Das Hamburger Abendblatt stellt alle Teilnehmer am Harburger Kulturtag in einer großen Serie vor. Heute ist die Galerie Lehmann an der Reihe, die sich erstmals an der Veranstaltung beteiligt.

Nadine Lischick

Harburg. Seit 32 Jahren ist die Harburger Galerie Lehmann eine Institution in Sachen Kunsthandel. Höchste Zeit also, dass das familiengeführte Traditionsgeschäft auch beim Harburger Kulturtag dabei ist: Am 8. November können Besucher dort Gemälde des Hamburger Impressionisten Albert Feser bewundern.

„Wir sind im März dieses Jahres ja in unsere neuen Räumlichkeiten am Deichhausweg umgezogen“, sagt Michael Lehmann, der die Galerie 1983 gemeinsam mit seiner Frau Monika gegründet und die Geschäftsführung mittlerweile an seinen Sohn Alexander übergeben hat.

Mit dem Umzug hat sich die Fläche der Galerie auf 160 Quadratmeter vergrößert. „Wir sahen das als Anlass endlich wieder mit dem Ausstellungsbetrieb zu beginnen“, so Michael Lehmann weiter. „Wir haben ja über 20 Jahre lang regelmäßig unterschiedlichste Künstler ausgestellt, in den letzten Jahren ist das aber leider etwas eingeschlafen.“

Den Auftakt macht im Rahmen des Kulturtags nun also Albert Feser. Der bekannte Impressionist, der 1901 in Öjendorf geboren wurde und 1993 verstarb, hat einen festen Platz in der Geschichte der Hamburger Malerei gefunden: Er bildete so etwas wie den Schlusspunkt der so genannten „Freilichtmaler“. „Das heißt: Seine Bilder sind alle vor der Natur entstanden und nicht im Atelier gemalt oder verändert worden“, erklärt Michael Lehmann.

„Deswegen handelt es sich auch überwiegend um kleine Formate, denn über 50x60 Zentimeter geht schlecht, wenn man wie Albert Feser kein Auto hat, mit der S-Bahn zum Malen fahren und auch noch seine Ölfarben und den Schemel mitschleppen muss.“

Fesers Oeuvre umfasst unzählige Landschaftsmotive, Stadtansichten und Reisebilder, später kamen aber auch einige Stillleben, Portraits und Ateliermotive dazu. Die meisten der in der Galerie Lehmann gezeigten Landschaftsmotive beziehen sich auf Harburg und Hamburg, die Marschlandschaft und die Elbe.

„Das Besondere an Fesers Bildern ist das weiche Licht“, so Michael Lehmann. „Ihm ging es nicht um die klare Darstellungen von Gebäuden, sondern er wollte die Atmosphäre Norddeutschlands einfangen. Deswegen ist der Himmel bei ihm auch mal grau oder das Wasser der Elbe schmutzig.“

40 bis 50 Bilder werden in der Galerie Lehmann zu sehen sein, darunter der Harburger Hafen um 1982, Motive aus Finkenwerder, von der damals neu entstandenen Köhlbrandbrücke und dem Hamburger Hafen. „Dazu gibt es eine interessante Anekdote“, verrät Michael Lehmann.

„1939 wurde Feser festgenommen, als er an den Landungsbrücken malte. Gegenüber wurden nämlich U-Boote und Kriegsschiffe gebaut, deshalb hatte man ihn der Spionage beschuldigt.“

Michael Lehmann kennt viele solcher spannenden Geschichten über Albert Feser. Der Maler war ihm nämlich schon ein Begriff, als Lehmann in den Sechzigern in der Hamburger Galerie Commeter arbeitete. „Er hatte damals Ausstellungen in der Kunsthalle oder dem Kunsthaus und viele begeisterte Schüler, die seine Bilder gekauft haben. Deswegen hatte er auch stolze Preise: 5000 Mark – das war damals für ein so kleines Format nicht gerade wenig“, so Lehmann.

„Ich selbst mochte seine Bilder schon immer. Als uns dann kürzlich ein Teil seines Nachlasses angeboten wurde, habe ich sofort zugeschlagen.“

Heute sind die Bilder je nach Größe, Motiv, Qualität und Rahmung zwischen 400 und 1200 Euro wert und können in der Galerie Lehmann natürlich auch käuflich erworben werden.

Genauso wie die Werke von rund 50 anderen Künstlern, die die Lehmanns in ihrem Bestand haben. Darunter sind bekannte Namen wie Horst Janssen und Günter Grass, aber auch lokale Künstler wie Christel Hasper aus Jesteburg.

Eigentlich ist die Galerie Lehmann also sowieso eine Dauerausstellung. Trotzdem hat Michael Lehmann vor, in Zukunft wieder zwei bis drei Mal im Jahr die Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern zu zeigen. „Ich habe schon einige Künstler im Auge“, grinst er. „Die nächste Ausstellung wird sich auch auf Norddeutschland beziehen.“

Harburger Kulturtag am 8. November 2014: Galerie Lehmann: Gemälde von Albert Feser, Deichhausweg 11, 10 bis 20 Uhr. www.galerielehmann.de