Neu Wulmstorf. Beantragter Bankkredit wird nicht ausgezahlt – Fleischunternehmen ist nach Buchhaltung aktuell zahlungsunfähig.

Der traditionsreiche Neu Wulmstorfer Schinken- und Wurstwarenproduzent Schwarz Cranz GmbH & Co. KG hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Eine nicht vorhersehbare Verzögerung einer Kreditauszahlung machte den Schritt erforderlich.

Kosten laufen der Firma davon

Das Unternehmen hatte zuletzt mit deutlichen Kostensteigerungen umzugehen. So stieg der Einkaufspreis für Schweinefleisch seit Februar 2019 um mehr als 30 Prozent. Der Anstieg konnte nicht durch höhere Verkaufspreise kompensiert werden. Zudem stiegen Strom- und weitere Energiepreise sowie Logistik-Kosten. Die Corona Pandemie, einhergehend mit einem finanziellen Mehraufwand durch höhere Sicherheits- und Kontrollmaßnahmen, verschärfte die Situation signifikant. Die Liquidität des Unternehmens verschlechterte sich rasch. Daher schloss das Unternehmen zur Stabilisierung des finanziellen Handlungsspielraums einen Kreditvertrag. Aus Bank-internen Gründen verzögert sich jedoch die Auszahlung.

Amtsgericht Tostedt gibt Antrag statt

Aufgrund der buchhalterisch so entstehenden Zahlungsunfähigkeit musste das Unternehmen agieren. Entsprechend gab das Amtsgericht Tostedt dem Antrag des Unternehmens statt. Somit ist das Unternehmen vor rechtlichen Zwangsmaßnahmen geschützt und kann sich in einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung finanziell neu aufstellen. Die Geschäftsführung bleibt also vollumfänglich handlungsbefugt. Der Sanierungsexperte Jan Ockelmann von der Hamburger Kanzlei SGP Schneider Geiwitz Nord unterstützt und begleitet das Verfahren als Generalbevollmächtigter an der Seite der Geschäftsführung. Rechtsanwalt Friedrich von Kaltenborn-Stachau von der Kanzlei BRL Boege Rohde Luebbehuesen wurde vom Gericht zum vorläufigen Sachwalter bestellt.

551 Mitarbeiter und drei Auszubildende

„Die Qualitäts- und Sicherheitsstandards zur Wahrung der Produktsicherheit stellen für das Unternehmen einen existenziellen Selbstschutz dar. Deshalb ist das frühzeitige Handeln vor dem Hintergrund der aufgebrauchten Liquiditätsreserven richtig und höchst verantwortungsvoll“, sagt Sanierungsexperte Jan Ockelmann. Es zeige sich bereits, dass die wichtigen Schlüsselkunden das Sanierungsverfahren konstruktiv begleiten. Diese hatten in Gesprächen versichert, dem Unternehmen die Treue zu halten. Auch seitens der Lieferanten gibt es die Zusagen, die Lieferbeziehungen vertrauensvoll fortzuführen.

Schwarz Cranz beschäftigt aktuell 551 Mitarbeiter sowie drei Auszubildende. Ferner unterstützen saisonbedingt Beschäftigte in Arbeitnehmerüberlassung den Betrieb.