Harburg . Ideale von Verantwortung und Vernunft: Wilfried Peter Schmidt, Historiker und Museumsmanager, will ein Museum der Aufklärung eröffnen.
Ihm liegt die Aufklärung am Herzen. Die richtige, echte, ganz große. Die des Sammelns, Einordnens und Weitergebens von Wissen und des Lebens nach den Grundsätzen der Vernunft. Die Aufklärung, nach deren Prinzipien wir hier unser modernes Leben gestalten. Wilfried Peter Schmidt will der Aufklärung ein Museum widmen – gerne in Harburg.
Auch in Musik und Literatur schlug sich die Aufklärung nieder
„Ich will vermitteln, wie sich die Änderung des Weltbildes, die sich ab dem Ende des 15. Jahrhunderts vollzog, auf das Leben aller Menschen ausgewirkt hat“, sagt Schmidt.
„Mit den See-Expeditionen von Columbus und Magellan setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Erde rund ist, und man überall hinfahren kann. Das weckte Neugier“, sagt Schmidt. „Auf die Entdecker folgten Forscher, wie Cook oder später Humboldt. Und an Land begannen die Menschen, Kirche und Könige in Frage zu stellen. Der Bürger drängte nach Selbstbestimmung.“
Auch in Musik und Literatur schlug sich die Aufklärung nieder. Schmidt hat Exponate dazu zusammengetragen. Zum Teil hat er sie ersteigert, zum Teil sind es Souvenirs aus seiner bunten Vergangenheit.
Schmidt holt diese Gedanken nicht aus dem luftleeren Raum
„Man kann solche Exponate aber nicht einfach so zur Schau stellen“, sagt Schmidt. Vielmehr müsse man den Kontext vermitteln. Am besten ginge dies im Gespräch und mit Geschichten, die mit den Stücken verbunden sind.
Schmidt holt diese Gedanken nicht aus dem luftleeren Raum. Er ist studierter Historiker und Museumsmanager, hat außerdem Erfahrung im Handwerk, in der freien Wirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung gesammelt.
Sein Studium stand nicht am Anfang der beruflichen Laufbahn. Dort stehen eine Lehre im grafischen Handwerk und Wanderjahre, die ihn um die halbe Welt führten. Danach wurde Schmidt selbstständiger Meister, sattelte noch die Prüfung zum Werbekaufmann drauf, ließ sich in der Verwaltung der Justizbehörde verbeamten, stieg dort zwischendurch aus, um Firmen zu managen, kehrte in den Schoß des Staates zurück und begann mit weit über 50 Jahren sein Studium der Geschichte und der Archäologie – nebenberuflich. Er arbeitete weiterhin als Teilzeitbeamter. Ein Jahr nach seinen Magisterprüfungen ging Schmidt in Pension. Da hatte er die Pflicht-Dienstzeit bereits um ein Jahr verlängert.
Die Idee für das Museum reifte im Studium
„Den Anlass, noch mal etwas ganz anderes zu machen, gab der Mauerfall“, sagt er. „Ich bin in Neukölln geboren. Die Mauer wurde errichtet, als ich 20 war. Das war die erste große Zäsur in meinem Leben. Als sie fiel, begann ich deshalb nachzudenken, was ich mit meinem Leben noch einmal anfangen möchte.“
Die Idee für das Museum reifte im Studium. „Ich halte dieses Museum auch für notwendig, weil ich glaube, dass Menschen, die sich mit der Aufklärung auseinandersetzen auch anfangen, mehr Verantwortung für das eigene Schicksal zu übernehmen“, sagt er. „Und ich möchte mit dem Mythos aufräumen, dass der Westen die einzige aufgeklärte Gesellschaft ist. Auch Japan und China hatten ihre eigene Phase der Aufklärung.“
Auf Harburg als Standort für sein Museum kam Schmidt, weil hier die Museumsdichte nicht so hoch ist, wie nördlich der Elbe. „Dabei ist Harburg dich so ein lebendiger Bezirk. Auch die Nordheide wäre für mein Projekt interessant“, sagt er.
Die Suche nach einem Standort dauert an
Bei Bezirksamtsleiter Thomas Völsch ist Schmidt schon am Rande eines Festes herangetreten. „Der sagte mir jedoch, dass der Bezirk keine Gebäude hat und verwies mich an die IBA und ihr Projekt in der Fischbeker Kaserne.“
Allerdings sprach Schmidt mittlerweile auch mit dem Projektentwickler, der die Kasernenaltbauten für die IBA vermarktet. Der und er lagen mit den Preisvorstellungen weit auseinander. Nun sucht er weiter einen Standort. Schmidt will kaufen. Genügend Eigenkapital für einen umfänglichen Baukredit hat er angespart.
Das Museum soll sich selbst tragen. Vorgesehen dafür hat Schmidt einen Mix aus Eintrittsgeldern, Café-Einnahmen und Shop-Erlösen. „Ich will keine Subventionen vom Staat“, sagt er, „aber es wäre schön, wenn man mir bei der Immobilliensuche helfen könnte.“