Heimfeld. Nach Demo und Petition hat die Initiative „Verkehrssicherheit Heimfeld“ nachgelegt. Ein Positionspapier mit neuen Zahlen und Fakten.

Zur Sitzung der Harburger Bezirksversammlung Ende Mai hatten Mitglieder der Initiative „Verkehrssicherheit Heimfeld“ die Abgeordneten nicht nur mit mehr als 30 Plakaten und einem symbolischen Zebrastreifen empfangen. Im Rathaus war dann auch eine Liste mit 942 Unterschriften zu einer Petition an den BV-Vorsitzenden Manfred Schulz übergeben worden, in der verkehrsberuhigende Maßnahmen wie Ampeln, Fuß­-gängerüberwege oder Tempo-30-Zonen für Milchgrund und Eißendorfer Pferdeweg gefordert wurden. Nun hat die Initiative noch einmal nachgelegt.

Der Ausschuss für Inneres, Bürgerservice und Verkehr erhielt am vergangenen Donnerstag ein sogenanntes „Positionspapier“, mit dem die Initiative auf die sich bereits ablehnende Haltung seitens der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) reagiert. Denn Dietmar Thoden, Abteilungsleiter Prävention und Verkehr beim hiesigen Polizeikommissariat 46, hatte zuvor wissen lassen, alle vorliegenden Verkehrszählungen würden weder die Einrichtung von Ampeln, noch von anderen Querungshilfen rechtfertigen.

Neue Messung im Zeitfenster 7.10 bis 8.10, wenn die Schüler nicht ängst im Unterricht sitzen

Aus Sicht der Initiative sind diese Zahlen indes weder aktuell, noch belastbar. Die Ablehnung einer Sprunginsel durch die BSU stammt aus dem Jahr 2007. Und die letzte Tempomessung am Milchgrund Anfang September 2014 war zwischen 9.15 und 11.15 Uhr durchgeführt worden, als die Kinder der Grundschule Grumbrechtstraße längst im Unterricht saßen. „Die bereits bekannt gewordenen Statements und Zahlen lassen uns daran zweifeln, dass die Bewertung unseres Anliegens neutral und in einem ausgewogenen Gleichgewicht zwischen den Interessen des Verkehrs und der Menschen im Stadtteil erfolgt“, erklärte Peter Wurbs für die Initiative.

Deren Mitglieder haben inzwischen neue Zahlen und Fakten zusammengetragen, um ihre Forderungen zu bekräftigen. So wurden im Zeitfenster 7.10 bis 8.10 Uhr deutlich mehr als 50 Fußgängerquerungen für den Milchgrund ermittelt. Diese würden sich bereits aus der Anzahl der westlich des Milchgrunds wohnenden Grumbrecht-Schüler (etwa 30, Tendenz steigend) plus begleitenden Eltern (hin und zurück) ergeben, plus Kitakinder, plus Schüler des Ebert-Gymnasiums, plus Passanten auf dem Weg zur S-Bahn Heimfeld. Ganz zu schweigen von jenen Bewohnern des Quartiers, die in umgekehrter Richtung unterwegs sind, etwa zum Heisenberg-Gymnasium oder zur Asklepios-Klinik Harburg. Wurbs: „Damit übersteigt die Anzahl der querenden Fußgänger die für die Einrichtung von Fußgängerüberwegen erforderliche Zahl von 50 Personen pro Stunde zu Spitzenzeiten deutlich.“

Tempo 30 auf dem Pferdeweg kostet weniger Zeit als Rotphase an Ampel

Auch das Argument der unnötigen Beeinträchtigung des Verkehrsflusses hat die Initiative kritisch hinterfragt. So benötige ein Autofahrer auf dem Eißendorfer Pferdeweg zwischen B73 und Heimfelder Straße allenfalls 48 Sekunden mehr, wenn er statt 50 km/h nur Tempo 30 fahre.

Das sei aber immer noch weniger Zeitverzug, als ihn die Rotphase an der Ampelkreuzung Pferdeweg/Heimfelder Straße koste, die exakt 52 Sekunden betrage. Ohnehin werde die Durchlassfähigkeit von Milchgrund und Pferdeweg maßgeblich durch die Ampelschaltungen an Heimfelder Straße und B73 bestimmt. Die hinsichtlich der Länge der Grünphasen auch noch Priorität gegenüber Milchgrund und Pferdeweg genössen.

Nicht zuletzt haben Recherchen der Initiative ergeben, dass die 900 sowie 1000 Meter Straßenlänge ohne sichere Querungsmöglichkeit einzigartig in Harburg seien. „Solch eine Situation gibt es an keiner anderen Straße im Bezirk, die beidseitig bebaut ist“, sagt Wurbs. Und fragt deshalb: „Was machen die Straßen Milchgrund und Eißendorfer Pferdeweg gegenüber allen anderen relevanten Straßen in Harburger Wohngebieten so anders, dass hier keine verkehrsberuhigenden Maßnahmen in Betracht kommen?“ Ja, nicht einmal die anderenorts üblichen Warnzeichen aufgestellt werden dürften.

„Es gilt hier, ein Wohnquartier zu verbinden und nicht länger zu trennen. Und so nicht zuletzt unseren Kindern ein selbstständiges und sicheres Überqueren der Hauptstraßen zu ermöglichen“, appellierte Peter Wurbs noch einmal nachdrücklich.