Harburg/Lüneburg. Wie ist die Stimmung bei Besuchern und Verkäufern? Das Abendblatt war am ersten Adventswochenende auf Märkten der Region unterwegs.
Die Infektionszahlen steigen, mancherorts werden Weihnachtsmärkte wieder dichtgemacht oder die Forderungen danach lauter. Wie unbeschwert lässt sich der Besuch genießen? Wie läuft überhaupt das Geschäft? Wir haben uns auf den drei großen Märkten in Harburg und Region umgeschaut. Eines fällt auf, Corona verlangt Besuchern und Organisatoren Kreativität und Geduld ab. Schön kann es trotzdem sein.
Der Harburger Klassiker: Pünktlich zum Auftritt von Frau Holle auf dem Harburger Weihnachtsmarkt gab es den ersten Schnee. Am Sonnabendnachmittag warteten bereits viele Kinder vor der Bühne auf dem Harburger Rathausplatz darauf, dass Frau Holle ihre Kissen ausschlägt und Goldmarie mit ihren Goldtalern ein Stück weihnachtliche Magie versprüht. „Wir wollten verhindern, dass die Kinder in großen Gruppen unter dem Rathausfenster zusammenlaufen und zu dicht beieinanderstehen. Daher haben wir eines unserer Programmhighlights leicht abgeändert, jedes Kind hat in diesem Jahr seinen eigenen Schnee bekommen und die Goldtaler persönlich erhalten“, erklärt Harburgs Weihnachtsmarktorganisatorin Anne Rehberg.
Weihnachtsmarkt in Harburg ist am Wochenende gut besucht
Der Weihnachtsmarkt in Harburg ist an diesem Wochenende trotz Corona gut besucht. Wer es durch die 2G-Kontrolle geschafft hat, hält sich gerne und ohne Maske in dem familiären Ambiente des klassischen Harburger Weihnachtsmarktes auf. Das Kinderkarussell und die Glühweinhütten sind zentrale Anlaufpunkte, also eigentlich alles wie sonst. Am ersten Adventswochenende sind alle Stehtische besetzt, Sitzplätze gibt es in diesem Jahr nicht.
„Mein Sohn Finn und ich genießen es, für einen kurzen Moment den Coronastress etwas ausblenden zu können. Wir haben schon einen großen Eimer Zuckerwatte gekauft und einen Kakao getrunken. Schön, dass es in diesem Jahr wieder möglich ist auf den Weihnachtsmarkt zu gehen“, sagt Besucherin Patricia Becker. „Das brauchen wir damit echte Weihnachtsstimmung aufkommt.“
Feuriger Start für den Weihnachtsneuling: Im Harburger Binnenhafen eröffnete am Freitagabend der neue maritime Weihnachtsmarkt Ho Ho Ahoi. Auch hier werden am Eingang Impfpass, Ausweis und Kontaktadresse geprüft. Trotz nasser Kälte kamen bereits am Eröffnungsabend zahlreiche Besucherinnen und Besucher. „Die Stimmung ist gut, wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz am ersten Tag“, sagt Charlotte Höltke vom Veranstalter Belle Etage Event. Abends gab es was für die Ohren und für die Augen. Zunächst sorgte ein Singer-Songwriter mit Balladen für gute Stimmung, später eine Feuershow für Staunen. Glühwein kann hier auch mit Karte bezahlt werden, für Veganer ist Chili sin Carne im Angebot. Eine Fahrt mit dem Kinderkarussell ist kostenlos und gefragt.
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Als Verkaufsstände dienen Seecontainer mit Tresen. Das passt zum besonderen maritimen Flair des Binnenhafens. Direkt an der Kaimauer gelegen, ist der Weihnachtsmarkt sogar durch einen Barkassenshuttle mit den St. Pauli Landungsbrücken verbunden. In den kommenden Tagen wird auch der Kulturkran im Museumshafen Harburg im Lichterglanz erleuchten und am 11. sowie 12. Dezember wird der Nikolaus wieder per Schiff in den Binnenhafen kommen. Diesmal in Kooperation mit dem Ho Ho Ahoi.
Alternative zum Weihnachtsmarkt am Harburger Rathaus
„Endlich mal etwas für junge Menschen, das hat hier gefehlt. Ich mag zwar auch den klassischen Weihnachtsmarkt am Harburger Rathaus“, zeigt sich Stefanie Rajski aus Bostelbek zufrieden, „aber das Moderne und die Liebe zum Detail hier ist genau das Richtige für uns. Die wohlige Wärme der Feuertonne ist einfach herrlich, schön dass die Freifläche am Lotseplatz endlich mal sinnvoll genutzt wird.“
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Lichterglanz in der Lüneburger Weihnachtsstadt: Reisegruppen aus der gesamten Republik zieht es Jahr für Jahr in die Weihnachtsstadt Lüneburg. In diesem Jahr kommen die Touristen wieder, aber deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Die Stadt trotzt Corona und hat sich weihnachtlich herausgeputzt.
„Wir sind froh wieder hier zu sein. Die Absage der Weihnachtsmärkte im letzten Jahr hat uns sehr getroffen“, sagt der Verkäufer einer fahrenden Bäckerei auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Lüneburger Rathaus. „Allerdings habe ich mit Blick auf die Coronazahlen auch ein mulmiges Gefühl. Wir wissen nicht, wie viel Ware wir bestellen sollen, weil es ja auch schnell wieder vorbei sein kann“, so der Mann dessen Frau die Bäckerbude schon seit 40 Jahren auf dem Weihnachtsmarkt betreibt.
Sorgen machen ihm und anderen Gastronomen aber die Coronaauflagen. Bereits jetzt sind die Regeln schärfer als in Hamburg. Auf dem Markt, wie auch in der Altstadt gilt die Maskenpflicht auch in den Außenbereichen, nur zum Essen und Trinken darf sie abgenommen werden. Viele sagen, wenn 2G-Plus kommt, wird es ganz eng. Dann blieben unter der Woche die Lüneburgerinnen und Lüneburger aus den Büros weg und die seien ein großer wirtschaftlicher Faktor.
An diesem Adventssonnabend füllte sich der Weihnachtsmarkt zum Abend hin, gegen 17 Uhr waren alle Tickets zur Einlassbeschränkung vergeben. Es bildeten sich lange Schlangen am zentralen Eingang vor dem Rathaus. Doch auch wer kein Ticket ergattern konnte oder nicht anstehen wollte, war nicht böse. Irmtraut aus Harburg sagt: „In Lüneburg gibt es genug zu sehen und die Stadt ist weihnachtlich geschmückt. Unsere Weihnachtsstadt Lüneburg eben.“