Neugraben. Raus in die Natur – ohne dabei anderen zu nahe zu kommen! Wir stellen Wanderrunden in der Region vor. Heute: die Neugrabener Heide.

Das Wanderrevier Harburger Berge ist sehr beliebt. Vor allem im Waldgebiet Haake östlich des Ehestorfer Heuwegs herrscht reges Treiben. Unsere heutige kleine Wanderung aber verläuft westlich rund um die Neugrabener Heide und streift fünf Harburger Berge: den Opferberg, Scheinberg, Falkenberg, Bredenberg und Wulmsberg. Die ersten beiden Berge werden in dieser Beschreibung bestiegen, das muss aber nicht sein. Doch selbst ohne Gipfelsturm bringt die Runde den Puls in Schwung, denn es geht ständig auf und ab.

Der Start ist noch unspektakulär. Vom Waldparkplatz am Ehestorfer Heuweg die Straße überqueren. Dort sieht man die Sportanlage Jägerhof und rechter Hand das gleichnamige Restaurant. Nach gut 100 Metern stadtauswärts mündet der Bredenbergsweg ein. Hier rechts und gleich noch einmal rechts in den Wald abbiegen, so wie es der gelbe Richtungspfeil der offiziellen Wanderroute W1 („Harburger Berge“) vorgibt. Sie bildet die Basis für die Fünf-Berge-Tour. Erst wenn die Route den Ehestorfer Heuweg wieder erreicht, verlassen wir W1 und nehmen oberhalb der östlichen Straßenseite eine Abkürzung zum Ausgangspunkt.

Mit Baumwurzeln gespickter Pfad führt ins Trockental

Der Waldweg bietet den Einstieg in eine facettenreiche Wanderung. Hinter der Sportanlage links auf den Talweg abbiegen. Hier, am Ausläufer der Bergregion, haben alle Einzelhäuser Hanglagen. Dort wo die Straße einen Bogen nach links macht rechts ins Gelände abbiegen (Wegweiser). Am Scharpenbargsweg dann links halten. Nach rund 100 Metern führt ein mit Baumwurzeln gespickter Pfad zum ersten, kleineren Trockental. Nun auf einem sandigen Anstieg den Berg Nummer eins erklimmen, den Opferberg.

Vor allem in den Laubbaum-dominierten Waldabschnitten beeindruckt der Frühling.
Vor allem in den Laubbaum-dominierten Waldabschnitten beeindruckt der Frühling. © HA | Angelika Hillmer

Durch die Bäume sind die Sportanlage Opferberg und einige Gebäude zu sehen. Die Gipfelhöhe wird im Internet mal mit 61, mal mit 46 Metern angegeben. Auf der aktuellen Karte zur Tour-Beschreibung W1, zu finden unter www.regionalpark-rosengarten.de, sind es 61 Meter.

Die Harburger Berge sind in der Saale-Eiszeit entstanden. Sie sind überwiegend aus Schmelzwassersanden aufgebaut. In der Weichsel-Eiszeit haben die Gletscher sie nicht mehr erreicht, aber die Böden gefroren dauerhaft. So konnten Niederschläge nicht versickern. Im Sommer taute der Boden bis in eine Tiefe von gut einem Meter auf. Der wassergesättigte Bodenbrei kam schon bei einer Hangneigung von zwei Grad ins Rutschen. Über die Jahre entstanden dadurch die Trockentäler der Geest. Zum Teil wurde die sandige Hochebene so weit zerschnitten, dass von ihr lediglich einzelne Kuppen, sogenannte „Zeugenberge“, übrig blieben.

Der Abstieg vom Opferberg auf demselben Weg bietet einen schönen Blick ins Trockental. Die W1-Route führt am gegenüber liegenden Hang zum Scheinberg hinauf. Kurz vor dem „Gipfel“ biegt sie rechts ab und umrundet die Kuppe. Wir gehen geradeaus weiter und treffen am höchsten Punkt von Berg Nummer zwei auf eine Lichtung, die fast mystisch anmutet. Ein großer Findling beherrscht den Platz. Mit etwas Fantasie könnte hier ein Thingplatz gelegen haben, eine Versammlungsstätte der alten Germanen.

Wer der Nase nach über den Platz geht, gelangt auf der anderen Seite auf einem Pfad wieder abwärts und zurück zur offiziellen Route. Am Querweg (Scharpenbargsweg) rechts und gleich wieder links abbiegen. Linker Hand liegt nun der knapp 65 Meter hohe Falkenberg (Berg Nummer drei). Er ist das beste Beispiel für einen Zeugenberg, aber vom Wanderweg aus nur schwer über lockeres Laub – und deshalb besser gar nicht – zu besteigen. Die Höhe des Berges und der Nordhang sind durch eine mehrteilige Wallanlage befestigt. Die Sage behauptet, dass Gödeke Michels, der gefürchtete Seeräuber und Kumpan Störtebekers, auf dem Falkenberg gehaust habe…

Die größere Attraktion liegt auf der rechten Seite des Wegs: Hier erstreckt sich die Neugrabener Heide, verziert mit kleinen Baumgruppen. Im Frühjahr setzen die Birken mit ihrem hellgrünen frischen Laub die Farbtupfer, im Spätsommer die Heideblüte. Am Fuße des Trockentals wird der Weg (geradeaus) wieder zum Pfad. An der nächsten Lichtung (mit Sitzbank) biegt die Route rechts ab, das ist leicht zu übersehen. Immer auf den Wegweiser W1 achten!

Sehr schnell geht es wieder bergauf. Dieses Mal wird ein Kamm überquert. Es ist der „Berggrat“ vom Bredenberg, dessen höchster Punkt (70 Meter) einige Meter weiter links liegt. Hier treffen sich sieben Wege – ein idealer Standort für die nächste Sitzbank. Unser Weg führt in einer Haarnadelkurve bergabwärts zum Neugrabener Heideweg. Weiter auf dem Wulmsberggrund bis zu einer Waldsiedlung. Vom Asphaltweg links dem Wegweiser folgen und am Zaun entlang abwärts laufen. Und gleich wieder rechter Hand bergan. Nach einigen hundert Metern trifft der Weg auf eine Forststraße. Sie führt hinab zum Ehestorfer Heuweg.

Auf dem Pfad oberhalb des Ehestorfer Heuwegs ist auf der kürzeren Strecke ein letzter An- und Abstieg zu absolvieren.
Auf dem Pfad oberhalb des Ehestorfer Heuwegs ist auf der kürzeren Strecke ein letzter An- und Abstieg zu absolvieren. © HA | Angelika Hillmer

Vorher bietet sich ein Abstecher auf Berg Nummer fünf an, den Wulmsberg (74 Meter). Er ist spärlich besiedelt und gewährt an seiner Nordseite eine wunderschöne Aussicht ins Elbtal bis nach Altona. Allerdings nur dann, wenn das Hotel-Restaurant „Berghotel Hamburg Blick“ wieder geöffnet hat. Ansonsten sind die Zugänge zur Aussichtsterrasse abgesperrt. Ob das Restaurant geöffnet ist, lässt sich telefonisch unter der Nummer 040/79 61 20 erkunden oder im Internet unter www.berghotel-hamburg-blick.de nachschauen.

Drei Informationstafeln erlauben Orientierung

Ob mit oder ohne Einkehr empfiehlt es sich, den kurzen Abstecher zur Forststraße und der W1-Route zurückzulaufen anstatt die (kürzere) Strecke auf der Asphaltstraße Wulmsberg zu nehmen. Der Wanderweg trifft knapp 100 Meter südlicher als die Hotelzufahrtsstraße auf den Ehestorfer Heuweg – direkt an der Großbaustelle, die den Anwohnern und dem Durchgangsverkehr seit gut zwei Jahren das Leben schwer macht.

Auf der anderen Straßenseite, noch vor dem Steakhaus Grando Sukredo, führt W1 in das Waldgebiet Haake. Drei Informationstafeln erklären die Natur und geben Orientierung. Letzteres hilft, um die Entscheidung zu treffen, nun auch noch die östliche Schleife der W1-Wanderung anzupacken oder aber die Abendblatt-Variante zu wählen. Sie verzichtet auf die Runde und biegt hier auf den Weg ab, der hinter den Häusern am Ehestorfer Heuweg nordwärts und damit zurück zu Parkplatz oder Busstation führt. Einmal muss noch auf einem schmalen Pfad bergauf und bergab gekraxelt werden. Dann sind der Bredenbergsweg und einige Meter später der Ausgangspunkt der Wanderung erreicht.

Maximal gebirgig

Länge: 7,5 Kilometer, ein stetiges Auf und Ab führt zu einer Gehzeit von rund zwei Stunden.

Charakter:
Die Route folgt generell der Wander-Tour 1 „Harburger Berge“ des Regionalparks Rosengarten, nimmt aber nur die westlich vom Ehestorfer Heuweg gelegene Schleife. Die Wege sind markiert, zum Teil schmal und uneben und verlaufen jenseits der Hauptwege durch das Gebiet. Nur die Begegnung mit Mountainbikern, die zahlreich durch die Harburger Berge kreuzen, stört ab und an das Naturerlebnis.

Start und Ziel
ist ein Waldparkplatz der Haake am Ehestorfer Heuweg (Wiedenthaler Trift), 100 Meter nördlich Bredenbergsweg. Bushaltestellen: „Jägerhof“ der Linie 340 oder „Talweg“ der Linie 141. Dann direkt den Talweg hoch laufen, der hinter der Sportanlage Jägerhof auf die Route trifft und ein Teil von ihr wird.

Verlauf:
Die Wandertour führt über viele kleine Berge und Kuppen. Um die 200 Höhenmeter sind dadurch häppchenweise zu erklimmen. Die Tour verläuft über flache Kuppen, steile Hügel, Kammwege und durch Täler.