Harburg. Harburger bereiteten 180 über Ungarn und Österreich eingereisten Flüchtlingen einen freundlichen Empfang am Bahnhof.

„Vielen Dank, aber ich kann nichts mehr tragen, meine Hände sind voll“, sagte der Mann im Harburger Bahnhof. Er war müde, erschöpft, aber sichtlich gerührt. Gerade war er aus dem Zug gestiegen, gemeinsam mit etwa 180 anderen Flüchtlingen, die an diesem Tag über Ungarn und Wien nach Deutschland einreisen durften.

In Harburg wurden sie von etwa 500 Menschen mit Jubel, Obst und Seltersflaschen begrüßt. Kistenweise Bananen, Äpfel und Pfirsiche, Unmengen an Trinkflaschen, Kuscheltiere und Schokoriegel für die Kinder: Das Begrüßungskomitee ließ es an nichts mangeln. Vieles musste gar wieder eingesammelt werden, denn die Hilfsbereitschaft überstieg den Bedarf erheblich.

„Lieber so, als anders herum“, sagt Holger Evers, der mit seiner Frau spontan zum Bahnhof gekommen war. „Ich bin nicht stolz ein Deutscher zu sein, aber heute bin ich stolz auf meine Harburger Nachbarn; die sind nämlich auch alle hier!“

Dass in Harburg Flüchtlinge ankommen ist eigentlich nichts Besonderes. Diese 180 sind allerdings Teil eines Politikums. Sie gehören zu den 7500, die laut Dublin-Abkommen eigentlich in Ungarn hätten registriert und aufgenommen werden müssen.

Da weder der ungarische Staat noch die Flüchtlinge dies wollten, war es in Ungarn zu chaotischen Situationen gekommen, unter denen vor allem die Flüchtlinge litten. Deutschland hatte sich deshalb spontan bereit erklärt, 7500 dieser Flüchtlinge aufzunehmen. Für Syrer – sie stellen den Großteil dieser Flüchtlingsgruppe – ist in Deutschland das Dublin-Verfahren ohnehin ausgesetzt.

Die Harburgerinnen und Harburger sowie einige Unterstützer aus Hamburg hatten in den Medien verfolgt, wie es den Flüchtlingen in Ungarn ergangen war. Sie wollten die Harburger Willkommenskultur als Kontrast präsentieren und ein politisches Statement setzen. „An diesen Vorgängen sieht man doch, wie widersinnig die Dublin-Bürokratie ist“, sagt Flüchtlingsbegrüßer Johann Donner aus dem Phoenix-Viertel.

Wenige Meter hinter dem Jubelspalier wartete Hamburger Flüchtlingsalltag auf die Neuankömmlinge: Vor der Zentralen Erstaufnahme hieß es, im Regen Schlange zu stehen, bis man mit der Registrierung dran war. Für die letzten dauerte das einige Stunden.