Winsen. Mitarbeiter der Stadtwerke, der Stadt Winsen und des Landkreises sollen künftig Dienstwagen nach Feierabend mieten können.
In der Kreisstadt startet ein neues Mobilitätskonzept mit Elektroautos. Mit im Boot des Initiators Stadtwerke Winsen sind der Landkreis Harburg und die Stadt Winsen. Geplant ist, dass die Mitarbeiter der drei Unternehmen deren Dienstwagen nach Feierabend nutzen können. Mit Hilfe einer App können sie freie Zeiten buchen. Künftig soll das Modell auf Wohngebiete ausweitet werden, wo Elektroautos an zentralen Plätzen stehen sollen.
„Wir wollen, dass Dienstwagen auch für private Zwecke genutzt und damit besser ausgelastet werden“, sagt Hans-Georg Preuß, der Geschäftsführer der Stadtwerke, die das Projekt entwickelt haben. „Mit unseren Konzept gehören wir zu den Vorreitern in Niedersachsen.“
Stadt und Landkreis sollen als Partner dabei sein
Preuß, der seit 1. April an der Spitze der Stadtwerke steht, sieht beim Klimaschutz gerade die Mobilität als wichtiges Thema. Der Maschinenbau-Ingenieur, der zuletzt als Vertriebsleiter für Stadtwerke für den Eon-Konzern gearbeitet hat, stieß jedoch rasch auf „hohe Hürden“ beim Einkauf der notwendigen Software für das Projekt. Diese Kosten wollte er mit Partnern teilen, bei denen er ein ähnliches Interesse am Einsatz von Elektroautos erwartete.
„Wir haben dann beim Landkreis und der Stadt offene Türen eingelaufen“, sagt er über die anschließenden Gespräche. „Das Konzept ist der Einstieg in das Fuhrparkmanagement der Zukunft“, ist der Erste Kreisrat Kai Uffelmann sicher. „Hier wird die Digitalisierung ohne großen Aufwand umgesetzt und ist für die Bürger praktisch.“
In Winsen sind drei öffentliche Ladesäulen geplant
Für den Dritten im Bunde haben sich die Politiker im Winsener Umweltausschuss jetzt einstimmig für das Mobilitätskonzept ausgesprochen. Innerhalb der Stadt sollen zunächst drei öffentliche Ladesäulen aufgestellt werden. Ob die Stromtankstellen gleich erworben oder von den Stadtwerken geleast werden, ist derzeit noch offen. Der Beschluss hängt vor allem davon ab, ob, wie schnell und in welcher Höhe Förder
gelder eingeworben werden können. Am 7. November soll der Verwaltungsausschuss über die angestrebten Investitionen entscheiden, wie ein Sprecher der Stadt bestätigte. Eingeschlossen ist dabei ein möglicher Erwerb eines stadteigenen E-Fahrzeugs.
Stadtwerke-Chef Preuß rechnet damit, dass die eigenen fünf E-Autos und ein Pritschenwagen von Ende November oder Anfang Dezember an von Mitarbeitern gebucht werden können. Die beiden E-BMW des Kreises sollen im ersten Quartal 2020 folgen. „Wir sind derzeit kurz davor, die notwendige Plattform für das System zu bestellen“, sagt Preuß. Sein Aufsichtsrat hat bereits am 18. September mit großer Mehrheit den Plänen zugestimmt.
Per App können die Mitarbeiter die Fahrzeuge privat mieten
Über die neue Carsharing-Plattform können sich alle Mitarbeiter zunächst registrieren und ein Konto angeben, von dem später die Automiete abgebucht werden kann. Über die App Winsen4you mobil soll zudem das Fuhrparkmanagement laufen, sodass jeweils zu sehen ist, welche Autos frei sind oder wie oft sie genutzt werden.
Zugang sollen künftig auch private Unternehmen haben, die ihre Firmenwagen nach Dienstschluss vermieten wollen. So ließe sich das Angebot von E-Autos rasch ausweiten. Schließlich wird über die App auch gebucht: Jeweils aufgeteilt nach dienstlichen und privaten Fahrten. Wie teuer die privaten Fahrten werden, steht noch nicht fest. „Wir kalkulieren noch“, sagt Preuß. Stehen die Elektro-Autos künftig direkt in Wohngebieten, wird die Preisgestaltung auch davon abhängen, wie häufig sie dort bewegt werden.
Die insgesamt 90 Mitarbeiter der Stadtwerke werden das neue Angebot sicher gern nutzen, ist ihr Chef überzeugt. Viele von ihnen kommen heute mit dem Fahrrad zur Arbeit. Künftig können sie sich darauf verlassen, dass sie bei Bedarf ein Auto direkt am Arbeitsplatz ausleihen können.
Gerade erst zwei Wochen ist es her, dass im Landkreis Harburg eine weitere Aktion für neue Mobilität in der Stadt gestartet wurde. So können in Buchholz seit Montag, 21. Oktober, Lastenräder ausgeliehen werden. Bis zum Jahresende sollen es fünf sein, die an wechselnden Ausleihstationen stehen (das Abendblatt berichtete). Das Projekt wurde allein vom Bundes-Umweltministerium mit 25.000 Euro gefördert.
Die Mobilität der Bürger wandelt sich: Gut für die Umwelt und für den Klimaschutz. Stadtwerke-Chef Hans-Georg Preuß nennt noch einen weiteren Vorteil, den ihm schon viele E-Auto-Tester und Nutzer bestätigt haben. „Das Fahren mit Strom macht einfach Spaß.“
Die Stadtwerke Winsen und ihr neuer Chef
Die Stadtwerke Winsen sind nicht nur ein lokaler Energieversorger. Sie betreiben auch das Freizeitbad „Die Insel“ in der Kreisstadt, das Parkhaus am Schlossring und den Windpark Winsen. Zum Angebot gehören außerdem Photovoltaik-Anlagen sowie E-Mobilität-Lösungen und Ladestationen für Autos und Fahrräder. Die Stadtwerke, die der Stadt Winsen gehören, verstehen sich als Dienstleister für private und gewerbliche Kunden.
Hans-Georg Preuß hat an der heutigen Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) Maschinenbau studiert. Der Ingenieur stammt aus Geesthacht und hat vor seinem Wechsel an die Spitze der Stadtwerke für 20 Jahre für den Energiekonzern Eon und dessen Vorgängerunternehmen gearbeitet. An seinem neuen Job in Winsen reizte den 52-Jährigen vor allem die Vielfalt der Themen und die Gestaltungsmöglichkeiten. Hans-Georg Preuß ist verheiratet und hat eine Tochter.