Harburg. In zwei Häusern waren 162 Personen gemeldet, auch soll es Hygiene-Missstände geben: Behörden und Polizei überprüften unangekündigt.

In einer koordinierten Aktion haben Polizei, Sozialbehörde, Bezirksamt, HPA und Mieterverein eine Razzia in zwei Wohnhäusern in der Seehafenstraße durchgeführt. Der Verdacht: Die Häuser sind überbelegt, die Wohnverhältnisse menschenunwürdig. Aufgedeckt hatte die Missstände die "Hamburger Morgenpost".

„Ziel der Aktion war es nicht, die Bewohner ins Visier zu nehmen“, sagt Marcel Schweitzer, Pressesprecher der Sozialbehörde. „Uns lagen Hinweise vor, dass hier die Notlage von Menschen ausgenutzt wird. Es geht darum, die Hinterleute aufzudecken und den Missbrauch zu stoppen.“

In einem Haus wohnen fast 100 Menschen

So hätten beispielsweise Angaben in Mietverträgen nicht mit Meldedaten übereingestimmt. Im zweigeschossigen Haus Nummer 7 waren 63, im viergeschossigen Haus Nummer 9 gar 99 Personen gemeldet – und den Behörden lagen sogar Erkenntnisse vor, dass hier noch mehr Menschen wohnen; auch in Gebäudeteilen von Haus Nummer 7, in denen kein Wohnen zulässig ist.

„Wir sind kurz nach 6 Uhr morgens in die Gebäude gegangen“, sagt Marcel Schweitzer. "Die Aktion war gegen 8.30 Uhr beendet. Alle angetroffenen Mieter waren freundlich und auskunftsfähig. Insgesamt liefen die Überprüfungen gut ab.“

30 Bewohner wurden ausquartiert

30 Bewohner nahmen das Angebot der Behörden an, in Wohnunterkünften untergebracht zu werden. Viele wollten allerdings in der Seehafenstraße wohnen bleiben und dürfen dies auch – zumindest zunächst, denn die Ergebnisse der Razzia sind noch nicht ausgewertet und es kann noch geschehen, dass die Häuser für unbewohnbar erklärt werden. Augenzeugen berichten von Kakerlakenbefall und Hygiene-Missständen.

Im Gespräch waren die Häuser an der Seehafenstraße schon öfter, genau wie einige weitere im Phoenix-Viertel. Sie sind Quartier für die ärmsten Einwanderer und Wanderarbeiter, die hier von Profiteuren ausgenutzt werden. Die Miete zahlt häufig die Stadt.

Laut Schweitzer sei es schwierig für staatliche Stellen, unangekündigt zu prüfen. Deshalb habe man die Erkenntnisse aller Stellen zu diesen Häusern zunächst gesammelt, um eine Rechtsgrundlage für die gemeinsame Razzia zu haben. „Das, was wir gestern koordiniert haben, war etwas Neues“, sagt Schweitzer. „Aber dies waren nicht die letzten Häuser!“