Harburg. Zwei Jahre ruhte der Ausbau einer Sternipark-Kita in Harburg. Was die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver dazu sagt.
Die Stadt bremst Neubau und Ausbau von Kindertagesstätten aus, wirft die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver dem Hamburger Senat vor, nachdem dieser eine Anfrage der Parlamentarierin zum Stand der Kinderbetreuung in Harburg beantwortet hat. Als Beispiel nennt Stöver den Baustopp, der für die Umwandlung des ehemaligen Harburger Gesundheitsamts in eine Kita verfügt wurde. Zwei Jahre musste der Träger „Sternipark“ hier untätig bleiben und konnte nur einen Teil des Gebäudes nutzen. Erst seit Montag gilt die Baugenehmigung wieder. Birgit Stöver spricht von Willkür.
Das Bezirksamt weist diesen Vorwurf zurück: Sternipark habe Auflagen für den Bau von Kindertagesstätten nicht erfüllt und deshalb nicht weiterbauen dürfen. Konkret habe es an Außenspielflächen gemangelt. Sternipark-Geschäftsführerin Tanja Moysich nennt den Vorwurf „lächerlich“. Vor allem stört sie aber, dass als Auflage für den Weiterbau verfügt wurde, dass die Kinder aus der Wilhelmstraße zum Spielen bis ins Göhlbachtal marschieren sollen, obwohl es andere Spielplätze näher bei der Kita gibt.
Spielplatz muss in 15 Minuten erreichbar sein
Während es für Krippenkinder, das sind alle Kleinkinder unter drei Jahren, sehr konkrete Vorgaben gibt, was die Außenspielfläche angeht – sechs Quadratmeter pro betreutem Kind, direkt am Kita-Gebäude – ist der entsprechende Passus in den „Richtlinien für den Betrieb von Kindertageseinrichtungen“ für die älteren Elementarkinder flexibler gehalten. Hier ist nur von „geeigneten Flächen“ die Rede. Und diese müssen auch nicht zwingend direkt auf dem Kita-Gelände liegen. „Wenn im Einzelfall kein Außengelände zur Verfügung steht, muss ein Spielplatz aufgesucht werden können, der für die Kinder – je nach Altersgruppe gemäß ihrer Entwicklung - in bis zu 15 Minuten gut zu Fuß erreichbar ist“, heißt es in den Richtlinien.
Lange Fußwege mit ganzen Gruppen von Kleinkindern sind eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Die meisten Kindertagesstätten-Betreiber suchen sich deshalb für neue Kitas große Grundstücke, auf denen sie Spielflächen für alle Kinder direkt am Haus verwirklichen können. Sternipark ist da etwas anders: Dieser Träger baut relativ wenig neu, sondern übernimmt meistens bestehende Bauten und wandelt diese in Kindertagesstätten um.
Die Sternipark-Häuser in Harburg liegen in der alten Handwerkskammer am Museumsplatz, in der ehemaligen Klinik-Villa am Helmsweg und im ehemaligen Hauptzollamt an der Buxtehuder Straße. Der schlicht kastenförmige Stahlskelett-Amtsbau aus den 1960er Jahren an der Wilhelmstraße fällt architektonisch etwas aus der Reihe. Er soll als Erweiterung der Kita am Museumsplatz dienen. Die Gebäude stehen Rücken an Rücken. Die Krippenkinder aus der Wilhelmstraße werden den kleinen Spielplatz der Kita Museumsplatz mit nutzen können. „und auch unsere Elementarkinder werden dort spielen können, denn Krippen- und Elementarkinder haben unterschiedliche Tagesabläufe und kommen nicht zur selben Zeit heraus“, sagt Tanja Moysich.
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Streit um Nutzung des Spielplatzes Göhlbachtal
Damit sie an der Wilhelmstraße weiterbauen darf, muss Moysich aber mit dem Bezirksamt eine Sondernutzungsvereinbarung für den Spielplatz Göhlbachtal treffen. Der ist auf dem sichersten Weg 700 Meter und drei Straßenüberquerungen von der Kita entfernt. Wirklich akzeptieren will Sternipark das nicht: „Wir hatten vorgeschlagen, dass wir den öffentlichen Spielplatz am Rathausplatz nutzen, aber das wurde abgelehnt“, sagt Tanja Moysich. „Wir hatten auch vorgeschlagen, dass wir eine Außenspielfläche auf dem Flachdach an der Wilhelmstraße einrichten, und auch das wurde uns verwehrt. Dass uns jetzt ein weit entfernter Spielplatz quasi zugewiesen wird, ist Willkür!“
Moysich argumentiert, dass öffentliche Spielplätze allen Kindern zur Verfügung stünden, auch denen, die gerade betreut werden. Das Bezirksamt hingegen besteht darauf, dass Sternipark als privatwirtschaftlicher Anbieter öffentlicher Leistungen uflagen zu erfüllen oder Einschränkungen hinzunehmen habe.
Birgit Stöver: Zu wenig Kitaplätze in Harburg
Für Birgit Stöver gehen diese Einschränkungen aber zu weit: „Nach wie vor fehlen Kitaplätze“, sagt die Abgeordnete von der Oppositionsbank, „Planung, Genehmigung und Bau kommen nicht hinterher. In den vergangenen drei Jahren sind lediglich zwei neue Kindertageseinrichtungen im Wahlkreis Harburg entstanden!“
Zwar sind derzeit wegen der Corona-Maßnahmen auch die bestehenden Kitas nur zur Hälfte ausgelastet, aber grundsätzlich sei der Betreuungsbedarf in Harburg groß, so Stöver: „Angesichts des weiteren Zuzugs junger Familien nach Hamburg und des steigenden Bedarfs an Betreuungsplätzen, ist der Ausbau der Kindertagesbetreuung weiterhin ein wichtiges Thema. Ein verlässlicher Kitaplatz ist für viele Familien unverzichtbar und trägt wesentlich zur Attraktivität und Lebensqualität eines Stadtteils bei. In Harburg warten einige Familien allerdings zum Teil mehrere Jahre auf einen Kitaplatz!“
Unzufriedenheit der Eltern mit Standorten
Die Versorgung mit Kinderbetreuung ist immer wieder Thema der Bezirkspolitik. Oft besteht der Mangel allerdings nicht in der Gesamtzahl der Plätze südlich der Elbe, sondern darin, dass freie Plätze entweder für die suchenden Eltern an unpraktischen oder unattraktiven Standorten sind oder das zeitliche Angebot nicht zu ihren Wünschen passt.
Wenn Sternipark an der Wilhelmstraße weiterbauen darf, kommen gut 100 Betreuungsplätze in Innenstadtlage hinzu. Bislang darf der Träger nur das Erdgeschoss des dreistöckigen Hauses nutzen. Dort sind bereits zwei Gruppen untergebracht.