Im ganzen Bundesgebiet gibt es 60 Kliniken mit Herzchirurgie. Eine davon wird ab Ende des Jahres in Harburg sein: Die Asklepios Klinik Hamburg GmbH wird die Cardio-Clinic aus Eimsbüttel ans AK Harburg verlegen.
Heimfeld. Im ganzen Bundesgebiet gibt es 60 Kliniken mit Herzchirurgie. Eine davon wird ab Ende des Jahres in Harburg sein: Die Asklepios Klinik Hamburg GmbH wird die Cardio-Clinic aus Eimsbüttel ans AK Harburg verlegen. Die Herzchirurgen werden die ersten sein, die in den Neubau auf dem Klinikgelände einziehen. Sie werden – auch firmenrechtlich – eine eigene Abteilung neben der bereits bestehenden Kardiologie bilden. Im Hamburger Landesausschuss für Krankenhaus- und Investitionsplanung hatte es Widerstand der Krankenkassen gegen die Umzugspläne gegeben. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks musste ein Machtwort sprechen, damit Harburg die Herzchirurgie erhält.
Am AK Harburg freut man sich, dass die Herzchirurgie kommt: „Das ist ein Ritterschlag für jede Klinik“, sagt Kardiologie-Chefärztin Britta Goldmann. Mit einer Herchirurgischen Abteilung im Hintergrund und im selben Haus kann sie das Spektrum ihrer Operationen deutlich erweitern. Das gleiche gilt für ihre Kollegen von der Thoraxchirurgie.
Wolf Meyer-Moldenhauer, Ärztlicher Direktor am AKH erklärt, warum: „Es gibt kardiologische Operationen, die eigentlich minimalinvasiv verlaufen, bei denen aber ein Risiko besteht, dass man dann doch am offenen Herzen operieren muss. Bislang hätte das geheißen, dass man den Patienten vom OP-Tisch aus transportfähig machen und mitsamt Operateur nach St. Georg oder Eppendorf bringen musste“, sagt er. „Ähnliches gilt für die Thorax- und die Gefäßchirurgie: Je näher sie dabei dem Herzen kommen, desto besser ist es, eine Herzchirurgie in der Nähe zu haben.“ Bestimmte Operationen, wie etwa am Aortenbogen, dürften zum Beispiel gar nicht ohne Herzchirurgen ausgeführt werden.
Am bisherigen Standort der Cardio-Clinic in Eimsbüttel waren diese Kooperationsmöglichkeiten nicht so gut gegeben, wie sie es zukünftig in Harburg sein werden. Die Herzchirurgie befand sich im Agaplesion-Diakonieklinikum an der Hohen Weide. Deren medizinische Schwerpunkte liegen in der inneren Medizin und der Frauenheilkunde. „Dort waren wir mehr Untermieter, als Kooperationspartner“, sagt Asklepios-Pressesprecher Rudi Schmidt.
In Harburg hingegen arbeitete man regelrecht darauf hin, die Cardio-Clinic in den Neubau zu holen, der im Herbst fertig werden soll. „Zum einen ist unsere Kardiologie-Chefärztin Dr. Goldmann Spezialistin für endoskopische Herzklappen-Operationen“, sagt Wolf Meyer-Moldenhauer. „Sie hat sich am UKE alle notwendigen Operationstechniken und viel Fachwissen angeeignet. Da wollen wir natürlich, dass sie ihr ganzes Können hier bei uns ausüben kann, ohne, dass sie mit kritischen Fällen in andere Kliniken reisen muss. Schließlich wollen wir unsere Chefärztin möglichst hier haben. Zum anderen vollziehen wir damit den Schritt des AKH zum Maximalversorger. Ein Bezirk wie Harburg mit seiner Funktion als Oberzentrum für die umliegenden Landkreise hat doch Anspruch auf eine Klinik mit Maximalversorgung.“
Der Landesausschuss für Krankenhaus- und Investitionsplanung, der die Krankenhausversorgung Hamburgs mitreguliert, sah das anders. Vor allem die Krankenkassen, die im Ausschuss großen Einfluss haben, sperrten sich gegen den Umzug der Klinik nach Harburg. „Wir können nur vermuten, dass die Kassen befürchten, dass sich die Anzahl der Fälle steigert, wenn die Klinik an einem günstigeren Standort ist“, sagt Rudi Schmidt. „Damit würden auch die Kosten für die Kassen steigen.“
Die Gesundheitsbehörde folgte allerdings der Argumentation der Harburger und traf in dieser Angelegenheit eine „Letztentscheidung“. Das ist Verwaltungsdeutsch für „Machtwort“. Ab September darf die Cardio-Clinic in den Neubau des AK Harburg umziehen. Mit dem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Neubaus erfüllt das AK Harburg eine wichtige Voraussetzung: Ohne Heli-Pad darf man keine Herzchirurgie betreiben. Dass der Umzug schon im September stattfindet, ist unwahrscheinlich. „Wir lassen uns die Zeit, das ordentlich zu machen“, sagt Meyer-Moldenhauer. „Aber noch in diesem Jahr sind Neubau und Umzug fertig.“