Hamburg. Die Zahl der Studienbewerber ist rückläufig. Nun will die TUHH in sozialen Netzwerken junge Leute für sich gewinnen.

Die Technische Universität Hamburg (TUHH) braucht mehr Studienanfänger. Die Zahlen sind in diesem Jahr rückläufig. Und das angesichts eines von Senat und Bürgerschaft beschlossenen Wachstumskonzepts, nach dem die Studierendenzahl der TUHH langfristig um rund 30 Prozent wachsen soll.

Jetzt startete Harburgs Uni die Social-Media-Kampagne „Technisch ist das möglich.“, mit der sie in den sozialen Netzwerken potenzielle Bachelor-Studierende davon überzeugen will, an der TUHH zu studieren. Kernelement ist das Bewerbungsportal stuhhdium.de.

TUHH freut sich über Resonanz in den sozialen Medien

Seit dem 1. Juni können sich Studienanfänger bei der TUHH einschreiben. Die Internet-Kampagne, nach Aussage der TUHH eine Premiere unter den deutschen Technischen Universitäten, startete vor einer Woche. „Die Resonanz ist super“, freut sich TUHH-Sprecherin Jasmine Ait-Djoudi, die die digitale Werbekampagne mitentwickelt hat.

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„Wir haben innerhalb von sechs Tagen fast 60.000 Views auf YouTube, 700.000 Aufrufe bei Instagram und Facebook und mehr als 100 Chat-Anfragen.“ 2018/19 seien noch alle Studienplätze gefüllt, so Ait-Djoudi. Aber es gebe bundesweit einen negativen Trend.

Nur geringes Interesse an MINT-Fächern

TUHH-Präsident Ed Brinksma sieht mehrere Faktoren, die dazu führen, dass weniger Abiturienten ein technisches Studium aufnehmen: Das Interesse an naturwissenschaftlichen, mathematischen, kurz an MINT-Fächern ist nicht mehr sehr ausgeprägt. Junge Menschen haben viele Möglichkeiten. Das macht es oft nicht leicht, sich für dieses oder jenes Studium oder eine Ausbildung zu entscheiden.“

Der Niederländer sieht zudem spezifische Gründe, die „seine“ Hochschule betreffen: „Traditionell kommen die Studienanfänger der TUHH mehrheitlich aus Hamburg und Norddeutschland – die Zahlen aus der Metropolregion sind rückläufig. Daher merken wir schon kleinste Schwankungen, wenn sich Abiturienten erst einmal für eine Ausbildung oder eine einjährige Auszeit vor dem Studium entscheiden. Zudem wird 2019 in Schleswig-Holstein ein Abiturjahrgang ausfallen, da hier wieder das neunjährige Schulsystem gilt.“

Nicht nur die Zahl der TUHH-Bewerber ist zu klein

Neben der Quantität fehlt es oft auch an der Qualität der Bewerber. Brinksma drückt es salomonisch aus: „Wir haben mit der finanziellen Abhängigkeit vom Hochschulpakt auch viele Studierende zugelassen, die – statistisch gesehen – Probleme im Studium haben, weil die Grundlagenkenntnisse in den mathematischen oder wissenschaftlichen Fächern nicht ganz ausgeprägt sind.“ Die TUHH habe seit Jahren „ausgezeichnete und innovative Maßnahmen und Angebote“ entwickelt, um betroffene Studierende fit zu machen.

Der Trend durchkreuzt den von der Stadt Hamburg finanzierten Wachstumskurs der Technischen Universität. Brinksma: „Wir wollen wachsen. Und dafür brauchen wir mehr geeignete Studienbewerberinnen und -bewerber. Eine Maßnahme ist unsere Social Media Kampagne, denn wir wollen die Zahl der Studierenden langfristig auf 10.0000 erhöhen und das Studienangebot ausweiten. Es sind mehr als 15 Professuren geplant, die vor allem für den Ausbau der Informatik und zur Stärkung unserer Clusterthemen eingesetzt werden.“

Die Schwerpunktthemen sind die grünen Technologien wie erneuerbare Energien, Umwelttechnik und Abfallverwertung, die Lebenswissenschaften (Medizintechnik, Biomaterialien, industrielle Biotechnologie) sowie Luftfahrttechnik und Maritime Systeme.

Wachstumskonzept der Wissenschaftsbehörde zahlt sich aus

Mit dem im Januar 2018 beschlossenen Wachstumskonzept erhöht die Wissenschaftsbehörde das von der Stadt finanzierte Budget zwischen 2018 und 2023 um 25 Prozent. In diesem Jahr erhält die TUHH gut 77 Millionen Euro (davon 70,7 Mio. Euro für Betriebsausgaben) plus zusätzliche 7,6 Millionen Euro zur Finanzierung des Wachstums. 2020 erhöht sich das von der Stadt finanzierte Budget auf 77,8 Millionen Euro plus 11,4 Mio. Euro für das Wachstumskonzept. So steht es in der Ziel- und Leistungsvereinbarung zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und der TUHH. Der Vereinbarung sind auch die geplanten Zahlen der Studienanfänger zu entnehmen. Sie sollen von derzeit 1481 auf gut 1671 Erstsemester im Jahr 2022 wachsen – eine ambitionierte Vorgabe angesichts des aktuellen Trends.

Viele Zukunftsprobleme sind nur mit technologischen Entwicklungen möglich, etwa die Digitalisierung, die Energie- und die Verkehrswende. Ed Brinksma ist zuversichtlich, dass es diese Spezialisten auch in Zukunft geben wird: „Ich sehe das mit einem großen nordischen Optimismus. Wir befinden uns in einem gesellschaftlichen Wandel. Sehen wir uns die Debatten und die Aktivitäten zum Klimawandel an, dann sehe ich hier junge Leute, die Verantwortung für ihre Zukunft übernehmen wollen und auch werden. Moderne Ingenieurmethoden, wie wir sie an der TUHH auch lehren, werden nicht mehr isoliert, sondern immer unter dem Aspekt der sozialen Verantwortung betrachtet. Wir wollen der nächsten Generation eine geistige Heimat bieten, die sie befähigt, Gestalterin der Zukunft zu werden.“