Hamburg. Eine Unternehmerin stellt Saft und Plätzchen aus der Hanfpflanze her - ohne berauschende Wirkung. Doch der Preis ist noch sehr hoch.

Galathea Ute Bisterfeld von Meer hat schon vieles erfolgreich ausprobiert. Sie hat Immobilien verkauft und damit Geld verdient. Zudem hat sie Astrophysik und Volkswirtschaftslehre studiert und eine Ausbildung als psychotherapeutische Heilpraktikerin absolviert. Durch Zufall lernte sie dabei die Wirkung von Hanfkennen. „Die Pflanze enthält zahlreiche Proteine und eine Menge gesunder Wirkstoffe“, sagt sie. Doch der Konsum von Cannabis ist in Deutschland verboten, weil er das als Droge wirkende Mittel Tetrahydrocannabinol (THC) enthält. Doch dieser Stoff wurde dem Nutzhanf durch Züchtung entzogen. Nur ein von der Europäischen Union bestimmter Grenzwert von 0,2 Prozent ist erlaubt. Ein Rausch ist damit also nicht mehr möglich.

„Hanf ist eine wunderbare Pflanze“, sagt die agile Geschäftsfrau, die auch Badesalz aus Hanfsaft herstellt. „Doch die Blätter zu kochen und zu essen funktioniert nicht. Deshalb kam ich auf die Idee, den Hanf durch Pressen zu entsaften“, sagt sie. „Hanfsaft wird kalt gepresst und unverarbeitet schock­gefroren. Der grüne Saft aus der Natur ist frei von Pestiziden, Pflanzengift und Konservierungsstoffen.“

Noch kann man den Saft in Deutschland nur im Internet bestellen, etwa unter Sana Hemp Juice. Das Gebräu ist teuer. 900 Milliliter kosten immerhin 119 Euro.

Als eine der Ersten hat von Meer sich in zahlreichen Ländern Patente für die Herstellung von Hanfsaft und Getränken aus der Flüssigkeit gesichert, darunter in den USA, Kanada, Brasilien und in vielen Ländern Europas. Die Nutzungsdauer der Patente reicht bis Ende 2033. Der Geschmack von Hanfsaft ist bitter, unverdünnt trinken kann man davon nur ein wenig. Mit einem weiteren Saft vermischt, schmeckt das Getränk bekömmlich.

„Wir sprechen Brauereien und andere Getränkehersteller an, die Lust haben, Hanf in ihre Getränke zu mischen“, sagt sie. Hanfgetränke können als Schnaps zubereitet werden, als Magenbitter, aber auch Cocktails ließen sich daraus machen. Um die Pflanze salonfähig zu machen, hat von Meer eine Marke angemeldet. Ihr Unternehmen heißt Green-Snake.de.

Von Meer ist nicht die Einzige, die mit den drei bis vier Meter hohen Pflanzen experimentiert. In Österreich versucht das Unternehmen Cannabis Brands ein Marken- und Lizenzport­folio aufzubauen, um sofort am Start zu sein, falls Hanf legalisiert werden sollte. Kürzlich wurde in dem Land mit Canny Drinks der Launch des ersten Cannabis-Bieres vollzogen. Das Bier enthält eine Geschmacksnote von Hanfsamenaromen und natürlichen Aromen von grünem Tee. „Mit diesem Bier haben wir einen neuen Meilenstein in der stark wachsenden Szene für Spezialbiere geschaffen“, sagt André Mueller, Vorstand der Wiener Anmathe Beteiligungsgesellschaft, der Cannabis Brands gehört.

Mit dem Saft der Blüten stellt von Meer auch Plätzchen her, die die Droge THC nicht enthalten, aber den Geschmack der Kekse verbessern. „Wer mit Hanf kochen möchte, braucht weniger Salz“, beschreibt sie eine Wirkung der Pflanze. Viele Ärzte sind von der gesundheitlichen Wirkung der Pflanze überzeugt. Hanf wird deshalb bereits in der Medizin benutzt, um Arthritis und Rheuma zu lindern. Hanf lindert Schmerzen und schützt die Nerven. Doch die Pflanze kann mehr.

In der Wissenschaft rückt das medizinische Potenzial von Hanf deshalb immer stärker ins Licht: sowohl in der Krebsforschung, etwa bei der Behandlung von Hirntumoren oder Brustkrebs als auch bei Darmerkrankungen wie Morbus Crohn sowie in der kardiologischen Forschung sind die grünen Blätter sehr gefragt. Eine Untersuchung der Nationalen Gesundheitsinstitute der USA zeigte, dass Hanf ein „großes Behandlungspotenzial besitzt, indem es oxidativen Stress, Entzündungen, Zelltod und Fibrosen dämpft“.

Bekannt und erprobt ist auch, dass Krankheiten wie Multiple Sklerose, Aids, Depressionen, das Glaukom und das Tourettesyndrom gut mit dem Hanfprodukt behandelt werden können. „Bei 34 weiteren Krankheiten liegt es zudem sehr nahe, dass Cannabis positiv wirkt“, schrieb die Zeitschrift „Apotheken Rundschau“ im Jahr 2013. Auch bei Epilepsien zeige Hanf eine positive Wirkung, heißt es. Neben dem Saft der Blüten will die Blankeneser Unternehmerin auch die faserigen Pressreste als Tierfutter verarbeiten. Sie sind laut von Meer gut als Viehfutter. Das Rauchen von Cannabis hat übrigens keine große Wirkung bei der Behandlung von Krankheiten. Öl dieser Pflanze oder der Verzehr von Hanfsaft und von Hanfblättern stelle zwar die beste Methode dar, um den Körper mit den notwendigen Cannabinoiden zu versorgen. Eine Verbrennung des Hanfes beim Rauchen führe dagegen laut Experten in der Regel zu Gesundheitsproblemen.