Stelle. Serie: Dieses Mal ist Abendblatt-Redakteurin Angelika Hillmer zwischen Stelle und dem Elbdeich unterwegs.

Einen Deichspaziergang entlang saftiger Wiesen und naturnaher Flussufer im Marschland, Weitblick bis zum Hamburger Fernsehturm und viele Eindrücke einer ortstypischen Landwirtschaft mit Hühnerhaltung, Acker-, Obst- und Gemüsebau – das alles bietet eine Wanderung von Wuhlenburg am südlichen Elbufer nach Stelle und zurück zum Elbort Rosenweide.

Wer mag, kann in Stelle einen Abstecher zur Eisdiele oder zum griechischen Imbiss machen und ist dann insgesamt gut drei Stunden unterwegs.

Start ist an der Wuhlenburger Schleuse

Die Tour startet an der Bushaltestelle „Wuhlenburg Schleuse“ der KVG-Linie 149. Eine Informationstafel und ein überdachter Picknickplatz stimmen auf die Wanderung ein.

Nach wenigen hundert Metern auf der Asphaltstraße namens Wuhlenburg geht es auf dem unbefestigten Deichkamm am östlichen Ufer der Seeve entlang. Beim Blick nach Westen zeigt sich, dass jenseits der Seeve, im Bereich Junkernfeld, deutlich mehr Freizeitverkehr herrscht als auf dieser Seite.

Höfe wechseln sich mit kleinen Teichen ab

Nach gut einem Kilometer folgt der Deich dem Ashauser Mühlengraben, der hier in die Seeve mündet. Auf der Landseite wird die Straße Wuhlenburg zum Achterdeich. Vereinzelte Wohnhäuser und (Rest-)Höfe wechseln sich ab mit kleinen Seen oder Teichen.

Die Gewässer sind meist Überbleibsel von Deichbrüchen (Bracks). Eingestreut sind Relikte von Auen- und Bruchwald, der im Mittelalter die Landschaft beherrschte. Hier wuchsen Pappeln, Weiden, Erlen, Eichen, Ulmen und Eschen.

Heute erstreckt sich viel Grünland beidseits des Deichs, so dass der Blick Richtung Norden bis zum am Elbdeich liegenden Ort Fliegenberg reicht. Richtung Süden ist bald der Kirchturm von Stelle zu sehen.

Zehn Teiche ziehen sich wie an der Perlenkette aufgereiht zwischen Wuhlenburg und Stelle am Deich entlang.
Zehn Teiche ziehen sich wie an der Perlenkette aufgereiht zwischen Wuhlenburg und Stelle am Deich entlang. © HA | Angelika Hillmer

Nach knapp fünf Kilometern endet die Idylle an der Steller Chaussee. An der Kreuzung mit dem Achterdeich führt rechts eine Brücke über die Bahnlinie Hamburg-Lüneburg/Hannover in den Ortskern von Stelle.

Dort werden italienisches Eis und griechische Imbiss-Mahlzeiten außer Haus verkauft. Der insgesamt knapp ein Kilometer lange Abstecher (Hin- und Rückweg) mag sich also lohnen.

Richtung Fliegenberg geht es entlang der Straße

Ein asphaltierter Fuß- und Radweg führt anschließend an der rechten Straßenseite der Steller Chaussee nach Norden Richtung Fliegenberg. Die Kreisstraße, die die Orte Stelle (an der ehemaligen B 4 nach Lüneburg) und Fliegenberg (am Elbdeich) verbindet, ist selbst in Coronazeiten viel befahren.

Auch unsere Tour nutzt sie als Verbindungsweg, der allerdings auf zweieinhalb Kilometer außer einem weiten Blick über die Kulturlandschaft der Elbmarsch wenig zu bieten hat. Im Westen reicht er immerhin bis zum Horizont.

Rechts sind eher Äcker, links eher Wiesen zu sehen. Außer ein paar Straßenbäumen, die (noch) nicht groß genug sind, um einen Allee-Charakter auszubilden, wird der Blick in die Landschaft durch nichts gestört.

Hamburger Fernsehturm in Sichtweite

Auf der zweiten Hälfte des Wegs ist bei klarem Wetter Richtung Nordwesten sogar der Hamburger Fernsehturm zu erspähen. Kurz vor dem Ortsrand von Fliegenberg wachsen nahe der linken Straßenseite auf einem Acker dicht an dicht Jungbäume heran. Dies wird kein Wald, sondern Energieholz.

Solche sogenannten Kurzumtriebsplantagen bestehen aus schnell wachsenden Gehölzen wie Weide und Pappel, die nach wenigen Jahren abgeerntet werden. Ein Teil der Bäumchen wurde (zur Straßenseite hin) bereits abgeräumt und - ähnlich der Ernte von Silagemais – noch auf dem Acker zu Hackschnitzeln zerkleinert.

Rund 750 Hühner laufen im Freien herum

Direkt hinter der Baumplantage, noch vor dem Entwässerungsgraben (Sielgraben) quert unsere Route die Steller Chaussee, um links auf einen Landwirtschaftsweg abzubiegen.

Nach wenigen Minuten wird die Wanderumgebung höchst lebendig: Direkt am Weg steht einer von sieben Ställen mit Auslauf, in denen Landwirtin Sandra Speer aus Fliegenberg rund 5200 Legehennen hält. Pro Stall sind es um die 750 Hühner, jeweils beschützt von zehn Hähnen.

Ein Großteil des Federviehs wuselt bei schönem Wetter im Freiland umher, gern in der Nähe des Futterautomaten. Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier wirklich glückliche Hühner leben, von denen einige durchaus aufgeschlossen für Besuch sind. Sie kommen neugierig an den Zaun.

Die offensichtlich glücklichen Hühner von Heilight kommen neugierig auf die Spaziergänger zu.
Die offensichtlich glücklichen Hühner von Heilight kommen neugierig auf die Spaziergänger zu. © HA | Angelika Hillmer

Der Weg führt Richtung Westen. Feldwege gehen von ihm ab – immer dem Hauptweg folgen. Frisch bestellte Äcker lassen noch nicht erkennen, was auf ihnen demnächst wachsen wird. Mit mehreren 90-Grad-Abbiegungen nähert sich die Route allmählich den Ortschaften am Elbdeich. An der ersten 90-Grad-Kurve stehen junge Weihnachtsbäumchen in Reih‘ und Glied.

Sie werden noch einige Jahre brauchen, bis sie zu schmucken Christbäumen werden. Hinter dem nächsten Abbieger stehen auf beiden Seiten Apfelbaumreihen in voller Blüte und erinnern ans Alte Land. Im Kleinformat.

Gemüseanbau in Gewächshäusern

Großformatig folgt dagegen der Gemüseanbau: Riesige, fast endlos erscheinende Gewächshäuser der Behr AG reihen sich aneinander, um die 50 mögen es insgesamt sein. Es sind große Folientunnel im Hallenformat.

In denen, die am Wegesrand liegen, wachsen unterschiedliche Salatsorten. In einem Gewächshaus wird gerade Feldsalat geerntet. Eines ist gerade leer, andere sind frisch bepflanzt worden. Hier in Groß-Rosenweide steht die Wiege des Gemüseproduzenten Behr. Bereits um 1882 wurde hier Gemüse im Freiland angebaut und mit einer Schute über die Elbe zum Hamburger Großmarkt geschippert.

Heute gehört das Unternehmen zu den größten Gemüseerzeugern Deutschlands und wird von Rudolf Behr in vierter Generation geführt. „Wir bauen auf rund 4000 Hektar mehr als 60 Kulturen an und vertreiben diese in ganz Europa“, steht in der Imagebroschüre des Unternehmens.

Die Behr AG baut am Ortsrand von Rosenweide in riesigen Gewächshäusern Salate an.
Die Behr AG baut am Ortsrand von Rosenweide in riesigen Gewächshäusern Salate an. © HA | Angelika Hillmer

Der Weg führt am Rande des Betriebs an der Wettern (Entwässerungsgraben) entlang. Am Kuhstall links auf einer Brücke das Gewässer überqueren, dann rechts in den Sinnenweg abbiegen. Von hier aus ist bereits der Elbdeich zu sehen. Dort angekommen links abbiegen. Nach einem knappen Kilometer ist der Ausgangspunkt erreicht.

Länge: Gut elf Kilometer, zweieinhalb Stunden reine Gehzeit ohne Abstecher zu Imbiss/Eisdiele in Stelle. Länge des Abstechers: 900 Meter.

Charakter: Die Route führt durch die Elbmarsch östlich der Seeve und damit weitgehend durch Kulturland (Wiesen und Äcker). Die Wege sind gut begehbar und können auch von Radfahrern genutzt werden. Die nehmen auf dem ersten Drittel natürlich nicht dem unbefestigten Deichkamm, sondern die am Deichfuß verlaufende Straße. Start und Ziel ist die Haltestelle „Wuhlenburg Schleuse“ der Buslinie 149 östlich des Seeve-Siels. Dort befinden sich Parkplätze und Abstellbügel für Fahrräder.

Verlauf: Der Weg führt zunächst auf einem Deich am Seeve-Ufer und dann am Ashauser Mühlengraben entlang. Hier gibt es Natur pur gepaart mit bewirtschaftetem Grünland. Etwas weniger beschaulich ist die Verbindung der beiden Hauptachsen der Wanderung: die zwischen den Ortschaften Stelle im Süden und Fliegenberg im Norden verlaufende Steller Chaussee. Anschließend führt ein Landwirtschaftsweg im Zick-Zack-Kurs hinter Fliegenberg entlang. Hier wechseln sich die Kulturen ab wie auf einer Freiland-Agrarausstellung, inklusive Obst- und Gemüsebau. Im Steller Ortsteil Groß-Rosenweide geht es zurück an den Elbdeich.