Lüneburg. Prozess hat begonnen: Verdächtiger Buchholzer soll riesige Aufzuchtanlage in Lüneburg betrieben haben. Verteidiger sehen Kammer nicht richtig besetzt.

Den beiden Angeklagten drohen langjährige Haftstrafen. Nicht nur weil sie jahrelang im großen Stil eine Cannabis-Plantage betrieben haben und das angebaute Marihuana zudem verkauft haben sollen, sondern auch weil sich einer von ihnen offenbar noch dazu schwer bewaffnet hatte. „Nachdem ihnen Pflanzen gestohlen wurden, soll sich der 53-jährige Angeklagte T. eine Pump-Gun besorgt haben“, sagte die Sprecherin des Lüneburger Landgerichts, Frauke Albers, am Montag zum Prozessauftakt dem Abendblatt.

Der Verdächtige aus Buchholz wurde bereits seit 2009 per Haftbefehl gesucht. Hintergrund: Er soll im Bereich Solingen bereits zwischen 2004 und 2006 illegal Cannabis angebaut haben.

Insgesamt sind in Lüneburg 14 Verhandlungstage angesetzt. Angeklagt ist vor der 3. großen Hilfsstrafkammer aber nicht nur der 53-Jährige, sondern auch der 34-Jährige G. aus Hamburg. Beiden wird das „unerlaubte Handelns mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“ vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 53 Jahre alte T. zunächst von April 2007 an eine Mühle in Dassendorf angemietet und dort rund 3400 Cannabispflanzen angebaut habe. Der 34 Jahre alte G. soll die Ernte in den Jahren 2008 bis 2010 verkauft haben. Von 2010 an soll der Angeklagte G. zudem in den Betrieb der Plantage eingestiegen sein.

Von Oktober 2011 an sollen die Angeklagten die Plantage in einer Halle in Lüneburg betrieben haben. Das angebaute Marihuana, insgesamt mehr als 4000 Pflanzen, sollen die Angeklagten je nach Qualität für 3500 bis 4200 Euro ja Kilogramm weiterverkauft haben. Der Wert des Rauschgifts wird insgesamt auf etwa 500.000 Euro taxiert. Die Anlage in Lüneburg war die größte Indoorplantage, die die Polizei in diesem Jahr in Niedersachsen entdeckte.

Die Angeklagten wurden am 26. Februar festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Für den Handel mit dem Marihuana gilt ein Strafmaß von nicht unter einem Jahr Haft. Am Montag, dem ersten Verhandlungstag, hatten nachdem die Anklage verlesen worden war, zunächst die beiden Verteidiger das Wort. Für sie ist die Kammer nicht ordentlich besetzt. Daher brachten sie eine Besetzungsrüge ein, die bis in den Nachmittag hinein verlesen wurde. Eine Entscheidung über die Rüge lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Auf die Plantage in Lüneburg war die Polizei durch die Hinweise von Passanten auf „komische Gerüche“ aufmerksam geworden. In der Lagehalle im Industriegebiet stellten sie 45 Kilogramm Marihuana sicher und nahmen den 53-Jährigen T. fest. In einem Haus in Buchholz wurden danach noch weitere zehn Kilogramm des Rauchmittels entdeckt.

Insgesamt hat die Polizei seit dem Jahresbeginn in Niedersachsen zwei Cannabis-Plantagen mit jeweils mehr als 3000 Pflanzen sowie 22 Plantagen mit mehr als 100 Pflanzen ausgehoben, wie das Landeskriminalamt in Hannover mitteilt. Die Straftaten in diesem Bereich lägen seit langem auf einem hohen Niveau, so die Experten. weil die Täter im Straßenverkauf hohe Gewinne erwarten.

Zur Hauptverhandlung sind drei Sachverständige und Zeugen geladen, die später gehört werden sollen. Gleich am heutigen Dienstag soll die Verhandlung fortgesetzt werden. Nach den aktuellen Planung soll der Prozess bis zum 21. Dezember abgeschlossen sein.