Am 7. November ist Harburger Kulturtag.Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer vor. Heute: Die Künstlergruppe wattenbergART, die Produzentengalerie SchauRaum und das Musikforum St. Trinitatis

Das ist mein absolutes Lieblingscafé, hier herrscht einfach eine besondere, entspannte Atmosphäre“, sagt Axel Guhse und nippt genüsslich an seinem Kaffee. Mit „hier“ meint er das Café WattenbergAcht. Einmal pro Monat treffen Guhse und die anderen sieben Mitglieder der Harburger Künstlergruppe wattenbergART sich dort, um gemeinsame Aktivitäten zu planen, Ausstellungen zu organisieren und sich auszutauschen. Am 7. November stellt die vor vier Jahren gegründete Gruppe sich nun erstmals im Rahmen des Harburger Kulturtags vor.

Rund 15 Arbeiten werden die Wände im Café WattenbergAcht zieren. Axel Guhse zeigt Fotocollagen, die sich mit den Themen Liebe, Freundschaft und Familie auseinander setzen. Yvonne Lautenschläger, die für ihre Ringelstrumpfbilder bekannt ist, bringt eine 1,60 Meter große Arbeit mit. „Sie heißt „Curriculum vitae“, verrät Lautenschläger, „und ist eher ungewöhnlich für mich, weil sie ein architektonisches Motiv zeigt.“

Dirigent und Cellist Clemens Malich stellt sein Projekt „Entwurzelt“ vor
Dirigent und Cellist Clemens Malich stellt sein Projekt „Entwurzelt“ vor © HA | Nadine Wenzlick

Hinzu kommen geschweißte Eisenskulpturen von Uwe Jaensch, Objekte aus Alltagsgegenständen von Michael Krippendorf, Malereien von Nora Poppensieker sowie Gesche Wichelmann, Fotografien von Dieter Simon und Musik von KaMa Groß – zwar kann die Liedermacherin nicht selbst vor Ort sein, doch ihre CDs werden zum Kauf angeboten.

Der Ausstellungstitel „wattenbergARTenvielfalt“ passt demnach nur zu gut: Vielfältiger könnten die einzelnen Beiträge kaum sein. „Wir sind wirklich eine bunte Truppe – stilistisch, aber auch vom Alter. Die Jüngste ist Anfang 30, der Älteste Mitte 80. Und trotzdem passt am Ende erfahrungsgemäß alles super zusammen“, so Yvonne Lautenschläger. „Wir bereichern uns gegenseitig und sind eigentlich eine echt coole Künstlerfamilie.“

Im SchauRaum
Im SchauRaum © HA | Nadine Wenzlick

Kunst zum Thema Wasser in der Produzentengalerie SchauRaum

„Zeig mal – das ist aber toll geworden“, ruft Monica Bohlmann begeistert, als Rüdiger Knott ein großformatiges Kunstwerk auspackt. In der Produzentengalerie SchauRaum geht es an diesem Nachmittag zu wie im Bahnhof. Ein Künstler nach dem nächsten klingelt an der Tür, um Arbeiten für die neue Ausstellung „Wasserwege“ abzugeben. Bereits am kommenden Donnerstag um 19 Uhr findet die Vernissage statt, die Finissage derweil fällt genau auf den Harburger Kulturtag am 7. November.

Die Idee, eine Ausstellung zum Thema Wasser zu machen, stammt von Dorothee Wallner. Sie wird ihre Serie mit dem Titel „Unterwegs“ ausstellen, die verschiedene Boote auf dem Meer zeigt und vor einigen Jahren schon im Jenischpark zu sehen war. „Als ich mit der Serie angefangen habe, kamen gerade die ersten Flüchtlinge über die Meere“, sagt sie. „Da das Thema jetzt so aktuell ist, wollte ich die Bilder gerne noch mal zeigen.“

Auch die anderen SchauRaum-Künstler – darunter Andrea Rausch, Jan Ratschat und Waldemar Sulewski – haben sich mit Wasser und dessen Wegen beschäftigt. Petra Hagedorn zeigt stilvolle, am Computer bearbeitete Fotografien, Almut Heer hat faszinierende Reliefarbeiten aus Papierrohmasse gefertigt und Monica Bohlmann – die übrigens entschieden hat, sich den SchauRaum „noch ein paar Jahre zu gönnen“ und doch nicht wie zunächst geplant abzugeben – wird im oberen Stockwerk der kleinen Galerie einige großformatige Malereien vom Meer hängen.

Am meisten ins Auge sticht allerdings in der Tat die Arbeit von Rüdiger Knott. Der ehemalige Programmchef von NDR 90,3, der sich seit seinem Ruhestand der Kunst widmet, verwendet stets Fundstücke wie Holzreste, Plastikteile oder Metall. Für den Kulturtag hat er eine alte Schriftschablone einer kleinen Werft mit Fotos von Flussläufen wie dem Ganges und dem Colorado hinterlegt. Zur Ausstellung gibt es wie jedes Jahr Kaffee und Kuchen.

Die Harburger Kantorei, die Musikgemeinde Harburg und die St. Trinitatisgemeinde sorgen für Musik

Ein Kulturtag ohne Musik? Unvorstellbar. Auch in diesem Jahr haben die Musikgemeinde Harburg e.V., die Harburger Kantorei des Kirchkreises Hamburg-Ost und die Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Trinitatis Harburg deshalb ein abwechslungsreiches, musikalisches Programm zusammengestellt. Ab 12.30 Uhr erwartet die Besucher in der Johanniskirche Instrumental- und Chormusik aus fünf Jahrhunderten.

„Wir starten mit Musik für Blockflötenensemble vom 16. bis ins 20. Jahrhundert“, verrät Rainer Schmitz, Kreiskantor der Propstei Harburg und Kirchenmusiker der St. Trinitatisgemeinde. „Flauti vivi St. Trinitatis spielen um 12.30 Uhr Choralbearbeitungen von Samuel Scheidt und Hans Leo Hassler, Tänze von Michael Praetorius, ein wunderschönes Quartett des ganz unbekannten Leonard von Call und eine Spezialfassung des berühmten ‚Für Elise’ von Ludwig van Beethoven.“

Wer mehr über die Orgel der Johanniskirche wissen möchte, kann sich um 13.30 Uhr der Orgelführung von Schmitz anschließen. Im Anschluss folgen zwei Werkstattkonzerte. Zunächst präsentiert die Harburger Kantorei um 14.30 Uhr Auszüge aus dem berühmten Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, außerdem wird die Entstehung des Werkes, das am 5. Dezember in der St. Johanniskirche aufgeführt wird, erläutert.

Um 15.30 Uhr folgt Blechblasmusik vom Posaunenchor Harburg. „Darüber freue ich mich besonders, denn aus terminlichen Gründen kam eine Beteiligung des Posaunenchors am Kulturtag bisher nie zustande“, sagt Karola Parry, die neue Geschäftsführerin der Musikgemeinde Harburg. „Der Posaunenchor probt am Kulturtag Werke aus dem Programm der ‚36. Abendmusik vor dem 1. Advent’, das am 28. November in der Johanniskirche stattfindet.“

Das Kulturtagslogo
Das Kulturtagslogo © HA | Lars Hansen

Darüber hinaus hat die Musikgemeinde den Dirigenten und Cellisten Clemens Malich eingeladen. Er stellt um 16.30 Uhr sein aktuelles Projekt „Entwurzelt“ vor: Philosoph Benjamin Sprick spricht – ausgehend von Texten von Villem Flusser und Gilles Deleuze – über Exil und Kreativität, Wurzeln und Rhizome, Malerin Clara Lotta Dittmer zeigt ihre übergroßen Portraits der syrischen Mädchen Hanin und Salma. Dazu erklingt die erste Solosonate für Violoncello von Moshe Weinberg.

Anschließend lädt das Kammerorchesters St. Trinitatis um 17.30 Uhr zu „einer kleinen Nachtmusik“. Auf dem Programm stehen Bearbeitungen von Samuel Scheidt und Johann Sebastian Bach zu Luthers Choral „Vater unser im Himmelreich“, ein Ouvertüre von Antonio Caldara und natürlich die Serenade „Eine kleine Nachtmusik“ von Wolfgang Amadé Mozart.

Zum Abschluss des Tages wird um 18.30 Uhr die Ausstellung „Ruhe auf der Flucht gibt es nicht“ eröffnet. Walter Knolle zeigt darin zehn Objekte, die Anfang der Neunziger Jahre entstanden sind, sich mit dem Thema Flucht beschäftigen und heute deshalb aktueller denn je sind.