Eißendorf. Laut Programm des Senats sollen am Lichtenauerweg Wohnungen gebaut werden. Die Folge: kräftige Diskussionen, gerade im Hinblick auf Olympia.

Die Zukunft des Sportplatzes Lichtenauerweg steht wieder einmal infrage. Erneut gibt es konkrete Pläne, das Areal südlich des Ehestorfer Weges in Eißendorf künftig als Bauland zu nutzen. So jedenfalls steht es im Entwurf des Wohnungsbauprogramms für den Bezirk Harburg, der seit etwa 14 Tagen den Fraktionen vorliegt. Und seitdem für einigen Diskussionsstoff sorgt.

Gerade im Hinblick auf die Olympiabewerbung Hamburgs komme der neuerliche Vorstoß zur Aufgabe des Sportplatzes doch sehr überraschend, findet CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer: „Im Übrigen auch deshalb, weil hinlänglich bekannt sein dürfte, dass der Neubau von Sportplätzen in Wohngebieten inzwischen rechtlich höchst schwierig, um nicht zu sagen, nahezu unmöglich ist.“

Zu wenig Trainingsmöglichkeiten für Jugendliche

Zudem hätte es in der Vergangenheit wiederholt Hinweise von örtlichen Sportvereinen gegeben, dass insbesondere für den Jugendbereich oftmals keine ausreichenden Trainingsmöglichkeiten bestünden. „Deshalb wäre eine Aufgabe des Sportplatzes am Lichtenauerweg ohne ausreichende Kompensation für uns kaum vorstellbar“, so CDU-Fraktionsvize Rainer Bliefernicht.

Dass die Umwidmung des Sportplatzes jetzt wieder Thema ist, kommt unterdessen nicht ganz überraschend. Denn am 31. Dezember vergangenen Jahres endete jener Pachtvertrag zwischen den Privateigentümern des Areals und der Stadt Hamburg, der die Fortschreibung der Fläche als Sportplatz sicherstellte. Zwar hatte die Stadt vor zehn Jahren einen Kauf des Geländes angeboten, doch das Angebot war von den Eignern seinerzeit als zu niedrig abgelehnt worden.

Neue Chance nach Auslauf des Pachtvertrages

Nach Auslaufen des Pachtvertrages sahen sie offenbar eine neue Chance, das Grundstück an einen Investor zu verkaufen, der dort Wohnungsbau realisiert. Schließlich benötigt die wachsende Metropole Wohnraum en masse. Doch im konkreten Fall wäre dafür eine Änderung des Bebauungsplans Eißendorf 9 erforderlich. Darüber aber kann nur die Bezirksversammlung befinden.

„Bei der Verwaltung sind offenbar Überlegungen angestellt worden, die Nutzung als Sportplatz bald aufzugeben und die Fläche zukünftig für Wohnungsbau zu nutzen“, sagt Fischer. Anderenfalls hätte das Areal im besagten Entwurf für das Wohnungsbauprogramm ja kaum auftauchen können. Es bleibe aber bemerkenswert, dass die Bezirkspolitik von solchen Plänen erst durch eine Verwaltungsvorlage erfahre. Und es wäre sicher ganz interessant zu erfahren, wer da mit wem im Vorfeld was besprochen hat.

CDU-Fraktion zweifelt

Ins Visier ist einmal mehr Harburgs Baudezernent Jörg-Heinrich Penner geraten. Der wiegelte auf Nachfrage der CDU-Fraktion aber gleich ab. Konkret sei da noch gar nichts. Überdies hätte aber das Sportamt ausdrücklich bestätigt, dass der Sportplatz nicht mehr gebraucht werde.

Das bezweifelt die CDU-Fraktion. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sowohl der FSV Harburg, als auch Grün-Weiß Harburg zeitnah neue Kunstrasenplätze bekommen sollen. „Zumindest in der Bauphase dürfte es einen erheblichen Bedarf an Alternativflächen geben“, vermutet Bliefernicht. Und da könne es doch hilfreich sein, auf den Sportplatz am Lichtenauerweg zurückgreifen zu können.

Umfassende Aufklärung vom Bezirksamt gefordert

Nun hat die CDU-Fraktion in einem Antrag umfassende Aufklärung vom Bezirksamt gefordert. Vertreter der Verwaltung sollen im Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit darüber berichten, welche konkreten rechtlichen Vereinbarungen zur Nutzung der Fläche bestehen und in welchen Umfang sie aktuell von den Harburger Vereinen genutzt wird.

Die SPD, der Seniorpartner in der Großen Koalition, ist dem Antrag zwar beigetreten, allerdings nur halbherzig. „Wir haben eigentlich keine Notwendigkeit gesehen, die Angelegenheit in dieser Weise zu forcieren. Schließlich war sie ja schon Thema im Stadtplanungsausschuss“, so Fraktionschef Jürgen Heimath zum Abendblatt. Dass es da Begehrlichkeiten des Eigentümers gebe, könne er schon nachvollziehen. Zumal es sich um einen Grandplatz handele, der einfach nicht mehr zeitgemäß und deshalb auch kaum noch nachgefragt sei.

Einen vorhandenen Sportplatz einfach aufzugeben, halte er dennoch für einen Fehler und alles andere als opportun. Das passe weder im Kontext der Olympiabewerbung, noch im Hinblick auf fehlende Flächen für Neugründungen von Sportanlagen. „Momentan halte ich die Umwidmung des Sportplatzes am Lichtenauerweg in Bauland für unrealistisch. Dafür wird es in der Bezirkspolitik wohl keine Mehrheit geben“, so Heimath. (Lutz Kastendieck)