Harburg. Zwischen schönen Schiffen schlendern. An Bord gehen und sich die Hafenluft um die Nase wehen lassen – schöner kann ein Hafenfest nicht sein
Zwischen schönen Schiffen schlendern, vielleicht mit einem Eis in der Hand. Und wenn es zu warm wird, an Bord gehen und sich die Hafenluft um die Nase wehen lassen – schöner kann ein Binnenhafenfest nicht sein. „An allen Ständen sind die Leute zufrieden, ebenso wie die Besucher. An so einem Wochenende weiß man, wofür man sich die viele Arbeit gemacht hat“, sagt Holger Hartz vom Vorstand der Kulturwerkstatt Harburg. Sie hat federführend das nunmehr 19. Binnenhafenfest organisiert.
Die Festmeile lag kompakt am Wasser, entlang des Lotsekais
Die Festmeile lag kompakt am Wasser, entlang des Lotsekais. Die Drehbrücke blieb geschlossen und bot eine schöne Aussicht auf die schwimmenden Stars: Die hübsche „Johanna“, ein Besan-Segler der Stiftung Hamburg Maritim, schipperte ebenso Gäste durch den Binnenhafen wie der Schlepper „Omka“, das Polizeiboot „Ottenstreuer“, das Lotsenboot „Marxen“, das Salonschiff „Wappen von Harburg“. Dazu gesellte sich der kostenlose Boots-Shuttledienst zu den Außenposten des Fests, etwa zum Hafencafé des Yachtclub Hansa Harburg. Hier genossen viele Schaulustige die frische Brise auf der gut belüfteten Terrasse des Clubhauses gegenüber der Einfahrt zur Hafenschleuse.
„Hamburg ist für uns ein interessanter Markt“
Das größte Schiff bleibt dank seiner grün-roten Lackierung der Blickfang des Hafenfests: das ehemalige Küstenmotorschiff „Greundiek“ aus Stade. „Wir präsentieren uns hier sehr gern. Hamburg ist für uns ein interessanter Markt“, sagt Gerd Becker, Vorstandsmitglied vom Verein Alter Stader Hafen. „Nur vor zwei Jahren konnten wir wegen einer Terminkollision nicht dabei sein.“ Am Freitag reiste die „Greundiek“ an, am Montag geht’s zurück nach Stade. Am Steuer steht Kapitän Horst-Jürgen Tofern, einer von fünf ehrenamtlichen Kapitänen, die das alte Kümo und seine Gäste auf den jährlich zehn bis zwölf öffentlichen Touren, auf Charterfahrten oder bei maritimen Festen zwischen Cuxhaven und Hamburg sicher ans Ziel bringen.
Das 1949 gebaute Schiff passt gut in den Binnenhafen
Das 1949 gebaute Schiff passt gut in den Binnenhafen. „Es ist bestimmt auch mal als Frachtschiff hier gewesen“, sagt Tofern. Die „Greundiek“ transportierte vornehmlich Holz aus Skandinavien und Kohle aus England nach Deutschland, aber auch Zelluloseballen, Eisen und anderes Stückgut. Die letzte Fracht lud die „Greundiek“ 1986, damals unter dem Namen „Rita Dölling“.
1994 kaufte der Verein Alter Stader Hafen das knapp 47 Meter lange Schiff, restaurierte es aufwendig und brachte es im Jahr 2000 wieder in Fahrt. Seit gut zehn Jahren steht Horst-Jürgen Tofern regelmäßig am Steuerrad. Seine weiteste Fahrt führte ihn ins dänische Esbjerg. „Das war im Rahmen einer Werbetour für Meereswindparks entlang der deutschen Nord- und Ostseeküste bis nach Dänemark. Die Einnahmen finanzierten die anstehende Werftzeit – alle fünf Jahre muss das Schiff technisch überprüft werden, zu einer Art Schiffs-TÜV“, erläutert Tofern. Allein die dabei anfallenden Unterhaltungsmaßnahmen kosten 30.000 bis 40.000 Euro.
Die ehrenamtlichen Kapitäne sind für die „Greundiek“ fast unersetzbar
Der Kapitän schaut über sein Schiff den Lotsekai entlang: „Da hinten liegt die ,Hille’, auf so einem Frachtschiff bin ich groß geworden“, sagt der 71-Jährige. Schon seine Eltern hatten Frachtschifffahrt betrieben. Als die Schulzeit anbrach, blieben Mutter und Sohn allerdings an Land, in der Nähe von Stade.
Die ehrenamtlichen Kapitäne sind für die „Greundiek“ fast unersetzbar, fürchtet Becker: „Es ist schwierig, Nachwuchs zu finden. Denn nicht jeder kann dieses Schiff fahren, da gehört viel Fingerspitzengefühl dazu.“ Hier gibt es weder eine Joystick zum anstrengungslosen Steuern noch Bugstrahlruder für einfache Anlegemanöver. „Alles läuft mechanisch“, sagt Tofern, „bei schwerem Wetter spürt man die Wellen ans Ruder schlagen. Und quer zum Kai anlegen geht nur, wenn der Wind richtig steht und entsprechend drückt.“
Am Wochenende liegt das alte Schiff seelenruhig am Lotsekai. In seinem Laderaum spielen Bands, ebenso wie auf dem Kanalplatz, dem Lotseplatz und in der Fischhalle Harburg. Vom schweren Wetter, das dieses und die anderen Schiffe in ihrem langen Leben auszuhalten hatten, ist nichts zu spüren.