Neugraben. Uwe Schröer lässt sein Amt als Sprecher der Bürgerinitiative Neugraben-Fischbek vorerst ruhen. Eine Rückkehr hält er sich offen.

Die Bürgerinitiative Neugraben-Fischbek (BINF) verliert ihren Sprecher. Uwe Schröer, der wie kein anderer das Gesicht der Initiative verkörpert, erklärte jetzt seinen Rücktritt. „Es gab eine offene Drohung, die ich einfach nicht ignorieren kann“, sagte der 39-Jährige dem Abendblatt.

In der vergangenen Woche war seine Ehefrau im Süderelbe-Einkaufszentrum von zwei Männern angehalten worden. Es sei dieser eine Satz gewesen, der sie in Angst und Schrecken versetzt habe: „Wenn dein Mann nicht endlich seine scheiß Nazifresse hält, dann kommen wir dich mal besuchen“.

Schröer warb über den Facebook-Auftritt der BINF um Verständnis für seinen Schritt. „Ihr müsst verstehen, dass ich Menschen, die mir sehr nahe stehen, nicht in Gefahr bringen möchte“, ließ er die knapp 1250 Mitglieder des öffentlichen Forums wissen. Bevor er sich als Sprecher der Initiative engagierte, hatte er seiner Ehefrau versprochen dieses Amt sofort aufzugeben, sollte es zu Angriffen gegen ihn oder seine Partnerin kommen.

Initiative kündigt Bildungeiner Bürgerwehr an

„Seine Entscheidung macht uns sehr betroffen, wir können Uwe Schröer aber verstehen“, sagte Volker Jahnke, Mitbegründer der BINF. Dass führende Köpfe der Initiative offen bedroht würden, werde man sich aber nicht gefallen lassen: „Die Bürgerbewegung wird sich nicht einschüchtern und sich das Recht der freien Meinungsäußerung nicht nehmen lassen“, so Jahnke. Seinen Informationen zufolge, habe sich spontan eine Bürgerwehr gebildet. Sie werde solchen Übergriffen nachgehen, um die Aktivisten der Initiative besser schützen zu können.

Schröers Rücktritt fand auch in der Facebook-Gruppe ein lebhaftes Echo. „Dieser scheiß Radikalismus von links und rechts zerstört jede Möglichkeit der kontroversen und gerne auch heftigen Diskussion“, schrieb ein User namens Emil Lukas.

Der Vorwurf neonazistischer Stimmungsmache gegen Schröer sei schon deshalb abwegig, weil er auch in seiner Eigenschaft als Gruppenadministrator mehrfach rechte Kommentare gelöscht und sich auch während der Protestmärsche immer wieder klar gegen extreme Ansichten am rechten und linken Rand des Meinungssprektrums positioniert habe.

Einer Anzeige gegen Unbekannt bescheinigte die Polizei wenig Aussicht auf Erfolg. Überdies habe es ja keinen körperlichen Angriff und keine Beschädigung von Sachwerten gegeben. Unterdessen bestätigte Uwe Schröer, dass seine Familie spätestens Anfang kommenden Jahres ihr Domizil in Neugraben aufgeben werde: „Meine Frau fühlt sich hier nicht mehr sicher. Auch deshalb ziehen wir bald weg.“