Was sich 2015 in den Bezirken ändert. Große Neubaugebiete in Neugraben und das Problem der Flüchtlingsunterbringung in Harburg beschäftigen die Politik. Bau bezahlbarer Wohnungen im Fokus.

Harburg. Die Belebung der Harburger Innenstadt und der Bau neuer bezahlbarer Wohnungen stehen bei Politik und Verwaltung im Bezirk Harburg weiterhin an der Spitze dringlichster Aufgaben. Darüber herrscht Einigkeit in der Großen Koalition von SPD und CDU, die seit diesem Jahr das Sagen hat. Die gut 150.000 Bewohner des Bezirks konnten ja 2014 erstmals ihre Bezirksversammlung nach neuem Wahlrecht wählen – getrennt von der Bürgerschaftswahl.

1. Flüchtlinge: Bereits Ende 2013 war die steigende Zahl nach Hamburg kommender Flüchtlinge deutlich erkennbar geworden, und Innensenator Michael Neumann hatte dem Bezirk die Einrichtung einer Zentralen Erstaufnahme (ZEA) im teils leer stehenden Postgebäude an der Harburger Poststraße auferlegt. Seit Mai 2014 werden dort ankommende Flüchtlinge übergangsweise untergebracht. Die ZEA hat Platz für gut 300 Menschen. Schon bald mussten zusätzliche Unterkünfte auf dem Schwarzenberg eingerichtet werden.

2. Bürgerproteste: Für die längerfristige Unterbringung von Flüchtlingen gibt es Unterkünfte bereits im gesamten Bezirk. Im August 2015 soll eine Unterkunft am Bostelbeker Damm in Heimfeld bezugsfertig werden. Wie zuvor schon an der Wetternstraße in Harburg gab es auch hier Bürgerinitiativen, die sich überfordert sahen, die auf sie zukommende Integrationsleistung erbringen zu können.

3. Wohnschiff: Umstritten ist auch die Unterbringung von rund 250 Flüchtlingen auf dem Wohnschiff „Transit“, das von Rotterdam kam und an diesem Dienstag in den Harburger Binnenhafen kommen und voraussichtlich fünf Jahre bleiben soll – vorerst am Kanalplatz. Der Kanalplatz ist Dreh- und Angelpunkt nicht nur für eine rund vier Millionen Euro teure Drehbrücke zur Schlossinsel, die im neuen Jahr fertiggestellt werden soll – er ist auch das Zentrum für Harburgs neuen Stadtteil, den Binnenhafen, in dem höherwertiges Wohnen und Arbeiten angestrebt werden. Das Wohnschiff ist am Kanalplatz daher nicht gewünscht. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch will in Verhandlungen mit der Sozialbehörde einen anderen Liegeplatz erreichen, um die weitere Entwicklung des Stadtteils für bis zu 6000 Bewohner nicht zu gefährden. Bei der Vermietung und dem Verkauf von Wohnraum soll es bereits erste Rückzieher gegeben haben.

4. Brückenbauten: Im Binnenhafen beginnen 2015 auch zwei Brückenbauarbeiten, die voraussichtlich zu größeren Verkehrsbehinderungen führen werden. Zuerst soll vom Frühjahr an die alte Klappbrücke über den Östlichen Bahnhofskanal durch einen Neubau ersetzt werden. Voraussichtlich im Herbst folgen dann Abriss und der etwa einjährige Neubau der Brücke Hannoversche Straße, die über die Bahngleise nach Cuxhaven führt. Für die Zeit des Brückenbaus werden größere Umleitungen des Straßenverkehrs notwendig.

5. Verödung: Das Jahr 2014 war mit dem gut 100.000 Euro teuren „Innenstadtdialog“ gestartet. Die Bürgerbeteiligung lieferte der Bezirksversammlung und der Bezirksverwaltung mehr als 300 Ideen für Verbesserungen. Die fünf Topthemen lauteten schließlich: Beach-Club am Standort im Binnenhafen behalten, Lösung für marodes Harburg Center finden, Zwischennutzungsagentur für leer stehende Läden einrichten, Harburg fahrradfreundlich umbauen und Wohnen in der Innenstadt fördern.

6. BID: Forderungen aus dem Innenstadtdialog sind zum Teil bereits umgesetzt oder werden es noch. Allerdings auch mit Einschränkungen. Der BeachClub muss seinen beliebten Standort am Veritaskai verlassen und zur Alten Fischhalle an den Kanalplatz umziehen. Die Alte Fischhalle wird voraussichtlich der Musiker Werner Pfeifer übernehmen und ein maritimes Kulturzentrum einrichten. In der Harburger Innenstadt hat Immobilienbesitzer Horst Sobottka in oberen Etagen seiner Geschäftshäuser am Lüneburger Tor ehemalige Arztpraxen zu Wohnungen umbauen lassen.

Textilunternehmer Klaus-Jürgen Hübner hat über seinem neuen Modegeschäft an der Lüneburger Straße Studentenwohnungen geschaffen. Der Zusammenschluss der Grundeigentümer „BID Lüneburger Straße“ (Business Improvement District) gab im Juni 2014 Vermietungsmanager Norbert Radzat den Auftrag, Mieter für leer stehende Läden zu finden. Eine Lösung für eine andere Nutzung des maroden und leer stehenden Harburg Centers ist seit zehn Jahren nicht in Sicht.

7. Wohnpark: Mit dem Bau des von der Deutschen Reihenhaus AG geplanten „Wohnparks Zehntland“, der etwa ein Kilometer Luftlinie von der Innenstadt entfernt liegt, ist 2014 nicht – wie ursprünglich geplant – angefangen worden. Erst verzögerten ungeklärte Grundstücksfragen den Beginn, dann wurden vor dem Abriss alter Bausubstanz schadstoffbelastete Baustoffe gefunden. Nach der Grundstückssanierung soll nun Anfang 2015 mit dem Bau von 43 Reihenhaus-Wohneinheiten angefangen werden.

8. Saga-Bau: Im September 2014 ist das umgebaute Wohnhaus des früheren Harburger Theaterintendanten Hans Fitze als neuer Treffpunkt für alkoholkranke Menschen eröffnet worden. Aufgegeben wurde dafür unter anderem der frühere Treffpunkt des „Projekts für Freizeitgestaltung“ an der Knoopstraße. Auf dem Grundstück an der Knoopstraße will die Saga ein Mehrfamilienhaus mit rund 80 Wohneinheiten schaffen. Bislang existiert dafür nur eine Vorplanung. Mitte 2015 sollen die Pläne konkreter sein.

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