Muslime sollen dort radikalisiert werden. Zwei Gotteshäuser sind offenbar die wichtigsten Anlaufpunkte für die salafistische Szene in Hamburg. 40 Islamisten aus der Hansestadt kämpfen im Nahen Osten.
Hamburg. Sie sind Zufluchtsorte für Islamisten: Der Verfassungsschutz beobachtet zwei Moscheen in Harburg, die bei der Radikalisierung von Muslimen eine entscheidende Rolle spielen sollen. Es handelt sich um die Taqwa-Moschee an der Anzengruberstraße und die Masjid-El-Iman-Moschee am Krummholzberg. Die Gotteshäuser bzw. die Trägervereine (unter anderem Die Gemeinschaft des Olivenbaumzweiges) sind nach Angaben der Verfassungshüter die wichtigsten Anlaufpunkte für die salafistische Szene in Hamburg.
Die entscheidende Figur in Harburg ist der Imam der Taqwa-Moschee, Abdelhak Setti. Dieser halte sich zwar öffentlich zurück und biete in seinen Predigten keine Angriffsflächen, sagte Verfassungsschutzchef Torsten Voß, allerdings dulde er Personen der dschihadistisch-salafistischen Szene in der Moschee. So soll der umstrittene Prediger Pierre Vogel in beiden Moscheen gepredigt und in der Taqwa-Moschee auch übernachtet haben, bevor er in diesem Jahr zeitweise nach Hamburg zog. Vogel soll dabei Solidarität mit Mounir al-Motassadeq gefordert haben, einem Islamisten aus dem Umfeld der Terroristen des 11. September 2001, der im Gefängnis sitzt.
Die Moschee diente bereits als Treffpunkt für die Mitglieder der Vereinigung Millatu Ibrahim, die im Juni 2012 verboten wurde. Im Jahr darauf wurde sie durchsucht, weil der Verdacht bestand, die Vereinigung habe dort trotz des Verbots weiter agiert. Ebenfalls 2013 trat der salafistische Prediger Ibrahim Abou Nagie in der Moschee auf. Nagie ist Initiator der „Lies!“-Kampagne, der Verteilung von kostenlosen Koranen.
Seit der Schließung der Taiba-Moschee am Steindamm 2010 fehlt der islamistischen Szene ein zentraler Anlaufpunkt. Die gewaltbereite Szene wich auf andere Moscheen aus. Auch Abdelhak Setti soll bereits Imam in der Taiba-Moschee gewesen sein. Neben den Harburger Moscheen gibt es noch andere salafistische Zentren, insbesondere in Mümmelmannsberg. Zu einem möglichen Verbotsverfahren gegen die Taqwa-Moschee wollte sich der Verfassungsschutz nicht äußern.
Wie erfolgreich die Missionierungsarbeit der Salafisten ist, zeigt sich an der Zahl der in die Kriegsgebiete im Irak und Syrien Ausgereisten. Mindestens 40 Hamburger sollen sich auf den Weg gemacht haben, um für Terrororganisationen wie Islamischer Staat (IS) zu kämpfen oder diese auf andere Weise zu unterstützen. Ihre Zahl stieg stark an, im August waren die Behörden von knapp 30 Ausgereisten ausgegangen. Ein Drittel soll schon wieder zurückgekehrt sein. Diese Islamisten, so wird befürchtet, könnten Anschläge planen.