neu ist, dass auch die Neue Straße Fahrradstraße werden soll: „Diese stellt aktuell die Fuß- und Radverkehrsverbindung in den Binnenhafen dar“, begründet der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Richter den Antrag. „Um die Straße für den Radverkehr attraktiver zu machen, müssen die geplante Auswechselung des Pflasters und der Umbau des Tunnels für eine konfliktfreie und sichere Unterquerung der B 73 und der Bahnlinie zügig erfolgen. Nach Abschluss dieser Arbeiten und des Neubaus am Sand wäre es möglich, die Neue Straße vorrangig dem Rad- und Anliegerverkehr zu widmen.“

Ebenfalls nicht neu ist die Forderung der SPD nach mehr Expressbuslinien über die Elbe. Zumindest eine Expressbusverbindung zwischen Neugraben und Altona hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) schon einmal vage in Aussicht gestellt, als er die SPD-Forderung nach einer Unterquerung der Elbe mit einer S-Bahn ablehnte. Der SPD-Abgeordnete Frank Wiesner, hauptberuflich Verkehrsplaner, kann sich aber noch weitere Linien vorstellen: Jeweils von Wilstorf und Eißendorf in Richtung Berliner Tor, von Neugraben und Marmstorf zum DESY, sowie vom Bahnhof Harburg zum Pinkertweg im Gewerbegebiet Billbrook.

Ein Bus durch den Elbtunnel?

„Auf all diesen wichtigen Pendlerstrecken ist der öffentliche Nahverkehr deutlich im Zeitnachteil gegenüber dem Pkw“, sagt Wiesner. „So macht man den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel nicht attraktiver.“ Für die Expressbuslinien, die den Elbtunnel nutzen sollen, schlägt Wiesner in Richtung Altona eine eigene Auffahrt vor, welche die Notspur nutzt, über die Lkw, die die Höhenkontrolle ausgelöst haben, ab- und aufgeleitet werden. So könnte der regelmäßige Stau vor dem Tunnel umfahren werden.

„Ich habe für die Forderungen bereits ablehnende Signale aus Hamburg bekommen“, sagt Wiesner, „vor allem mit Hinweisen auf die Großbaustellen und die Aussicht auf den Drei-Minuten-Takt der S-Bahn. Aber die dritte S-Bahn-Linie kommt frühestens 2025, auch der Busbahnhof wird dann erst wieder freigegeben und die Autobahnbaustelle vor dem Elbtunnel dauert noch bis 2028. So lange kann man die Verkehrswende in Harburg nicht aufschieben!“

Abendblatt-Informationen zufolge sollte der Antrag bereits im November von der Koalition eingebracht werden. Allerdings bremsten die Grünen, die zunächst mit der Verkehrsbehörde kommunizieren wollten. Nun stellt die SPD den Antrag allein.

Neues Verkehrskonzept für das TUHH-Quartier

Gemeinsam mit der SPD fordern die Grünen hingegen ein neues Verkehrskonzept für das Quartier rund um die Technische Universität (TUHH). „Das TU-Quartier weist sehr gute Bedingungen für autoarmes oder -freies Wohnen auf. Alle Einrichtungen des täglichen Bedarfes sowie leistungsfähige Verbindungen per Bus, Bahn und Fahrrad ermöglichen den weitgehenden Verzicht auf private Pkw-Nutzung“, heißt es in der Antragsbegründung.

Im Straßenraum sollen mehr Stellplätze für Car-Sharing, Elektro-Autos und Lieferverkehr reserviert und generell mehr Grünbereiche geschaffen werden. Wer sein Auto im Quartier parken möchte, soll dafür eine bessere Möglichkeit in der wenig genutzten – aber schwer zugänglichen – Tiefgarage der TUHH bekommen.