Die Modernisierung des Krankenhauses in Harburg geht voran. Im April können Interessierte sich das neue MRT ansehen, das sich seit gestern im Haus befindet
Harburg. Es sah fast aus wie eine überdimensionale Waschmaschine. Auf jeden Fall war es ein ganz dicker Brocken, der gestern mit Hilfe von vielen starken Armen und Maschinentechnik in den Klinikneubau des Mariahilf in Harburg bugsiert werden musste. Jetzt steht ein nagelneuer Magnetresonanztomograph (MRT) in dem Neubau des Helios Klinikums, der langsam aber sicher Form annimmt. Der neue „Magnetom Aera“ erzeugt ein Magnetfeld nach dem sich die Körperzellen ausrichten. Somit zeigt es die Organe weitaus kontrastreicher als ein CT und kann komplett auf Röntgenstrahlen verzichten. Angenehm ist der Untersuchungsring, in den die Patienten geschoben werden und der mit 70 Zentimeter Breite komfortabler ist, als die älteren Modelle, die nur 60 Zentimeter Durchmesser haben. Dies ist vor allem auch eine Erleichterung für übergewichtige Patienten. Das MRT schießt im Prinzip Schichtbilder, mit denen Organe auch dreidimensional am Computerbildschirm dargestellt werden können. Das Verfahren ist eine besonders sichere und unschädliche Methode, da der Körper nur der vergleichsweise energiearmen Radiowellen-Strahlung ausgesetzt ist. Wegen des Magnetfelds ist das MRT allerdings tabu für Patienten mit einem Herzschrittmacher oder mit bestimmten Metallimplantaten.
Dementsprechend groß ist aber auch das Gerät selbst. Für Jürgen Rötzer, Medizintechniker im Mariahilf Klinikum, war es deshalb auch eine echte Herausforderung, die 4,6 Tonnen schwere Apparatur in den dafür vorgesehenen Raum zu schaffen. Glücklicherweise befindet er sich direkt hinter der neuen Auffahrt zur Notfallambulanz, denn hier soll das MRT bei der Diagnose akuter Fälle eingesetzt werden.
Damit die Apparatur ins Gebäude kommen konnte, wurde eigens die Außenwand des Neubaus geöffnet, der Transport durch die Innenräume wäre im Falle des 2,30 hohen und 1,60 Meter tiefen medizinische Untersuchungsgerätes nicht machbar gewesen.
Weiterhin musste der Raum, in dem das MRT eingebaut werden sollte, vor Strahlung geschützt werden, da diese Auswirkungen auf die Untersuchungsergebnisse gehabt hätten. Die Wände wurden mit verzinktem Stahl verkleidet, Luft kommt nur aus Lüftungsanlagen, ein Zugang für die Anschlüsse ragt aus einer Wand, Steckdosen gibt es nicht. „Das funktioniert wie ein Faradayscher Käfig“, erklärt Rötzer. „Das hält die Radiowellen ab und lässt keine Störstrahlung durch.“ Das Hightech-Gerät reagiert nicht nur auf Strahlung innerhalb des Hauses und seinen riesigen Bestand an technischen Geräten, sondern auch auf Störungen von außen: „Selbst wenn hinter den dicken Außenmauern ein Rettungswagen vorbeifahren würde, könnte man das ohne die Verkleidung bei den Messungen sehen“, so Rötzer.
Frank Sadlowski hat das medizinische Hochleistungsgerät sicher nach Hamburg gebracht. Schon am Vortag wurde die wertvolle Fracht im Siemens-Werk in Erlangen auf seinen Lkw geladen. Dann ging es 600 Kilometer gen Norden – immer mit Tempo 80: „Das war ja eine ganz hochwertige Fracht, da kann man nicht rasen“, sagt der Fachmann in Sachen Schwertransporte.
Als er am Dienstagmittag nach acht Stunden Fahrt in Harburg am Mariahilf ankam, stand schon ein Ladekran bereit. Damit die Stahlketten an der wertvollen Fracht befestigt werden konnten, mussten die Helfer zunächst das Dach des Lkw aufrollen, so wie bei einem Cabrio. Dann wurden die Bodenverankerungen gelöst, anschließend zog der Kran das MRT in luftige Höhe und setzte es ganz vorsichtig auf dem Boden ab. Dort hatten Helfer Stahlbleche vorbereitet. Auf Stahlrollen sollte der dicke Brocken dann ins Gebäude gezogen werden. Allerdings stellte sich vor Ort heraus: „Das MRT ist zu breit“. Also schraubten die Transportmitarbeiter kurzerhand die Verkleidung des Geräts ab und der Rest der Einbauaktion verlief komplikationslos.
So konnten die Beteiligten aber schon mal einen Blick in das Innere eines hochmodernen MRT mit seiner beeindruckenden Technik erhaschen. Und man konnte die Anschlüsse für die Kühlung des Geräts erkennen. Durch sie wird Helium fließen, wenn das Gerät angeschlossen ist. „Allein die Menge, die dafür benötigt wird, hat den Wert eines Kleinwagens“, verrät Medizintechniker Rötzer. Nach rund einer Stunde Aktion war er sehr erleichtert, dass alles so glatt über die Bühne gegangen war: „Er ist drin!“, sagte er fast schon triumphierend. Auf den Boden des Raums hatten Mitarbeiter mit Hilfe von Schablonen genau gekennzeichnet, wo das Gerät stehen soll, damit die Bodenverankerungen genau passen. Ein wenig wurde noch hin und her geschoben, dann sank das MRT langsam auf den Boden herab – und wird vermutlich nie wieder bewegt.
Erst, wenn es nach Jahren seinen Dienst erfüllt hat, könnte es etwas Neues geben. Eins ist sicher, dafür werden wohl wieder Wände des Klinikbaus weichen müssen – so ein MRT ist eben ein ganz dicker Brocken, oder auch eine überdimensionale Waschmaschine.