Landkreis Harburg. Die Betreiber von Gaststätten freuen sich auf die schrittweise Aufhebung der Beschränkungen und hoffen auf das Sommergeschäft.

Die Krise ist nicht überstanden, aber es zeigt sich ein Silberstreif am Horizont: Vom kommenden Montag an werden Restaurants und Cafés im Landkreis Harburg wieder öffnen können, wenn auch unter strengen Hygienevorschriften, die aktuell erarbeitet werden. Harburger Gastronomen freuen sich auf die schrittweise Rückkehr zur Normalität und stehen in den Startlöchern, um ihre Gäste wieder bewirten zu können.

Bei den Gastwirten ist die Erleichterung zu spüren. „Wir freuen uns und werden natürlich so schnell wie möglich öffnen“, sagt Thomas Gieser vom Restaurant „Zum Lindenhof“ in Marxen. „Allerdings wird das erst zum Mittwoch, 13. Mai gehen, denn wir brauchen Zeit für den Einkauf und die Vorbereitung unserer Gerichte.“

Die Gastwirte freuen sich über die Erleichterungen

Eine Baustelle beschränkt derzeit die Ortsdurchfahrt in Marxen, darunter leiden auch Thomas Gieser und Rebecca Gieser-Neven. Sie werden ihr Landhaus deshalb während der Woche nur abends öffnen und am Wochenende ganztägig. Die bereits angekündigten Mindestabstände zwischen den Gästen seien einzuhalten – „wir haben viel Platz, bei gutem Wetter auch auf unserer Terrasse“, sagt Gieser. Doch der Gastwirt hadert mit der vorgeschriebenen maximalen Belegung von 50 Prozent: „Das heißt, dass 50 Prozent des Umsatzes fehlen werden. Jetzt im Frühling, zur Spargelzeit, sind wir normalerweise ausgebucht, belegen die Tische sogar zweimal. Zudem muss sich erst noch zeigen, wie ausgehfreudig die Leute sind.“ Nicht jeder mag davon überzeugt sein, angesichts der Beschränkungen nett essen gehen zu können.

Anna Epp betreibt die Strandhalle an der Elbe in Over (Seevetal)
Anna Epp betreibt die Strandhalle an der Elbe in Over (Seevetal) © HA | Angelika Hillmer

Nico Thonfeld und Anna Epp, die das Ausflugslokal Strandhalle am Elbufer in Over (Seevetal) betreiben, hoffen auf großem Zuspruch: „Am Montag um 12 Uhr starten wir in die Saison, wir sind sofort dabei. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir einen richtigen Boom erleben“, hofft Nico Thonfeld. „Nicht nur wir, auch die Gäste fiebern der Wiedereröffnung der Gastronomie entgegen.“ Alles sei vorbereitet, so Thonfeld. Statt der üblichen maximalen Sitzplatzzahl von rund 190 wird es in dem Biergarten am Flussufer nur 80 Plätze geben. „Damit halten wir die 50-Prozent-Regel locker ein. Und auch alle anderen Regeln werden wir akribisch befolgen. Das schlimmste wäre doch, wenn uns das Ordnungsamt den Betrieb gleich wieder schließt.“

Selbst für den Fall, dass auch Ausflugslokale nur reservierte Plätze vorhalten dürfen, hat sich das Paar etwas einfallen lassen: Dann wird am Parkplatz in der Nähe des Deichfußes ein Hinweisschild stehen, das eine Telefonnummer für spontane Vor-Ort-Reservierungen nennt. Anna Epp ist optimistisch, dass ihre dritte Saison als Strandhallen-Gastwirtin ähnlich gut verläuft wie die ersten beiden: „Wir haben zwar den April mit dem schönen Wetter verloren. Aber immerhin hatten wir noch kein Personal für die Saison engagiert. Und jetzt kommen ja erst noch die Sommermonate.“

Buffets und Brunch sind noch nicht erlaubt

Keinen Tag verlieren will auch das Hofcafé Löscher am Hoopter Elbdeich. „Wir öffnen am Montag von 11.30 bis 21 Uhr“, kündigt Britta Löscher-Bardowicks an. Und das ist ein sportliches Vorhaben, denn sie nutzt die Zeit der Zwangsschließung gerade dafür, ihr Hofcafé zu renovieren: Wände werden gestrichen, der Fußboden abgeschliffen, ein neuer Fahrstuhl eingebaut. Jetzt müssen die Bauarbeiten beschleunigt werden, damit alles hergerichtet ist.

Mittags und abends wird es À-la-Carte-Gerichte geben, nachmittags hausgemachte Torten und Kuchen. „Leider werden Buffets wohl nicht erlaubt sein“, sagt Löscher-Bardowicks mit Blick auf die absehbaren Infektionsschutz-Regeln. „Es wird daher keine Frühstücks- und Spargelbuffets geben, dabei machen die am meisten Spaß. Sie sind bei den Gästen sehr gefragt, und wir konnten immer wieder neue Sachen kreieren.“ Für die Reservierungen werde jemand zum Bürodienst eingeteilt, sagt die Gastwirtin. Allerdings werden sie erst von Donnerstag an entgegen genommen.

„Wir freuen uns, dass wir aufmachen dürfen, müssen aber erst einmal abwarten, welche Auflagen nun tatsächlich auf uns zukommen“, sagt Thomas Cordes vom Cordes Akzent Hotel und Restaurant in Rosengarten-Sottorf. „Vor allem das Personal freut sich, die wollen alle wieder arbeiten. Ihnen fehlt beim Kurzarbeitergeld von 60 Prozent nicht nur ein Teil des Gehalts, sondern auch das Trinkgeld.“ Wenn alles gut geht und die Infektionszahlen niedrig bleiben, wird Cordes nach dem niedersächsischen Fünf-Stufen-Plan am 25. Mai auch sein Hotel wieder für Privatgäste öffnen können.

Auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens läuft der Betrieb langsam wieder an. Seit Montag sind Friseurläden wieder geöffnet, auch Geschäfte dürfen für ihre Kunden öffnen, unabhängig von der Verkaufsfläche. Ebenso sind von nun an Versammlungen zum Gottesdienst wieder erlaubt. So wie sich Kinder wieder auf Spielplätzen austoben dürfen, so können Erwachsene etwas für ihre Fitness tun: Sportanlagen im Freien können seit diesem Mittwoch genutzt werden, zumindest für sogenannte kontaktarme Sportarten, wie Tennis, Golf, Leichtathletik oder Wassersport.

Entscheidend ist, dass die Teilnehmer mindestens zwei Meter Abstand halten. Direkter Kontakt muss vermieden werden und auch Umkleiden können nicht wie gewohnt genutzt werden. Das Training in Hallen und Fitnessstudios kann frühestens am 25. Mai wieder beginnen, dann soll auch für Freibäder unter strengen Auflagen die Öffnung erlaubt sein.

Sportvereine warten auf neue Regeln für das Training

„Wenn wir wieder starten, dann wird das Training anders aussehen als bisher“, informiert der TuS Fleestedt per Facebook. Zunächst müssten Sport-Fachverbände Regeln für den Trainings- und Spielbetrieb unter Corona-Bedingungen vorlegen. Bis Sonntag lag ein solcher Plan nur vom Tischtennisverband vor. „Wir hoffen, dass Fußball, Volleyball und die übrigen Sportarten schnell folgen. Sobald diese Vorgaben vorliegen, werden wir mit den Übungsleitern besprechen, wie wir diese in Fleestedt umsetzen können.“ Der Verein sei auf die Wiederaufnahme des Betriebs vorbereitet, bis dahin bieten zehn Übungsleiter weiterhin Online-Trainingsstunden in verschiedenen Sportarten an.

Wildparks und Freilichtmuseum sind offen

In den beiden Tierparks in der Region stehen die Mitarbeiter bereits seit Tagen in den Startlöchern, um die Türen am heutigen Mittwoch wieder zu öffnen (wir berichteten). Im Wildpark Lüneburger Heide und im Wildpark Schwarze Berge wurden Rundgänge eingerichtet, sodass die Besucher nur auf Einbahnstraßen durch die Parks gehen können

Auch im Freilichtmuseum am Kiekeberg können Besucher von heute an wieder die rund 40 historischen Gebäude und Gärten besichtigen. Gestrichen sind allerdings sämtliche Veranstaltungen und Vorführungen. Die kleinräumigen Außenstellen – der Museumsbauernhof Wennerstorf, das Mühlenmuseum Moisburg, die Museumsstellmacherei Langenrehm und das Feuerwehrmuseum Marxen – bleiben vorerst geschlossen.

„Wir freuen uns, dass wir wieder öffnen dürfen“, sagt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. „Die vergangenen Wochen haben uns gezeigt: Das Interesse durch unsere Besucher ist groß, sie warten darauf, endlich wiederkommen zu dürfen. Das ist für uns eine starke Motivation, das Museum möglichst umfangreich aufzumachen.“ Dabei gelte es jedoch immer, alle Richtlinien gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu befolgen – zum Schutz der Besucher und Mitarbeiter.

Im Deutschen Salzmuseum und im Museum Lüneburg bereiten die Mitarbeiter derzeit alles vor, um vom morgigen Donnerstag an Besucher begrüßen zu können. Für beide Häuser wurden Konzepte für eine behutsame Wiedereröffnung entwickelt, die den Schutz von Gästen und Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen. So darf immer nur eine bestimmte Zahl von Menschen in die Ausstellungsräume. Darüber hinaus gelten eingeschränkte Öffnungszeiten: Es gibt Besuchstage für Familien, für Einzelbesucher sowie für Menschen, die einer Risikogruppe angehören. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist erwünscht. Führungen und Veranstaltungen finden vorerst nicht statt.

Die Museumsleiterinnen Prof. Dr. Heike Düselder und Hilke Lamschus freuen sich auf die kleinen und großen Gäste: „Es ist schön, dass nun wieder etwas Leben in unsere Ausstellungen und das analoge Kulturangebot Lüneburgs kommt.“ Das Onlineangebot des Museum Lüneburg mit Videos, Podcasts, Kreativangeboten und Informationen bleibt bestehen.

Am kommenden Montag beginnt die behutsame Öffnung von Ferienhäusern und Campingplätzen. Nach den Dauercampern, die bereits zurückkehren konnten, dürfen dann auch Touristen die Campingplätze und Wohnmobilstellplätze im Land ansteuern. Ferienwohnungen und -häuser dürfen ebenfalls wieder zu touristischen Zwecken vermietet werden, allerdings nur mit einer 50-prozentigen Auslastung. Zudem muss nach jeder Belegung eine siebentägige Pause folgen. Damit sollen rasche Wechsel von Gästen ebenso verhindert werden wie allzu viele Begegnungen in geschlossenen Räumen. Hotels, Pensionen und Jugendherbergen sollen erst vom 25. Mai an öffnen können.

Für die Schulen gilt ein eigener Zeitplan. Die Schüler der vierten, neunten, zehnten und 13. Klassen sind diese Woche in getrennten Gruppen in die Schulen zurückgekehrt. Am Montag folgen die Schüler der dritten und 12. Klassen.