Hamburg. BUND und Nabu kritisieren die Abholzung von schätzungsweise 23.000 Bäumen am Vollhöfner Wald. Die Linke spricht von “Umweltskandal“.
Naturschützer ziehen vor Gericht, um die Hafenerweiterung im Gebiet Altenwerder-West zu verhindern: Die Naturschutzverbände BUND und Nabu haben gemeinsam vor dem Hamburger Verwaltungsgericht Klage eingereicht gegen die Hafenplanungsverordnung, nach der eine rund 45 Hektar große Fläche des Hafenerweiterungsgebiete in Hafennutzungsgebiet umgewandelt werden soll. Ziel der Kläger ist es, die Zerstörung des dort gelegenen, sogenannten Vollhöfner Waldes zu verhindern, auf dessen Gebiet die neuen Logistikflächen ausgewiesen werden sollen.
„Die Bedeutung dieses Waldes für den Naturhaushalt haben wir immer wieder betont. Und wir können nicht akzeptieren, dass ein ökologisch so wertvolles Gebiet mit einer selbstgemachten Rechtsgrundlage zerstört wird“, sagt der erste Vorsitzende des Nabu Hamburg, Alexander Porschke.
Lebensraum für bedrohte Tierarten
Die Verbände kritisieren, dass es im Laufe der Planungen keine Umweltverträglichkeitsprüfung gegeben habe. Die Unterlagen wiesen zum Teil große Lücken bei der Betrachtung von Flora und Fauna auf. „Wir sehen das Naturschutzrecht in Teilen ausgehebelt“, sagt Manfred Braasch, Geschäftsführer des BUND Hamburg. Es sei nun Aufgabe des Verwaltungsgerichts, zu prüfen, inwieweit gegen geltendes Recht verstoßen worden sei.
Das Gebiet zwischen der Straße Vollhöfner Weiden und Alter Süderelbe bezeichnen die Naturschützer als „wichtigen Teil des Biotopverbundes zwischen den Naturschutzgebieten Moorgürtel und Alte Süderelbe / Westerweiden“. Es umfasse schätzungsweise 23.000 Bäume und sei wegen seiner Biotope für den Erhalt der Biodiversität „existentiell wichtig“. Nach Angaben der Verbände brüten in dem Wald diverse geschützte und gefährdete Tiere wie die Vogelarten Gelbspötter, Kleinspecht und Trauerschnäpper sowie die Rauhaut- und die Wasserfledermaus.
Nachfrage von Logistikfirmen nach Fläche hoch
Die für den Vorgang zuständige Hamburger Wirtschaftsbehörde verweist darauf, dass es sich bei dem Gebiet um ein ehemaliges Spülfeld handele, das dem Hafenentwicklungsgesetz unterliege. Das Planungsgebiet Altenwerder-West umfasst Flächen aus dem sogenannten Hafenerweiterungsgebiet, die nun in Hafennutzungsgebiet umgewandelt werden sollen.
Die Nachfrage von Logsitikunternehmen nach zusammenhängenden Flächen in möglichst kurzer Entfernung zu den großen Containerterminals im westlichen Hafen seien hoch – sie könne jedoch im bestehenden Hafennutzungsgebiet nicht mehr zufriedenstellend erfüllt werden.
Grüner Randstreifen soll erhalten bleiben
Erhalten bleiben solle nach Angaben der Wirtschaftsbehörde eine „natürliche Übergangszone zwischen dem zukünftig baulich zu nutzenden Areal und der Alten Süderelbe“. Dieser Randstreifen solle im westlichen Bereich „bis zu 160 Meter breit“ sein und insgesamt eine Fläche von 8,5 Hektar umfassen.
Die Linke nennt die Planung auf dem Gebiet einen Umweltskandal. „Gut, dass die drohende Zerstörung des Vollhöfner Waldes vor Gericht kommt“, sagt Stephan Jersch, wirtschafts- und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion in der Bürgerschaft. „Dieser Wald ist von hohem Wert für die Natur im Süderelberaum.“ Neue Logistikflächen seien ihm zufolge „das Letzte, was wir auf dieser Fläche brauchen“.
Keine Pläne für restliches Erweiterungsgebiet
Die Erweiterung in dem Planungsgebiet sei unnötig, sagt der hafenpolitische Sprecher der Fraktion, Norbert Hackbusch, und nennt Alternativflächen, die sich aus seiner Sicht im Hafengebiet anböten. „Seit Jahren liegt die Kaianlage Kuhwerder brach, das BUSS Hansa Terminal wird zum Jahresende platt gemacht und nach unseren Informationen will die HHLA das Übersee-Zentrum zum September vorzeitig an die Stadt zurückgeben. Diese Flächen wären ideal für die Container-Distribution“, sagt Hackbusch.
In seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Abgeordneten Michael Kruse und Kurt Duwe erklärt der Senat, dass nach der Umwandlung des Gebietes Altenwerder-West noch 788 Hektar Hafenerweiterungsfläche zur Verfügung stünden. Es gebe aber bislang keine Pläne des Senats, diese Flächen ebenfalls in Hafengebiet zu überführen.