Die Harburger Sozialdemokraten sind führungslos. Anders ist es kaum zu erklären, dass sich mit Klaus Thorwarth jemand selbst ins Rennen um den Posten des Bezirksamtsleiters begibt, ohne es vorher mit dem Kreisvorsitzenden Frank Richter oder mit dem Chef der SPD-Bezirksfraktion Jürgen Heimath abgesprochen zu haben. Dass sich beide von diesem Schritt überrascht zeigen und verärgert sind, glaubt jeder sofort. Die offenbarte Ahnungslosigkeit – oder ist es blanke Hilflosigkeit – ob des Thorwarth’schen Coups lässt allerdings gruseln.

    Das ohnehin schon kaum noch erträgliche Gezerre um die Nachfolge des verstorbenen Thomas Völsch läuft jetzt für die Harburger SPD-Spitze vollkommen aus dem Ruder.

    Die Folgen sind verheerend. Als erstes für die Kandidatin Sophie Fredenhagen. Während Heimath und Richter noch betonen, weiterhin zu ihr zu stehen, bröckeln hinter deren Rücken augenscheinlich bereits deutlich die Reihen der Solidarität. Als zweites für Harburg. Das ohnehin nicht allzu gute Image des Bezirks wird angesichts dieses politischen Desasters nicht gerade aufgewertet. Und als drittes für das Bild politischer Kultur. Wer einen derartigen Hang zu Hinterzimmer-Entscheiden und offensichtlicher Trickserei und Strippenzieherei offenbart, wie die Verantwortlichen der Groko in Harburg, treibt die Wähler in Kohorten Richtung Populisten. Wer wundert sich da noch über gute Ergebnisse der AfD?

    Als Konsequenz bleiben dem Harburger SPD-Kreisvorsitzenden und seinem Fraktionschef nur zwei Wege. Der eine führt zum Ende der Groko und diszipliniert Thorwarth wie auch den Schwanz, der lange genug mit dem Hund gewackelt hat, gleichermaßen. Der andere führt zum eigenen Rücktritt.