Winsen. 110 zusätzliche Flüchtlinge kamen Dienstagabend zur Erstaufnahme nach Winsen. Ministerium: Es folgen weitere. Schon am Freitag kommen 150 Menschen.

Erst hieß es Montag, dann Mittwochmorgen, dann Dienstagnacht. Am Ende war es Dienstag um 19 Uhr, als der erste von zwei Bussen mit insgesamt 110 Flüchtlingen am Winsener Kreishaus vorfuhr. Der Landkreis Harburg nimmt die Männer und Frauen im Zuge der Amtshilfe für das Land Niedersachsen auf, da die offiziellen Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes hoffnungslos überlastet sind. Insgesamt sollen in dieser Woche 300 Flüchtlinge zusätzlich zu den 70 bis 80, die sowieso jede Woche in den Landkreis kommen, in Winsen eintreffen.

Die abendliche Ankunft am Dienstag verlief reibungslos, wie Kreissprecher Bernhard Frosdorfer am Mittwoch berichtet. „Es waren unglaublich viele ehrenamtliche Helfer da, das war überwältigend.“ Unter anderem gab es Unterstützung vom Herbergsverein, der evangelischen Kirche in Winsen, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und den Johannitern. Anders als zuvor mitgeteilt, kamen die Flüchtlinge nicht direkt aus Bayern, sondern aus Bramsche und Braunschweig. Dort hätten sie eigentlich ersterfasst und gesundheitlich untersucht werden müssen, doch da das Land Niedersachsen angesichts von täglich 1000 Neuankömmlingen nahezu ans Ende seiner Kapazitäten gekommen ist, hatte Innenminister Boris Pistorius vergangene Woche die Landkreise um Hilfe gebeten.

So mussten also die Mitarbeiter des Landkreises Harburg am Dienstagabend Extraschichten schieben und zunächst die Nationalität der Neuankömmlinge erfassen, ihnen einen Gesundheitsbogen in die Hand drücken und sie dann medizinisch untersuchen. Im Anschluss lief das reguläre Prozedere ab, das bereits wöchentliche Routine in der Abteilung Migration ist: Aufenthaltsbescheinigung ausstellen, Foto machen, Unterkunft und Verpflegungspauschale zuweisen.

Anders als bei den wöchentlich ankommenden Flüchtlingen, bei denen es sich hauptsächlich um Männer handele, seien jetzt auch viele Familien dabei gewesen, sagt Frosdorfer. Der Großteil war arabischsprachig, aber auch einige Afrikaner und Menschen aus dem Balkan waren darunter. Da vorab nicht sicher war, ob unbegleitete Minderjährige unter den Flüchtlingen sind, war auch das Jugendamt mit Mitarbeitern vertreten. Von DRK und Johannitern erhielten alle Ankommenden ein warmes Essen, zur Verständigung waren Dolmetscher vor Ort. „Es haben auch viele Flüchtlinge mitgeholfen, die schon länger hier sind und bereits Deutsch sprechen“, sagt Frosdorfer.

Bis in die frühen Morgenstunden des Mittwochs hinein dauerte die Bearbeitung und Versorgung. „Der DRK-Einsatzleiter war um 4 Uhr zu Hause“, berichtet Frosdorfer. Nachdem die Flüchtlinge im Kreishaus fertig waren, ging es per Bus in die Unterkünfte. Ein Teil kam ins Hotel Europa in Winsen, wo sie von Mitarbeitern der Betreuungsfirma Human Care und des Kreishauses empfangen wurden, ein anderer Teil kam nach Gödenstorf in der Samtgemeinde Salzhausen.

Bereits am Freitag werden die nächsten Busse mit den Extra-Zuweisungen erwartet. Ob sich die Amtshilfe für das Land damit erledigt hat, kann Frosdorfer nicht sagen. Auch eine Nachfrage beim niedersächsischen Innenministerium bringt keine Klarheit. „Anders als andere Landkreise hat Harburg keine großen Erstaufnahmeeinrichtungen“, sagt Sprecherin Svenja Mischel gegenüber dem Abendblatt. Diese Landkreise mit der größeren Belastung seien für weitere Amtshilfe ausgenommen. Es könne deshalb sein, dass der Landkreis Harburg zukünftig noch mehr Flüchtlinge zusätzlich zur eigentlichen Quote aufnehmen müsse.

Mischel betont darüber hinaus, dass das Land auch weiterhin die Erst-Registrierung und die gesundheitliche Untersuchung der Flüchtlinge koordiniere und die Kosten trage. Teilweise würden auch Mitarbeiter in die Landkreise entsandt. „Unsere Erstaufnahme bleibt verantwortlich.“