Neugraben. Am kommenden Montag werden die ersten 60 Flüchtlinge in der neuen Folgeunterkunft am Aschenland erwartet.

Obwohl Weihnachten als Fest jenen Flüchtlingen kaum geläufig sein dürfte, die ab Montag kommender Woche die neue Folgeunterbringung Am Aschenland 13 in Neugraben beziehen, so werden sie die weinroten Modulhäuser letztlich doch als Geschenk empfinden. Endlich „eigene“ vier Wände mit Türen, die man (ab)schließen kann, das kannten sie seit Monaten nicht mehr.

Am Dienstagnachmittag konnten Anwohner und Nachbarn die neue Unterkunft vorab in Augenschein nehmen. Betreiber fördern & wohnen hatte die Besichtigung organisiert und mehr als 100 Neugrabener und Fischbeker waren der Einladung gefolgt.

„Wir waren von dem großen Interesse positiv überrascht, weil es zeigt, wie intensiv und vor allem unvoreingenommen sich die Bürger des Stadtteils mit diesem Thema befassen“, sagte Beate Schmid-Janssen, f & w-Bereichsleiterin Wohnen für die Bezirke Harburg und Eimsbüttel.

In den 19 Modulhäusern wirdes insgesamt 458 Plätze geben

Fieberhaft hat das Unterkunftsteam um Mareike Harbeck die Fertigstellung vorangetrieben, damit mit der Belegung noch vor dem Jahreswechsel begonnen werden kann. Im ersten Bauabschnitt sind bislang zehn Modulhäuser mit insgesamt 236 Plätzen errichtet worden. Im zweiten ab Frühjahr 2016 folgen weitere neun Gebäude mit noch einmal 222 Plätzen.

In den Häusern befinden sich jeweils drei Drei-Zimmer-Wohnungen und eine Einheit mit vier Zimmern. Alle Wohnungen verfügen über eine Küche und ein Duschbad, die Grundmöblierung besteht aus Betten, Tischen, Stühlen und Schränken. In drei Häusern gibt es im Erdgeschoss überdies Verwaltungs- und Gemeinschaftsräume sowie eine zentrale Waschküche mit mehreren Maschinen.

Am Mittwoch sind noch einmal mehrere Lieferfahrzeuge mit Mobiliar vorgefahren, um das Interieur der Wohnungen zu komplettieren. „Die Außenbereiche werden sukzessive vollendet, Priorität hatte erst einmal die Bezugsfähigkeit der Häuser“, sagte Schmid-Janssen. Abgeschlossen sind aber zumindest die Pflasterarbeiten zwischen den Unterkunftsbauten, alle Wege sind problemlos begehbar.

Zwischen den Jahren sollen mindestens 60 Flüchtlinge das neue Domizil beziehen, die ersten werden am Montag gegen 10 Uhr erwartet. „In den neuen Unterkünften werden aber nicht nur Flüchtlinge aus verschiedenen Herkunftsländern wohnen, die bislang in Hamburger Erstaufnahmen lebten, sondern auch wohnungslose Hamburger“, berichtet Schmid-Janssen. Einziehen würden sowohl Familien, als auch Paare, Alleinerziehende sowie alleinstehende Männer und Frauen.

Betreut werden sie vorerst von fünf, nach Vollendung der kompletten Anlage dann von insgesamt neun Mitarbeitern des Betreibers fördern & wohnen. Sie werden den Bewohnern der Unterkunft mit Rat und Tat zur Seite stehen, können aber jederzeit auch von Anwohnern und Nachbarn kontaktiert werden.

Betreiber kooperiert mit Initiative„Willkommen in Süderelbe“

„Diese Offenheit und Transparenz ist uns enorm wichtig, anders ist eine harmonische Nachbarschaft auch kaum möglich“, sagt Beate Schmid-Janssen. In diesem Sinne arbeite f & w auch sehr eng mit der Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Süderelbe“ zusammen.

Die hatte am Mittwochmorgen gleich noch mal eine Delegation ans Aschenland entsandt, um sich ein Bild von der neuen Folgeunterkunft zu machen. „Wichtig war uns natürlich auch zu erfahren, was noch gebraucht wird. Und was wir tun können, um den neuen Nachbarn einen herzlichen Empfang zu bereiten“, sagte Solveig Fischer. So wollen die ehrenamtlichen Helfer am Montag auf jeden Fall frische Blumen in die Wohnungen jener zwei Häuser stellen, die zuerst bezogen werden.

Um den zweiten Besichtigungstermin hatte die Initiative unter anderem deshalb gebeten, weil am Dienstagabend die Weihnachtsfeier in der benachbarten Erstaufnahme im ehemaligen OBI-Baumarkt am Geutensweg stattfand. „Die Schulen hatten Geschenke für die Kinder organisiert, für jeden Erwachsenen gab es einen Budni-Gutschein im Wert von 15 Euro, an dem sich auch die Drogeriekette selbst finanziell beteiligt hat“, berichtete Anja Majewski.

Einladung zur Kinderspielgruppeund zum Flüchtlingscafé im BGZ

Bei einem geselligen Zusammensein mit Kaffee und Stollen haben die Vertreter der Initiative von der Tradition des christlichen Weihnachtsfestes erzählt und den Text dazu sogar in die vier Sprachen der Hauptbewohnergruppen übersetzen lassen. Zudem spielten eine Bläsergruppe der Thomaskirche Hausbruch und ein Kindermusiktrio.

„Was wir den Bewohnern der Erstaufnahme am Geutensweg anbieten, versuchen wir natürlich auch den Bewohnern der Folgeunterkunft am Aschenland zu ermöglichen“, sagt Karin Hartmann. Dazu würden Spielangebote für die Kinder ebenso gehören wie das Flüchtlingscafé immer montags von 15 bis 17 Uhr in einem Multifunktionsraum des Bildungs- und Gemeinschaftszentrums Süderelbe (BGZ) am Bahnhof Neugraben. So kann Integration gelingen.