Hamburg. Marmstorfer Sozialdemokrat Thorwarth will überraschend Bezirksamtsleiter werden. Parteispitze steht zu Fredenhagen.
Ende der Woche will die Harburger SPD bekannt geben, wie es mit der Bezirksamtsleiterwahl und der großen Koalition weitergeht. Bislang war klar: Die Sozialdemokraten unterstützen die Kandidatur der ehemaligen Harburger Jugendamtsleiterin Sophie Fredenhagen (parteilos). Jetzt bringt sich ein SPD-Genosse selbst ins Spiel: Der Marmstorfer Klaus Thorwarth würde kandidieren, wenn seine Partei ihn darum bittet.
Allerdings machten der SPD-Kreisvorsitzende Frank Richter und der Fraktionsvorsitzender der SPD in der Harburger Bezirksversammlung, Jürgen Heimath deutlich: Weder hat Thorwarth sie informiert, bevor seine Kandidatur im Internet verkündet wurde, noch würden sie seine Kandidatur unterstützen. „Wir halten an der Kandidatin Sophie Fredenhagen fest“, sagt Frank Richter. „Das ist der Beschluss der Fraktion, des Kreisvorstandes und der Kreisdelegiertenversammlung. Jedes dieser Gremien hat diesen Beschluss einstimmig gefasst. Es gibt keinen Grund, davon abzurücken!“ Auch Jürgen Heimath dementiert: „Wir haben eine Kandidatin. Das ist Sophie Fredenhagen.“
Drei Bewerber blieben übrig
Klaus Thorwarth, derzeit Vorsitzender Richter am Hanseatischen Oberverwaltungsgericht, ist überzeugt, dass seine Kandidatur jetzt gut und richtig ist: „Ich hätte keinen Karrierevorteil davon“, sagt er. „Ich könnte auch bis zu meiner Pensionierung Richter bleiben. Aber bevor die Koalition an diesem Streit zerbricht und eine Kandidatin aus der zweiten Verwaltungsriege Bezirksamtsleiterin wird, kandidiere ich.“ SPD-Chef Richter äußert sich dazu eindeutig: „Klaus Thorwarth ist für uns keine Option. Er hätte sich im Januar melden können. hat das aber nicht.“
Die Nachbesetzung der seit dem Tod von Thomas Völsch vakanten Stelle zieht sich nun schon beinahe ein Dreivierteljahr hin. Zunächst fand die Harburger SPD keinen willigen oder geeigneten Kandidaten in den eigenen Reihen. Darauf bezieht sich Frank Richters Unmut. Dann wurde die Stelle öffentlich ausgeschrieben. Aus 18 Bewerbern wählte die Behörde fünf aus, die formal geeignet waren und sich den Fraktionsvorsitzenden vorstellten. Danach blieben drei übrig, die sich jeweils den gesamten Fraktionen präsentierten. Grundsätzlich, so damals der Tenor aller Parteien, seien alle drei Kandidaten geeignet.
Ultimatum der SPD an die CDU
Die SPD, größte Fraktion in der Bezirksversammlung, entschied sich einstimmig für Sophie Fredenhagen. Der Koalitionspartner CDU weigerte sich jedoch, dem Vorschlag zu folgen. Fredenhagen ist die ehemalige Fachamtsleiterin Jugend- und Familienhilfe im Harburger Bezirksamt. Sie war zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung als Fachbereichsleiterin für Soziales, Familien, Jugend und Senioren – also keineswegs in der zweiten Riege – für die Stadt Buxtehude tätig, aber noch in der Probezeit. Aufgrund ihrer Bewerbung in Harburg verlängerte Buxtehude Fredenhagens Vertrag nicht. Als Harburger Jugendamtsleiterin war Fredenhagen unter anderem dafür verantwortlich, das Harburg als Pionierbezirk das Programm „Frühe Hilfen“ für überforderte Eltern umsetzte. Bevor sie nach Harburg kam, war Fredenhagen im Bezirksamt Wandsbek tätig.
Seit der Ablehnung Fredenhagens durch die CDU ist die große Koalition in Harburg in Frage gestellt. Das eigentliche Ultimatum der SPD an die CDU endete bereits vor drei Wochen, aber noch wird verhandelt. Für die CDU könnte die Kandidatur des Genossen Thorwarth der letzte Strohhalm sein, an den sie sich klammert.
„Klaus hätte sich melden können“
Klaus Thorwarth war lange Kreisvorstandsmitglied der Harburger SPD, war Arbeitsstableiter des Elbphilharmonie-Untersuchungsausschusses und zog sich zurück, als er sich mit Frank Richter wegen dessen geplanter Bundestagskandidatur überwarf.
Laut Richter ist das aber kein Grund für die Ablehnung Thorwarths. „Klaus hätte sich melden können, als wir Kandidaten gesucht haben. Jetzt haben wir eine und halten an ihr fest“, sagt er. „Die CDU hat eine letzte Frist, zuzustimmen. Danach entscheiden wir, ob wir mit der CDU oder ohne die CDU weitermachen.“