Probleme bei der Umsetzung von „Eco-City Harburg“, „Harburg Center“ und „Wohnpark Zehntland“. Lüneburger Straße und viele Leerstände bereiten Sorgen. Der 100.000 Euro teure Innenstadtdialog scheint verpufft.
Harburg. Der Bezirk Harburg arbeitet nach wie vor daran, sein Ansehen zu verbessern, seine Stärken hervorzukehren und für Wohnen und Wirtschaft eine gute Adresse zu sein.
Dabei bemühen sich Verwaltung, Politik und die im BID zusammengeschlossenen Grundeigentümer der Lüneburger Straße insbesondere, den Standort für den Einzelhandel in der Innenstadt zu verbessern. Dazu sollte auch der gut 100.000 Euro teure Innenstadtdialog beitragen, der Anfang 2014 aus Bürgerbeteiligung mehr als 300 Ideen hervorbrachte.
Die meisten Stimmen heimste dabei allerdings der Vorschlag ein, Harburgs beliebten Beach-Club im Binnenhafen auf seiner Fläche am Veritaskai zu belassen. Dass Bürgerbeteiligung und Bezirks-Wunschzettel bei der Finanzbehörde als Eigentümerin des städtischen Grundstücks nur Achselzucken hervorrufen, durfte zur Kenntnis genommen werden. Auf dem Grundstück soll ein Hotel gebaut werden. Laut Projektentwickler gibt es dafür schon einen Betreiber.
Der Beach-Club muss umziehen, zunächst auf das städtische Grundstück neben der Alten Fischhalle am Kanalplatz. In späteren Jahren soll ein endgültiger Platz am Treidelweg gefunden werden. Die Alte Fischhalle wird voraussichtlich der Musiker Werner Pfeifer übernehmen und Ende 2015 ein maritimes Kulturzentrum einrichten. Bereits Ende Mai 2015 soll der derzeit sanierte Speicher am Kaufhauskanal als Kulturzentrum eröffnet werden.
Einfluss auf die bisherige Stadtentwicklung im Binnenhafen nimmt das 110 Meter lange und 14 Meter hohe Flüchtlings-Wohnschiff „Transit“, das 250 Bewohnern Platz bietet. Das Schiff wird voraussichtlich fünf Jahre im Binnenhafen bleiben, zunächst am Kanalplatz. Möglicherweise kommt noch eine weitere schwimmende Wohnunterkunft in den Binnenhafen.
Ende Februar 2014 war nach fünfmonatiger Sperre die Harburger Hafenschleuse wieder geöffnet worden. Die Hafenwirtschaft, darunter Werften, hatte unter der Sperre gelitten. Mehrere technische Pannen hatten den Umbau der Schleuse auf 8,60 Meter Hochwasserschutzhöhe verzögert.
Während Projektentwickler Lorenz+Partner in den Startblöcken steht, auf dem Grundstück Veritaskai/Östlicher Bahnhofskanal das vier- bis sechsgeschossige Bauvorhaben „Brückenquartier“ mit Wohnungen, Büroflächen sowie Lebensmittel- und Drogeriemarkt in die Wege zu leiten, kommen zwei weitere Projekte in der Nachbarschaft schon seit mehreren Jahren kaum voran.
Das Projekt Eco-City auf dem Gelände der früheren New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie (NYH) ist derzeit durch das Denkmalschutzamt der Hamburger Kulturbehörde blockiert. Während die Gesundheitsbehörde dem Abriss des mit krebserregenden Nitrosaminen belasteten Industrie-Altgemäuers an Nartenstraße/Neuländer Straße zugestimmt hat, wollen die Denkmalschützer laut Behördensprecher retten, was zu retten ist. Zu Eco-City gehört neben Gewerbeflächen auch Wohnungsbau, ein automatisiertes Parkhaus und ein Hotel mit einer Windturbine im Dach.
Auf der anderen Seite von Neuländer Straße und Östlichem Bahnhofskanal kommt das „Neuländer Quarree“ nicht richtig voran. Das Plangebiet grenzt auch an die Hannoversche Straße und an das Chemieunternehmen Brenntag.
Das Neuländer Quarree sieht den Bau eines Gewerbeparks als Abgrenzung zum Chemieunternehmen vor. An der Straßenecke Hannoversche Straße/Neuländer Straße soll ein Hotel gebaut werden, dahinter Wohnungsbau an Neuländer Straße/Östlicher Bahnhofskanal. Wohnungsbau und Bauhöhe kollidieren mit zu hohen Lärmwerten, die der Straßenverkehr und die Bahn neben der Hannoverschen Straße verursachen.
Ab 2015 ist es vorbei mit dem sogenannten „Bahnbonus“, der bislang einen Abzug des tatsächlichen Lärms von fünf Prozent gestattete. Der von den Projektentwicklern gewünschte Wohnungsbau dürfte demnach in bisher geplanter Form nicht mehr genehmigt werden. Harburgs Baudezernent Jörn Heinrich Penner spricht allerdings von einer Ausnahmeregelung durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Demnach können die Projektentwickler vorerst weiter machen.
Viele Ankündigungen gibt es seit Jahren von Hans-Dieter Lindberg, dem Besitzer des Harburg Centers. Sein leer stehendes und zunehmend maroder werdendes Geschäftshaus am Harburger Ring 6 sollte eigentlich im Jahr 2014 vermietet sein – mit einem Sky-Markt im Erdgeschoss und einem Textilhändler in den Etagen darüber.
Ein von Lindberg vorgestellter Geschäftspartner hielt bislang offenbar seine Vertragsvereinbarungen nicht ein. Auch das Jahr 2015 dürfte demnach aller Voraussicht nach keine Veränderungen an der Gesamtsituation bringen. Das auf städtischem Pachtland stehende Gebäude wird weiter verfallen.
Autofahrer müssen sich wegen zweier Brückenbaustellen auf größere Verkehrsbehinderungen in Harburg einstellen. Ab Frühjahr soll die gut 80 Jahre alte Klappbrücke über den Östlichen Bahnhofskanal erneuert werden. Der Verkehr von Nartenstraße, Neuländer Straße und Veritaskai muss umgeleitet werden.
Voraussichtlich im Herbst 2015 beginnen die mehr als ein Jahr dauernden Arbeiten an der Brücke Hannoversche Straße über die Bahngleise der Strecke Harburg-Cuxhaven. Verkehr von der Hannoverschen Straße muss auf Seevestraße und Karnapp ausweichen oder weiträumiger Umleitung fahren über die Stadtautobahn A253, den Großmoorbogen oder die Schlachthofstraße zur Walter-Dudek-Brücke.
Der bereits für 2014 angekündigte Bau von 43 Reihenhaus-Wohneinheiten im „Wohnpark Zehntland“ durch die Deutsche Reihenhaus AG aus Köln hatte sich aufgrund ungeklärter Grundstücksfragen und festgestellter Schadstoffe in den inzwischen abgerissenen ehemaligen Behelfsheimen verzögert. Nun soll mit dem Neubau Anfang Januar 2015 begonnen werden.
Das Wohnhaus des früheren Harburger Theaterintendanten Hans Fitze an der Hans-Fitze-Straße ist 2014 umgebaut und am 8. September als Treffpunkt für alkoholkranke Menschen eröffnet worden. Dafür wurde die bisherige Container-Unterkunft des Projekts für Freizeitgestaltung an der Knoopstraße aufgegeben. Von anfänglichem Zeitdruck ist nichts mehr zu spüren.
Die Saga will auf dem Gelände an der Ecke Knoopstraße/Julius-Ludowieg-Straße ein Mehrfamilienhaus mit 80 Wohneinheiten schaffen. Dazu heißt es jetzt: Es gibt nur eine Vorplanung. Mitte 2015 soll die Pläne konkreter sein.
Nach wie vor ist die Saga auch mit leer stehenden Wohnhäusern an der Hasselwerder Straße in Neuenfelde befasst. Die 61 Häuser mit 113 Wohnungen waren von der Stadt wegen der Airbus-Werkserweiterung und Startbahnverlängerung schon vor Jahren gekauft worden.
Noch immer stehen 23 der Häuser leer. Es wird untersucht, welche Häuser saniert werden können oder abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden müssen. Vier Häuser werden derzeit saniert.
In Neugraben laufen bereits seit 2009 unter Bürgerbeteiligung mehrere Verbesserungen für den Stadtteil. Bahnhofssiedlung und Petershofsiedlung werden verschönert. Derzeit wird an der rund 1,6 Millionen Euro teuren Neugestaltung des Neugrabener Markts gefeilt. Noch wird über Details gestritten. Im Herbst 2015 soll Baubeginn sein.
Neugraben wird als Zentrum der Süderelberegion durch die Neubaugebiete Vogelkamp/Elbmosaik und Fischbeker Heidbrook (Röttiger Kaserne) weiter an Einwohnern zulegen. Die Bezirksversammlung Harburg hatte für den Heidbrook Bebauungsplan 2014 in der November-Sitzung die Vorweg-Genehmigungsreife erteilt. Anfang 2015 soll die Erschließung des 53 Hektar großen Geländes mit Straßenbau beginnen.
Etwa 800 Wohneinheiten sollen auf dem Gelände entstehen, davon die Hälfte in Mehrfamilienhäusern, 30 Prozent in Reihenhäusern und 20 Prozent in Einfamilien- und Doppelhäusern. In gleicher Aufteilung soll das gut 70 Hektar große Vogelkamp-Gebiet nordwestlich des Neugrabener S-Bahnhofs bebaut werden. 1500 Wohneinheiten sieht die Stadtplanung vor.
Davon sind bereits 400 im ersten Bauabschnitt vermarktet. Im Juni 2015 soll der erste Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt sein. Bislang sind 129 der Grundstücke noch nicht vergeben. Die Hamburger IBA GmbH ist seit zwei Jahren mit der Projektentwicklung beider Baugebiete sowie der Erschließung der Grundstücke und der Vermarktung befasst. Die Nachfrage nach Grundstücken ist laut IBA groß.