Hamburg. Wirt Andreas Könecke erhält Genehmigung zum Bau einer flutsicheren Gaststätte. Sie hat dann auch im Winter geöffnet.
Die „Inselklause“ vor dem Elbdeich will sich für das kommende Jahr neu aufstellen. Ein flutsicherer Ersatzbau für das von Hochwasser geschädigte Gasthaus, der nun genehmigt wurde, soll 2018 stehen.
Der Regen macht Inselwirt Andreas „Köni“ Könecke gerade wenig aus. „Ich habe im Außenbereich große Schirme stehen, da bleiben die Gäste und ich trocken“, sagt er. „Doof ist bloß, dass weniger Gäste kommen. Doof ist auch, dass wir uns gerade für die Saison warmgelaufen haben und jetzt schon wieder der Endspurt ansteht.“ Gute Laune habe er trotzdem, so Könecke. „Die HPA hat mir signalisiert, dass sie meinen Pachtvertrag verlängert. Außerdem darf ich meine baufällige Gaststätte neu aufbauen. Ab nächstem Jahr starten wir richtig durch und sind dann auch winterfest.“
Alles, was die Inselklause betrifft, ist mit Ausnahmen verbunden
Die „Inselklause“ liegt vor dem Elbdeich, auf der Pionierinsel, zwischen der Eisenbahn-Elbbrücke und dem Naturschutzgebiet Schweenssand. Alles was hier passiert, ist mit Ausnahmen von Regeln verbunden oder mit besonderen Einschränkungen; wegen des Naturschutzgebiets, der Bundeswasserstraße vor der Terrasse, dem Hochwasserschutz und der exponierten Lage im Tidegewässer. Dinge genehmigt zu bekommen, ist oft ein mühsames Unterfangen, das Geduld und Diplomatie erfordert. Geduld ist nicht Köneckes Stärke und darunter leidet manchmal die Diplomatie. Trotzdem hat er es geschafft, im Bezirksamt von der Reizfigur zum verlässlichen Verhandlungspartner zu werden.
„Das habe ich dem Bezirksabgeordneten Torsten Fuß zu verdanken“, sagt Könecke, „der hat sich für mich eingesetzt und Bezirksamtsleiter Thomas Völsch hierher gelotst. Als der gesehen hat, was wir hier machen, was für ein Schatz diese Gaststätte für den Bezirk sein kann, lief auf einmal alles.“
Die Sturmfluten haben dem Gebäude schwer zugesetzt
Andreas Könecke hat die Inselklause vor fünf Jahren übernommen. Live-Musik, Bier aus einer Kleinbrauerei, hausgemachte Bratkartoffeln und selbst geräucherter Fisch haben hier seitdem ebenso ihre Fans gefunden wie der Ausblick auf Binsen und Binnenschiffe von der Terrasse aus. Allerdings muss die Inselklause jedes Jahr zu Beginn der Sturmflutsaison im Oktober schließen und kann erst im Frühjahr wieder öffnen.
Zwischendurch stehen Insel und Klause tatsächlich manchmal unter Wasser. Könecke muss dann aus seinen Winterjobs zur Insel und die Wasserschäden an der Gaststätte beseitigen. Doch mit dem Schlammschippen soll nun Schluss sein: „Das alte Gebäude ist durch die Überflutungen schon so in Mitleidenschaft gezogen, dass es nicht mehr lange halten wird“, sagt Könecke, „deshalb habe ich jetzt die Genehmigung erhalten.“
Die Pläne sehen eine Konstruktion auf Stelzen vor
Allerdings nicht als Eins-zu-eins-Kopie, sondern quasi als Inselklause 2.0: Der Gastraum und eine Außenterrasse mit Tischbedienung werden flutsicher auf Stelzen thronen, darunter werden sich die Sommerbühne und ein weiterer Verkaufstresen befinden. Nur der untere Bereich wird zur Sturmflutsaison leer geräumt. Oben läuft der Betrieb auch über den Winter weiter, sofern die Insel betretbar ist. „Ich habe schon so viele Anfragen von Firmen und Gruppen gehabt, die bei mir eine Weihnachtsfeier buchen wollten, und denen musste ich immer absagen“, sagt Könecke. „Ab dem nächsten Jahr geht so etwas dann aber.“
Für das Wintergeschäft setzt Andreas Könecke hauptsächlich auf geschlossene Gesellschaften. „Firmen, Vereine, Familienfeiern, ich habe hier auch schon Scheidungspartys geschmissen“, sagt er. Freitags soll es allerdings weiterhin Live-Musik geben, als Wohnzimmerkonzert mit Blick in die Natur. Und an einem weiteren Tag soll die Klause auch im Winter dem normalen Laufpublikum offenstehen.
Nächstes Frühjahr, gleich nach der Flutsaison, soll Baubeginn sein. „Dann müssen wir uns aber auch beeilen“, sagt Könecke, „denn zum Sommeranfang möchte ich die neue Bühne bespielen können“.
Das Naturschutzgebiet Schweenssand
40 Hektar umfasst das Naturschutzgebiet Schweenssand am Neuländer Ufer der Süderelbe. Es beginnt gegenüber der Inselklause und erstreckt sich gen Osten bis an die Landesgrenze zu Niedersachsen.
Röhricht und Auwald wachsen am Ufer. Dort sind die Pflanzen dem stetigen Wechsel der Gezeiten ausgesetzt. Das bringt dem Gebiet – zusammen mit dem Naturschutzgebiet Heuckenlock am Nordufer der Süderelbe – eine besondere biologische Vielfalt, die in Europa einmalig ist.
Zwei Pflanzen, die dort wachsen, sind weltweit nur an der Tideelbe zu finden: die Wiebelsschmiele und der Schierlings-Wasserfenchel.