Die Überraschung im Bezirk darüber, dass der Verkauf der Harburg Centers offenbar platzen wird, hält sich in Grenzen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Hans-Dieter Lindberg mit Zitronen gehandelt hat.
Harburg. „Dieser Verkauf des Harburg Centers, kurz bevor der Insolvenzverwalter seine Arbeit aufnehmen konnte, war schon eine ziemlich windige Sache und hat mich geärgert. Die bereits angemeldete Insolvenz des Harburg Centers war eine große Chance, jetzt endlich zu einer vernünftigen Lösung für das Gebäude zu kommen“, sagt Rainer Bliefernicht, stellvertretender CDU-Fraktionschef in der Harburger Bezirksversammlung.
Seit Jahren übe sich der Inhaber des Centers, Hans-Dieter Lindberg, in Hinhaltetaktiken der Politik und dem Bezirk gegenüber, weil er immer wieder neue Käufer und Ideen für die Immobilie präsentiere, sagt der CDU-Politiker. Er hoffe, so Bliefernicht, dass dieser Deal „wirklich platzt“ und damit der Weg frei sei für ernsthafte Investoren.
Wie berichtet, scheint Vieles darauf hinzuweisen, dass Hans-Dieter Lindberg mit der DPE&M keinen zuverlässigen Käufer für sein Harburg Center gefunden haben könnte. Die Recherche des Hamburger Abendblatts hatte ergeben, dass die Projekt-Entwicklungsgesellschaft schon in der Vergangenheit mehrere Geschäfte hatte platzen lassen.
Lindberg selbst zeigte sich „überrascht und erschrocken über diese Informationen“. „Das werde ich jetzt überprüfen“, sagte der Harburger Geschäftsmann dem Abendblatt gegenüber. Lindberg stellte aber auch klar, dass nicht die DPE&M Verhandlungen mit der Finanzbehörde wegen des Grundstücks hätte aufnehmen müssen.
Er selbst habe bereits mit der Behörde über den Kauf verhandelt. Schriftlich lässt Hans-Dieter Lindberg der Redaktion zukommen, dass „die Zusicherungen durch die Finanzbehörde erfolgt sind. Diese wurden in den notariellen Vertrag übernommen. Dieser liegt der Finanzbehörde seit dem 26.3.2014 vor. Die Genehmigung dieses Vertrages ist im Juni 2014 erfolgt.“ Das Harburg Center gehört zwar Hans-Dieter Lindberg. Die Immobilie steht aber auf städtischem Grund.
SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath ist enttäuscht darüber, dass „die Angelegenheit nun wohl doch nicht mehr in dieser Form zu einem guten Ende für Harburg geführt werden kann“. Melanie-Gitte Lansmann, Citymanagerin in Harburg, hält die Enthüllungen über die zweifelhaften Geschäftspraktiken der DPE&M für „unglaublich“: „Dabei war die Nachricht über den Verkauf im April wirklich erfreulich.“
Das Harburg Center biete, so Lansmann, die Flächengröße für gewerbliche Mieter, die in der Innenstadt fehlten. „Es ist ein trauriger Zustand, wie das Center zum Schandfleck für die Innenstadt, ja für ganz Harburg wird“, sagt die Citymanagerin.
Im Harburger Rathaus ist die Reaktion auf die Information eher gedämpft. Zu oft hatte Hans-Dieter Lindberg in den vergangenen Jahren angekündigt, jetzt gehe es mit dem Harburg Center wieder bergauf. „Unsere Erwartungen waren nicht groß. Gleichwohl ist man immer wieder enttäuscht, wenn sich vermeintliche Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation zerschlagen“, so Dezernent Dierk Trispel, der gerade den Harburger Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) vertritt.
In den vergangenen Jahren hatte Lindberg dem Bezirk immer wieder neue Pläne für sein Center präsentiert. Alle sind sie bislang geplatzt wie Seifenblasen.
Jochen Winand, Vorsitzender des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden und Vorstandsvorsitzender der Süderelbe AG ist nicht überrascht. „Ich würde vortrefflich über diese Geschichte lachen können, wenn sie in Königswusterhausen und nicht in Harburg spielen würde. Aber leider steht das Harburg Center in Harburg“, sagt Winand.
Nach mehr als einem Jahrzehnt, so Winand, der Ende des Jahres die Süderelbe AG verlassen wird, würde er sich endlich „mal eine professionelle Herangehensweise an eine städtebauliche Lösung dieses Themas wünschen“. Bei einer professionellen Vermarktung dieser Problem-Immobilie, sagt Winand, gebe es Investoren, die sich ernsthaft für das Harburg Center interessierten.
„Die Probleme der gesamten Harburger City hängen meiner Meinung nach im Wesentlichen damit zusammen, dass die Entwicklung an dieser prominenten Stelle im Grunde seit zehn Jahren gestoppt ist“, sagt Jochen Winand.
Nach Informationen des Hamburger Abendblatts soll es in der Tat mindestens zwei Investoren, beziehungsweise Investorengruppen, geben, die Interesse am Kauf des Harburg Centers haben.