Harburg . Der Kindergarten des Harburger Turnerbundes ist die 91. Kita im Bezirk. Demnächst sollen es 100 sein.
Es begann mit einer der letzten großen Feten beim Harburger Turnerbund: Am 15. Februar des vergangenen Jahres feierte der HTB die Abrissparty für seine „alte“, erst 2008 errichtete, Tennishalle auf der neuen Jahnhöhe. Danach kamen Bagger und Corona. Aber trotz aller Pandemie-Einschränkungen wurde gebaut.
Anstelle der alten Tennishalle entstand eine Bewegungs-Kindertagesstätte – und eine neue Tennishalle darüber. Am Montag wurde die Kindertagesstätte mit dem Namen „Haakefüchse“ eingeweiht – nach einer reinen Bauzeit von nur 313 Tagen. „Das war Planung mit Köpfchen“, lobte Sozialsenatorin Melanie Leonhard, als sie zur Einweihung gratulierte.
Noch riecht es nach Linoleum und kaum nach Leben in der Bude. Aus mehreren Gründen ist die Kita auch nach der Eröffnung relativ leer. Zum einen, weil wegen Corona ohnehin viele Kinder zu Hause bleiben, zum anderen, weil die neuen Kinder – und hier sind ja alle neu – erst nach und nach eingewöhnt werden. Das ist zum Teil ebenfalls der Pandemie geschuldet, wird aber auch sonst bei neuen Kitas gerne so gehandhabt.
„Berliner Eingewöhnungsmodell“ heißt das Muster, nach dem ein Elternteil das Kind zunächst stundenweise zur Kita bringt und dort mit dem Kleinen und der Erzieherin allein ist; und bei dem dann über mehrere Wochen immer mehr Kinder und immer weniger Eltern zusammenkommen, bis die Kita-Gruppe zusammengewachsen ist.
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Lilli und Fuchsi, die Maskottchen der „Haakefüchse“
„Das ist ohnehin ein bewährtes Modell und hat jetzt in der Corona-Zeit den Vorteil, dass immer nur ein Elternteil zur Zeit im Gruppenraum ist“, sagt Haakefüchse-Leiterin Ariane Schwartau. „Wenn die Gruppen stabil sind, müssen die Eltern derzeit ohnehin draußen bleiben und dürfen die Kinder nur bis in die Eingangshalle bringen.“
Dort nehmen übrigens nicht nur Erzieherinnen und Erzieher die Kleinen in Empfang, sondern auch die Puppen Lilli und Fuchsi, die Maskottchen der „Haakefüchse“.
100 Kinder finden hier Platz, 45 im Krippenalter bis drei Jahre, 55 im Elementaralter von 3 bis 6 Jahren. 1000 Quadratmeter Platz bietet die Kita. Der besondere Clou dabei sind die beiden großen Bewegungsräume, der eine mit 100 Prozent Tobefläche ohne störende Einrichtung, der andere mit Matten, Kletterwänden, Schaukeln und psychomotorischem Spielgerät.
Nach Kita-Schluss stehen die beiden kleinen Hallen den aktiven Abteilungen des Turnerbunds zur Verfügung, sei es als Zusatzraum für die boomenden Budo-Sportarten, die aus ihrem Dojo im Obergeschoss herauswachsen, sei es als Kursraum für – bei aller guten Nachwuchsarbeit muss man auch an die Bestandsmitglieder und den demografischen Wandel denken – Seniorengymnastik.
Atelierräume zum Basteln und Malen
„Ich kann mir gut vorstellen, hier an einem Vormittag auch ein Sportangebot für junge Eltern anzubieten, die hier dann mit ihren Kindern in der Nähe schon mal sportliche Vorbilder für die Kleinen sind“, sagt HTB-Präsident Michael Armbrecht. „Oder direkt im Anschluss an die Kita-Kernzeit Kurse anzubieten, bei denen die Eltern gleich nach dem Abholen hier mit ihren Kindern zusammen turnen. So binden wir die Kleinen früh an den Verein.“
Zwei Atelierräume zum Basteln und Malen, ein großzügiger Waldspielplatz und ein kleiner separater Spielplatz für die Krippenkinder runden das Raumangebot ab. „In dieser Kombination kann das nur ein Sportverein selbst organisieren“, sagte Senatorin Leonhard bei der Einweihung. „Deshalb bin ich froh, dass der HTB sich keinen externen Betreiber für seine Kita geholt hat. So ist das ein einmaliges Angebot, das hier vorgehalten wird.“
In der Kinderküche geht es um gesunde Ernährung
Das Mittagessen für die kleinen Haakefüchse kommt aus der vereinseigenen Küche, die damit länger am Tag ausgelastet ist, als bislang. Außerdem haben die Elementarkinder eine eigene „Kinderküche“, in der sie spielerisch an den Umgang mit Lebensmitteln und eine gesunde Ernährung herangeführt werden. Hier gibt es eine Besonderheit: In die Küchenzeile ist ein ausziehbares Podest eingebaut, das es auch den Kleineren ermöglicht, auf der Arbeitsfläche zu schnibbeln und zu rühren.
Mit den Haakefüchsen hat der Bezirk Harburg jetzt 91 Kindertagesstätten, doch der Bedarf nach mehr ist vorhanden. Deshalb sind, so informiert Bezirksamtssprecherin derzeit neun weitere in der kurzfristigen Planung. Dann wären die 100 voll. Für ein knappes Dutzend weitere gibt es mittelfristige Pläne. Dabei plant der Bezirk selbst eher selten die Kitas, sondern die Betreiber. Die Bezirksverwaltung kann nur für die Rahmenbedingungen - Grundstücke, Bebauungspläne, Baugenehmigungen - sorgen.