Harburg. Bezirk will Harburgern erlauben, das aufstrebende Quartier zu Fuß zu erkunden – Bestandsaufnahme der Projekte entlang der Strecke.
Der Binnenhafen wird immer stärker auch zum Wohnquartier. Das hat eine Diskussion um zukünftige Freiflächen im Hafengebiet in Gang gebracht. Das Kernstück der vom Bezirk geplanten Freiräume ist ein 2,7 Kilometer langer Rundweg um die Schlossinsel.
Er führt vom Kanalplatz über den Dampfschiffsweg an die Süderelbe und (derzeit noch) über die Nartenstraße zurück zum Kanalplatz. „Der Rundweg wird attraktiv für Jogger werden, aber auch für Touristen, die den Binnenhafen besuchen“, sagt Hans Christian Lied, Leiter der Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Harburg.
Das Abendblatt ist mit dem Stadtplaner die Binnenhafenschleife abgelaufen, um die dort geplanten Bauprojekte vorzustellen. Start und Ziel ist die Zitadellenbrücke am Kanalplatz. Am Brückenkopf auf der Schlossinsel sollen demnächst Büros entstehen – „hier kann wegen der Hochspannungsleitungen nicht gewohnt werden“, sagt Lied. „Der LIG bereitet derzeit die Ausschreibung der Fläche für Bürogebäude und ein Parkhaus vor.“ LIG steht für Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen.
Sitzbänke und hölzerne Liegen am bereits hergerichteten Lotsekai laden zum Verweilen ein. Die Traditionsschiffe des Museumshafens bieten auf diesem Sahnestückchen des Rundwegs eine schöne Kulisse. Gegenüber liegt noch bis 2019 das Wohnschiff „Transit“, daneben die restaurierte Fischhalle und der Bauplatz des Fraunhofer-Center für Maritime Logistik, kurz CML.
In Planung: Vier-Sterne-Hotel mit 200 Zimmern
Das Fraunhofer-CML, ein Backsteingebäude, wird Platz für mehr als 80 Wissenschaftler, Studenten und die Verwaltung bieten. Das siebenstöckige CML soll das westlichste von vier markanten Gebäuden werden, die in Zukunft die neue südliche Hafenkante bilden könnten: Am östlichen Ende des Veritaskais plant die Hamburger Lorenz Gruppe ein Vier-Sterne-Hotel mit gut 200 Zimmern auf 17 Etagen.
Die Bauarbeiten am gläsernen Hotelturm sollen jetzt im Winter starten. Einen Steinwurf entfernt steht bereits der umgebaute Kaispeicher am Veritaskai. Gebäude Nummer drei soll an Stelle des Wäldchens westlich der Kontorhäuser am Kanalplatz heranwachsen. Den Schlusspunkt der Harburger Waterfront setzt dann das CML.
Der Rundweg biegt rechts in den Dampfschiffsweg ab. „Hier werden wir noch etwas machen müssen“, sagt Lied angesichts des zugeparkten Weges am Ufer des Werfthafens. Der Rundweg werde allmählich hergerichtet: „Immer dort, wo ohnehin Baustellen entstehen, werden wir den Weg voranbringen“ – Stadtplanung umfasse Zeiträume von 15 bis 20 Jahren, stellt der Experte klar. Immerhin, auch auf dem vorhandenen Pflaster erreichen Schaulustige nach ein paar Minuten das Ufer der Süderelbe. Neben dem offiziellen Barkassen-Anleger, der Dampfschiffsbrücke, liegt ein kleiner Park mit gepflasterten Wege, Infotafel zum Binnenhafen, Mülleimer.
Weiter geht es am Betriebsgelände der Hafenbehörde HPA vorbei auf den Elbdeich bis zur Harburger Schleuse. Hier wird in den kommenden Jahrzehnten alles beim Alten bleiben. Das geschlossene Schleusentor dient schon heute als Fußweg in den östlichen Hafenteil.
An der Straße Hafenbezirk grenzt eine Brachfläche an die Schleusenwand. Hier sind auf schmalen Parzellen dreigeschossige Stadthäuser anvisiert. Doch zunächst müsse der Bebauungsplan geändert werden, denn Wohnen ist hier bislang nicht vorgesehen. Frühestens in fünf Jahren könne hier gebaut werden, sagt Lied.
Die Straße macht einen Knick nach links, um einen Seitenkanal des Verkehrshafens zu umrunden. Noch müssen Fußgänger der Straße folgen und dann die Nartenstraße entlang gehen. Ziel sei es, den Weg direkt am Wasser, hinter dem heutigen Handelshof bis zum Treidelweg zu führen. „Ein Gehrecht für diesen Abschnitt ist im Bebauungsplan bereits vorgesehen“, so Lied. Es umfasst einen drei Meter breiten öffentlichen Weg, der auch andernorts im Binnenhafen den Zugang zur Wasserkante schaffen soll, etwa am Westlichen Bahnhofskanal oder am Kaufhauskanal.
Damit die Passanten den Seitenkanal queren können, könnte eine kleine Seilfähre mit Selbstbedienung oder eine Pontonbrücke errichtet werden, die zum Beispiel vom Stegbetreiber Seemann’s Pier bei Bedarf geöffnet wird.
Hohe Bauten am Veritas-Kai
Doch noch führt der Rundweg erst am Ende der Nartenstraße wieder ins maritime Ambiente, an der inzwischen fest gesetzten Klappbrücke über den Östlichen Bahnhofskanal. Auch hier sollen weitere Turmbauten entstehen, „ein Dreiklang aus Hochhäusern“, wie Hans Christian Lied es nennt. Der 65 Meter hohe Hotelturm am Veritaskai soll ähnlich große Nachbarn bekommen: im Rahmen der Bauprojekte Hafenquartier und Neuländer Quarree beidseitig der Neuländer Straße.
Der Veritaskai führt zurück zum Kanalplatz und schließt die Binnenhafenschleife. Hier soll demnächst die Veloroute (Fahrradtrasse) 11 Richtung Neugraben verlaufen und die viel befahrene Straße etwas schmälern. Es gelte, die trennende Wirkung des Veritaskai zu mildern, so der Stadtplaner. Auch deshalb sei angedacht, den Kanalplatz jenseits der Straße vor der Segelmacherei um einige Meter zu erweitern. Lied: „Hier liegt noch historisches Pflaster.“ Ein Stück alter Binnenhafen.