Harburg. Bezirksamtsleiter reagiert auf Brandbrief der Grundeigentümer. Die Verwaltung habe sich absolut nichts vorzuwerfen.

Zu den zahlreichen Anträgen der Opposition, die bei der letzten Bezirksversammlung dieses Jahres von der Großen Koalition aus SPD und CDU beerdigt wurden, zählte auch jener der FDP-Abgeordneten Carsten Schuster und Viktoria Pawlowski mit dem Titel „Die Harburger Innenstadt – Jetzt investieren und nicht weiter die Bedarfe ignorieren“.

Darin mahnen die Freien Demokraten an, dass Politik und Verwaltung endlich die notwendigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Entwicklung Harburgs als Oberzentrum und starken Einzelhandelsstandort schaffen müssten. Dazu gehöre auch, dass in den entsprechenden Planungen die Bedarfe des Business Improvement Districts Lüneburger Straße (BID Lü) eine zentrale Rolle spielen müssten.

CDU weist Eigentümern Mitschuldam Niedergang der „Lü“ zu

„Dass ein Bezirk sein Zentrum als Fördergebiet anmelden muss, ist eine Bankrotterklärung, ein Sinnbild für die verfehlte Politik der letzten Jahre“, sagte Schuster. Mit dem Gloria Tunnel und der Neugestaltung des Platzes am Lüneburger Tor seien zwar einige positive Akzente gesetzt worden. „Doch der große Wurf ist ausgeblieben, die Anregungen des BID Lü wurden weitgehend ignoriert“, so Schuster.

In der Begründung zur Ablehnung des FDP-Antrags machte CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer indes auch die Anrainer für den Niedergang der Fußgängerzone zwischen Herbert-Wehner-Platz und Gloria-Tunnel verantwortlich: „Die Grundeigentümer tragen eine Mitschuld, nicht zuletzt durch unangemessene Mietpreise.“

Da sei Fischer aber nicht auf dem neuesten Stand, hält Wolfhart Berg, einer der BID-Sprecher entgegen. „Für die ebenerdigen Geschäftsräume liegt die Obergrenze inzwischen bei 20 Euro pro Quadratmeter, in den oberen Etagen in der Regel schon deutlich unter zehn Euro. Das ist für eine innerstädtische Fußgängerzone ganz klar unter dem Schnitt“, sagt Berg.

Laut Bernd Westermann, Mitglied der BID-Lenkungsgruppe, fokussiere sich die Verwaltung inzwischen viel zu sehr auf die bevorstehende Gründung des BID Sand/Hölertwiete. Überdies kritisierte das Gremium, dass ein Großteil der Kompensationsgelder für die Erweiterung des Phoenix Centers in ein Gutachterverfahren und die Aufwertung der Seevepassage fließen soll.

Der gesammelte Unmut der Grundeigentümer mündete jüngst, wie bereits berichtet, in einen Brandbrief an Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, in dem sie unter anderem eine neue Pflasterung, ein modifiziertes Lichtkonzept und die Fällung von drei Bäumen forderten. In einer dem Abendblatt vorliegenden Antwort, ließ er jetzt wissen, dass er die Kritik des BID „Lü“ so nicht nachvollziehen könne.

Bereits vor dem BID hätte der Bezirk die Lüneburger Straße, den Rathausplatz und die Museumsachse zu „attraktiven öffentlichen Bereichen“ umgestaltet. Überdies hätte die Stadt 818.700 Euro in die Verwandlung des einstigen Schmuddeltunnels in eine „attraktiv gestaltete Unterführung“ investiert. Und auch der Neubau des Spielplatzes am Lüneburger Tor sei zur Hälfte von der Stadt finanziert worden.

200.000 Euro allein fürsVermietungsmanagement

Das Citymanagement, das die Arbeit des BID unterstütze, erhalte jährlich 50.000 Euro, für den Betrieb des Tunnel-Cafés „Mytoro“ würden jährlich 15.000 Euro aufgewendet. Zudem erinnerte Völsch an die 200.000 Euro, mit denen ein professionelles Vermietungsmanagement ausschließlich für die „Lü“ finanziert werde.

Die Entscheidung über die Verlängerung des BID Lü liege unterdessen allein bei den Immobilienbesitzern. „Wir würden uns aber wünschen, dass sich die Grundeigentümer verstärkt der Restrukturierung der Lüneburger Straße durch gemeinsame und individuelle Investitionen widmen“, so Völsch. Dabei werde die Verwaltung auch weiterhin „durch flankierende administrative Maßnahmen“ helfen. Und in der Kommunalpolitik für Unterstützung werben.