Harburg . Am Freitag laufen die Schüler des Harburger Lessing-Gymnasiums um die Außenmühle. Jeder Meter bringt Spenden für Flüchtlingskinder.

Wenn der Schülersprecher dem Schulleiter Geld aus dem Kreuz leiern kann, darf er schon stolz auf sich sein. Für Abuzer Demir ist das allerdings gerade ein zweischneidiges Schwert: Für das Geld, was der Schüler der Lessing-Stadtteilschule gerade von Direktor Rudolf Kauer eingeworben hat, muss er 400 Meter laufen. „Das ist einerseits Pech“, sagt er, „anderseits laufe ich ja für etwas Gutes.“

Ein Sponsorenschein gilt für 400 Meter

Am kommenden Freitag, 12. Juni, laufen die Schüler des Lessing-Gymnasiums rund um die Außenmühle. Eine Runde ist Pflicht. Allerdings kann sich jede Schülerin und jeder Schüler sponsern lassen. Ein Sponsorenschein gilt für 400 Meter. Und wer mehr als acht Sponsoren zusammenbekommt, muss eben weiter laufen, als die 3,2 Kilometer, die die Harburger Teichrunde ohnehin schon lang ist.

Trotzdem sammeln die Schüler mit Eifer. Denn mit dem erlaufenen Geld wollen sie den Flüchtlingen in der Erstaufnahme auf dem Schwarzenberg helfen. „Die Flüchtlinge sind ja unsere direkten Nachbarn“, sagt Abuzers Schulsprecherkollegin Ayse Celik, „wir kommen täglich am Camp vorbei und sehen, was da los ist. Einige unserer Mitschüler waren auch selber schon mal in der Situation. und können sich gut daran erinnern“

Lehrer engagieren sich auch in anderen Unterstützungsgruppen

Einige Schüler hatten deshalb auch schon ihre Klassenlehrer angesprochen, ob man nicht etwas für die Flüchtlinge tun könnte, und bei denen haben sie offene Ohren gefunden. Es gibt eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Lehrern und Schülern, die sich auf dem Schwarzenberg engagiert. Das war zunächst nicht einfach, da es an Ansprechpartnern fehlte. Mittlerweile läuft es aber. Einige Lehrerinnen und Lehrer engagieren sich darüber hinaus in ihrer Freizeit in den verschiedenen Unterstützergruppen für das Flüchtlingscamp.

Auch die Schüler können sich jetzt ehrenamtlich einbringen. Viele Lessingschüler sind bikulturell und deshalb eher in der Lage, sich in andere Kinder und Jugendliche hineinzuversetzen, die in einem Land neu sind. Einigen Schülern sind auch schon Honorartätigkeiten in der Sprachmittlung und -vermittlung angeboten worden. Die Schule sammelt Herrenkleidung – die ist in der Kleiderkammer Mangelware – für das Camp und versucht, die Integrationsklassen zu unterstützen, in denen die Flüchtlingskinder mit Sprachunterricht auf den Besuch deutscher Schulen vorbereitet werden.

Der gesamte Erlös geht an die Flüchtlinge

Als die Lehrer mit der Idee des Sponsorenlaufs an die Schüler heran traten, hatten sie eigentlich gedacht, nur einen Teil des erlaufenen Geldes zu spenden und den anderen Teil für die Schule zu verwenden. „Aber im Schülerrat waren wir alle sofort der Meinung, dass wenn, dann das ganze Geld gespendet wird, und zwar an die Flüchtlinge“, sagt Ayse.

Das Geld soll zweckgebunden verwendet werden. „Als wir einmal die Schüler aus den Integrationsklassen mit auf einen Ausflug nehmen wollten, scheiterte das daran, dass diese Klassen nicht einmal Fahrkarten für ihre Schüler besorgen können, weil dafür kein Geld da ist“, sagt Abuzer. „Da können wir dann vielleicht für Abhilfe sorgen.“

„Außerdem ist es im Camp sehr eintönig“, sagt Ayse. „Man könnte Spielzeug für die Flüchtlingskinder auf dem Schwarzenberg anschaffen und auch für die vielen jungen Erwachsenen, die ja auch nicht viel zu tun haben, um sich in der Erstaufnahme die Zeit zu vertreiben.“