Buchholz. Neuer Bedarfsplan zeigt erhebliche Defizite bei Erreichbarkeit von Einsatzorten auf. Stadt rechnet mit Mehrkosten von fünf Millionen Euro.
Die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Buchholz stehen in den kommenden Jahren vor einschneidenden Veränderungen. Das ist das Ergebnis eines Bedarfsplans, den die Forschungs- und Planungsgesellschaft Forplan mit Sitz in Bonn am Mittwochabend im Ausschuss für Bauen, Ordnung und Feuerschutz in der Rathauskantine vorgestellt hat. Die Stadtverwaltung rechnet mit Mehrausgaben von fünf Millionen Euro. Hinzu kommen weitere 47.900 Euro für einen zweiten hauptamtlichen Gerätewart.
„Die Wehren sind technisch wie personell sehr gut aufgestellt. Zur künftigen Gewährleistung der Einsatzziele ist es dennoch notwendig Anpassungen vorzunehmen“, sagte Forplan-Mitarbeiter Patrik Habeth. Dazu gehörten nicht nur die Abstellung festgestellter Mängel in den Gerätehäusern der fünf Ortswehren und das Beheben von Löschwasser-Defiziten, vornehmlich in Teilen von Sprötze sowie entlang der Autobahnen 1 und 261. „Empfohlen wird auch eine Neupositionierung der Standorte, um die maximale Erreichbarkeit von Einsatzorten entscheidend zu verbessern“, so Habeth.
Angestrebtes Ziel: In acht Minuten am Einsatzort
Angestrebtes, medizinisch indiziertes Schutzziel der Wehren ist, dass die erste Einheit in einer Stärke von neun Einsatzkräften innerhalb von acht Minuten nach Alarmierung am Einsatzort eintrifft – und das mindestens in 80 Prozent aller Fälle. Eine weitere Einheit in einer Mindeststärke von sieben Einsatzkräften sollte innerhalb der folgenden fünf Minuten eintreffen – und das bei mindestens 90 Prozent der Einsätze.
Laut Analyse durch Forplan wurden nach diesen Maßgaben im Jahr 2016 bei insgesamt 257 Ereignissen nur 70 Prozent aller Einsatzorte innerhalb der Hilfsfrist erreicht. Noch viel gravierender aus Sicht der Gutachter ist indes, dass wegen der aktuellen Positionierung der Gerätehäuser nur 50 Prozent der bebauten Fläche des Stadtgebiets fristgerecht erreichbar sind. „Das würde im Ernstfall 15.000 Einwohner betreffen“, so Habeth.
Deshalb haben die Bonner Fachleute mehrere Handlungsszenarien entworfen und vorgeschlagen, Wehren umzusiedeln. Die Feuerwache Holm soll an den Lohbergenweg im Ortsteil Holm-Seppensen verlegt werden. „Das bewirkt eine nahezu vollständige Abdeckung der Ortsteile Holm-Seppensen, Holm und Seppensen“, sagt Forplan-Standortanalyst Andreas Pokorny. Durch diese Standortverschiebung würde sich die räumliche Erreichbarkeit auf einen Wert von 66,1 Prozent verbessern.
Für das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Sprötze, das aktuellen Anforderungen in vielen Punkten nicht mehr genügt, wird ein Ersatzbau an der Neuen Brückenstraße, Richtung Kernstadt, empfohlen. „Dadurch wird auch eine zeitnahe Versorgung der Siedlung Suerhop, sichergestellt, die momentan nicht gewährleistet ist“, so Pokorny. Der neue Standort verbessere die räumliche Erreichbarkeit zudem auf 53,5 Prozent.
Auch eine Verlegung der Buchholzer Hauptwache an die Bremer Straße war von den Gutachtern erwogen worden. Mit Blick auf die geplanten neuen Wohnquartiere im Osten der Kernstadt wird sie aber ausdrücklich nicht empfohlen. Gleichwohl könnte ein neues Gerätehaus neben der Obdachlosenunterkunft aber auch Defizite bei Einsatzzeiten in Steinbeck beheben.
Feuerwehr Holm ist tief im Ort verwurzelt
Stadtbrandmeister André Emme begrüßte die umfassende Zustandsanalyse der Freiwilligen Feuerwehren in Buchholz, warnte aber ausdrücklich vor Schnellschüssen und Provisorien. „Die angeregten Verlagerungen bedeuten zum Teil schmerzhafte Einschnitte in gewachsene Strukturen. So ist die Feuerwehr Holm tief im Ort verwurzelt. Dennoch werden wir die Empfehlungen natürlich aufnehmen und umsetzen“, sagte Emme.
Ein wachsendes Problem angesichts des zunehmenden Innenstadtverkehrs bleibe für die Einsatzkräfte indes, nach der Alarmierung schnellstmöglich die Feuerwachen zu erreichen. „Da sind Neuausweisungen von Tempo-30-Zonen wie jüngst in Sprötze nicht wirklich hilfreich“, so Emme.
Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse sicherte unterdessen zu, festgestellte Mängel in den Gerätehäusern schnell beseitigen zu lassen: „Brandschutz ist ein hohes Gut und tangiert das Sicherheitsbedürfnis vieler Bürger. Dem müssen wir Rechnung tragen.“ Deshalb werde umgehend eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung und Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren gebildet. Sie sollen ein schlüssiges Konzept konkreter Maßnahmen samt Prioritätenliste erstellen.
256 Einsätze mehr als im Jahr 2016
Die fünf Ortswehren rückten im Vorjahr zu 615 Einsätzen aus, das waren 256 mehr als 2016.
516 Einsätze erfolgten im Stadtgebiet, 99-mal halfen die Buchholzer bei Hilfsmaßnahmen in anderen Gemeinden.
In 146 Fällen mussten Brände gelöscht werden. In 464 Fällen waren die Einsatzkräfte vor allem bei der Beseitigung von Sturmschäden gefordert.
270 aktive Mitglieder zählen die Freiwilligen Feuerwehren aktuell, 13 mehr als 2016. Hinzu kommen 65 Angehörige der Jugendfeuerwehr und 77 Kameraden der Altersabteilung.
Die Tauchergruppe Florian feierte 2017 ihr 50-jähriges Bestehen. Sie gehört zur Wasserrettung im Landkreis.