Buchholz. Verein stellt neues Angebot vor. Start ist an diesem Montag mit zunächst zwei Rädern. Es gibt Leihstationen.
Der Verein „Buchholz fährt Rad“ will die größte Stadt im Landkreis Harburg immer fahrradfreundlicher machen. Vom heutigen Montag an können vom Verein zunächst zwei und bis zum Jahresende fünf Lastenfahrräder kostenlos ausgeliehen werden. Sie können innerhalb der Stadt bei Verleihstationen abgeholt werden. „Wir leisten damit einen Beitrag zur Verkehrswende und damit zum Klimaschutz“, sagte der Vereinsvorsitzende Peter Eckhoff am Sonnabend in Buchholz. Das Lastenrad-Angebot ist das bislang erste im Landkreis Harburg und das einzige in der Region zwischen Hamburg, Bremen und Celle. „Zu unseren Zielen gehört es, dass immer mehr Menschen erkennen, dass man mit dem Rad ein Auto ersetzen kann“, sagte Eckhoff, der für die Buchholzer Liste im Stadtrat sitzt.
45.000-Euro-Projekt zunächst auf zwei Jahre angelegt
Das Projekt ist mit einem Volumen von 45.000 Euro zunächst auf zwei Jahre angesetzt und voll durchfinanziert. Die größte Unterstützung kommt vom Bundes-Umweltministerium, das dieses Projekt mit 25.000 Euro fördert. Eines der beiden ersten Fahrräder, die alle mit einem zusätzlichen Elektroantrieb ausgestattet sind, hat die Stadt Buchholz mit 6500 Euro finanziert. Weitere 6365 Euro für das zweite Rad kamen bei einem Crowd-Funding zusammen, das mit der Volksbank Lüneburger Heide organisiert wurde. Die Bank zählte 175 Unterstützer und gab gut 2000 Euro dazu, wie Frank Krause, der Regionaldirektor der Volksbank in Buchholz sagte. Die Bank wird künftig auch eine der Verleihstationen stellen. Von Montag an sollen die Räder zunächst am Reformhaus Dreyer sowie beim Finanzamt stehen.
Zunächst im Internet registrieren
Wer sich ein Lastenrad ausleihen will, muss sich zunächst über die Website www.lastenrad-buchholz.de registrieren. Danach kann man ein Rad buchen und dafür den gewünschten Zeitraum angeben. Maximal kann ein Rad für drei Tage genutzt werden. Der Vertrag gilt mindestens für einen Tag. „Wir wollen den einzelnen Stationen nicht mehrere Vorgänge pro Tag zumuten“, sagte Eckhoff bei der Präsentation des neuen Angebots im Buchholzer Rathaus.
Nach Ablauf der Frist müssen die Räder wieder zurückgebracht werden. Der Verein bittet in den Stationen um Spenden. Die Nutzer sollen möglichst so viel geben, wie ihnen die Fahrt wert ist. Damit soll dem Verein, der knapp 100 Mitglieder zählt, unterstützt werden.
Paten sind für die Lastenräder zuständig
Für die einzelnen Räder sind Paten zuständig, die sie zu den künftig wechselnden Verleihstationen bringen. Zudem kümmern sie sich um Wartung und Reparatur und stehen für Fragen bereit. Bislang gibt es zwei Paten: Sabine Mohme und Stefano Santonocito. Bundesweit gibt es inzwischen 76 Angebote von Lastenrädern von Vereinen und anderen Organisationen. „Sie betreiben fast 400 Räder“, sagte Eckhoff. Weitere 15 Verleihkonzepte werden derzeit in anderen Orten aufgebaut. In Buchholz sollen die Nutzer die Alternative ausprobieren, sie danach möglichst häufig buchen oder sich selbst ein Lastenrad zulegen. Der Kauf eines Rades mit Elektromotor wird in Buchholz bereits seit zwei Jahren gefördert.
In der Region das einzige Projekt dieser Art
„Wir haben bislang 81.000 Euro bereit gestellt und liegen in Niedersachsen weit vorn“, sagte Stadtbaurat Stefan Niemöller. Genutzt wurde die Prämie von bis zu 500 Euro für 413 E-Bikes und 19 Lastenräder. In Hamburg liegt die Fördersumme für Lastenräder sogar bei durchschnittlich 1600 Euro. Das Fördervolumen war in der Hansestadt so schnell ausgenutzt, dass die Umweltbehörde die Beträge für 2020 und 2021 vorgezogen hat. Damit stehen 1,5 Millionen Euro sofort zur Verfügung.
Nach Buchholz gekommen war am Sonnabend auch Sascha Schröder vom Oldenburger Verein „Rädchen für alles“. Er hatte sich im März mit Mitgliedern des Vereins „Buchholz fährt Rad“ getroffen und Tipps gegeben. „Jetzt bin ich beeindruckt, was hier an Rädern vor der Tür steht“, lobte Schröder.
In Oldenburg sind sieben Leih-Lastenräder unterwegs
Die Oldenburger verleihen seit fünf Jahren Lastenräder. Ihre Flotte ist auf sieben Räder angewachsen. Mut macht die Erkenntnis, dass in der gesamten Zeit kein Schaden an den Fahrzeugen registriert wurde, den Nutzer verursacht hatten. „Die Menschen gehen pfleglich mit den Rädern um“, sagte Schröder, der gleich ein weitere Idee vorstellte. Dabei handelt es sich um Dreiräder, die von Senioren genutzt werden können, die sonst gar nicht mehr fahren könnten. Neben ihnen sitzt dann ein zweiter Fahrer, der das Treten übernimmt.
In Buchholz wird es erst einmal darum gehen, einen Namen für das Lastenfahrradangebot zu finden. „Lastenräder für Buchholz ist zunächst nur ein Arbeitstitel“, sagte Eckhoff. „Wir wollen uns noch etwas anderes ausdenken.“
Das Transportrad, Lastenrad oder auch Cargobike ist ein Fahrrad, das dem Transport von Lasten beispielsweise nach Einkäufen oder auch Personen auch Kindern dient. Je nach Aufgabe und Einsatzgebiet sind sie mit verschiedenen An- und Aufbauten ausgerüstet. Eine Erweiterung des Einsatzspektrums ergibt sich, wenn die Räder – wie die in Buchholz stationierten – einem Elektro-Antrieb haben.
Der „Vorderlader“ hat eine tief gelegene Ladefläche zwischen Lenker und dem nach vorne gerückten Vorderrad. Die Lenkbewegung wird dabei über Gestänge oder einen Seilzug übertragen. Das aus Dänemark bekannte Long John wird seit 1930 weitgehend unverändert von verschiedenen Firmen hergestellt. Seit einigen Jahren bieten nordeuropäische Hersteller Transporträder dieser Bauform mit Transportkiste an, die meist auch für Kinder geeignet ist. Beim holländischen Bakfiets wird die Ladefläche durch eine Transportkiste ersetzt.