Harburg. 800 Autos in Hamburg im Einsatz. Geschäftsgebiet jetzt angepasst: Teile von Eißendorf, Heimfeld und des Binnenhafens fallen künftig raus.

Bundesweit wird Carsharing immer beliebter. Doch in Harburg ticken die Uhren offenbar anders. Jedenfalls hat Car2go, das stationsunabhängige Autovermietsystem, hinter dem Mercedes steht, jetzt sein Geschäftsgebiet angepasst: etwa die Hälfte des Bezirks ist seither raus. Große Teile von Eißendorf, Heimfeld und auch des Binnenhafens gehören nicht mehr dazu, die blau-weißen Smarts können dort künftig nicht mehr gemietet beziehungsweise abgestellt werden. Der Grund ist simpel: „Die aktuellen Analysen haben ergeben, dass die Nachfrage nicht groß genug war“, sagte Pressesprecherin Vera Pfister gestern.

Hermann Lindhorst mag das kaum glauben. Der Anwalt mit Büro am Veri­taskai und Wohnsitz in Nienstedten hat Car2go bislang regelmäßig genutzt - immer dann, wenn seine Frau das Familienauto brauchte, also mindestens zwei- bis dreimal im Monat. Dass dieser Teil des Binnenhafens nun nicht mehr zum Geschäftsgebiet von Car2go gehört, sei mit keiner Silbe angekündigt worden, empört er sich.

Die Entscheidung des Carsharing-Anbieters will Lindhorst nicht hinnehmen. Er hat Car2go geschrieben: „Hier am Veritaskai entstehen gerade eine Menge Bürohochhäuser, und allein in unserem Gebäude arbeiten derzeit mindestens 250 Menschen.“ Der Anwalt bittet darum, den Veritaskai wieder in das Geschäftsgebiet aufzunehmen: „Alles andere wäre nicht nur aus meiner Sicht, sondern vieler Anwohner/Büromitarbeiter hier in Harburg eine große Enttäuschung.“

In ganz Hamburg sind 800 Car2go-Fahrzeuge im Einsatz – die Zahl sei seit längerem konstant, sagt Pressesprecherin Pfister. Damit das Prinzip des free-floating Carsharing ohne feste Mietstationen aber optimal funktioniere, müssten die Fahrzeuge mehrmals täglich angemietet und bestenfalls von den Kunden selbst in der Stadt verteilt werden. Pfister: „Unsere Analysen haben gezeigt, dass dies nicht überall der Fall war.“ Etwa in Harburg, weshalb das Geschäftsgebiet nun drastisch gekappt worden ist. „So schaffen wir eine bessere Balance zwischen Fahrzeugverfügbarkeit und Nachfrage“, sagt Vera Pfister. Sie verweist darauf, dass zeitgleich auch Zonen erweitert wurden – zum Beispiel in Norderstedt.

In Hamburg gibt es Car2go seit 2011. Der Sprung über die Elbe kam zwei Jahre später. Seit August 2013 können die Smarts auch in Harburg gemietet werden. Das Asklepios Klinikum gehört übrigens weiterhin zum Geschäftsgebiet, genauso wie das Mercedes-Werk in Bostelbek.